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Dem Sommerregen sei Dank: Wald einigermaßen in Schuss

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Von: Thomas Zimmerly

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Deutschlands Wälder leiden zunehmend. Im waldarmen Landkreis Dachau ist die Lage besser. Aber auch hier schlägt der Klimawandel durch.

Holz und Wald im Hintergrund
Wassermangel wirkt sich katastrophal auf Wälder aus. Der Regen kam gerade rechtzeitig in den Landkreis Dachau. © Symbolbild dpa / Uwe Anspach

Landkreis – Dem deutschen Wald geht es zunehmend schlecht. Die Zahlen sind alarmierend: 245 000 Hektar gelten nach aktuellen Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft als zerstört. 160 Millionen Kubikmeter Schadholz seien angefallen, allein in Bayern seien es 26,5 Millionen, so die IG Bauen-Agrar-Umwelt in einer Pressemitteilung. Das ZDF zitierte Experten, die schätzten, dass bis Ende dieses Jahres in Deutschland eine Waldfläche von 400 000 Hektar als unwiederbringlich verloren sei.

Die Gründe: Das erste Quartal 2020 war das wärmste seit 100 Jahren, im März und April regnete es deutlich weniger, als zu dieser Jahreszeit üblich. Beides zusammen bewirkte einen horrenden Borkenkäferbefall. Daher müsse deutlich mehr für den klimagerechten Umbau der Wälder getan werden, so die IG Bau. Und dazu wiederum brauche es jetzt mehr Forstpersonal – auch im Landkreis Dachau. Doch wie ist die Situation in den Wäldern des Dachauer Landes?

Im waldarmen (siehe Kasten) Landkreis Dachau gibt es zwei Forstreviere: Odelzhausen und Markt Indersdorf. In den alten Wäldern, weiß Franz Knierer, seien rund 90 Prozent der Fichten geschädigt. „Der Klimawandel schlägt hier voll durch“, sagt der für Odelzhausen zuständige Förster. In den Bereichen, in denen in der Vergangenheit ein Umbau erfolgte, dem sogenannten jungen Wald, sei die Lage besser, weil hier sehr viel Mischwald wachse, so Knierer.

Nun behauptet die IG Bau, dass es neben den besonders anfälligen Monokulturen aus Fichten und Kiefern sogar die Buche treffe, sagt der Bezirksvorsitzende der IG BAU Oberbayern, Michael Müller. „In Südbayern trifft das so nicht zu“, sagt hingegen Günter Biermayer, der Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürstenfeldbruck (AELF), zu dem auch der Landkreis Dachau gehört. Nur an sehr trockenen Südhängen und in schon länger aufgelichteten Altbeständen zeige die Buche Schäden, so Biermayer. „Bestandsweise Schäden haben wir im Landkreis Dachau nicht.

Wenig Wald und viele Waldbesitzer

Der Landkreis gehört nach Angaben des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürstenfeldbruck (AELF) mit einem Waldanteil von nur 16 Prozent zu den waldärmsten Regionen Bayerns (Waldanteil im Durchschnitt 36 Prozent. Besonders waldarm ist der Südosten des Landkreises, wo es bis auf einige Auwaldreste entlang der Amper kaum Wald gibt. Die vorhandenen Wälder stehen weit überwiegend im Privateigentum und sind zum Teil sehr parzelliert (zum Beispiel Altoforst bei Altomünster). Die Waldbauernvereinigung Dachau arbeitet laut Geschäftsführer Peter Göttler eng mit dem AELF zusammen, „wobei das Amt die hoheitlichen Aufgaben erledigt und wir die betrieblichen“. Staats-, Kommunal- und Großprivatwald spielen im Landkreis nur eine untergeordnete Rolle. Schwerpunkt ist hier der Bereich rund um Odelzhausen. zim

Allerdings habe man „unheimlich viel Glück gehabt“, dass es hierzulande rechtzeitig geregnet habe, erklärt Knierer. Ansonsten hätte es auch hierzulande ein richtiges Trockenjahr werden können. „Weil wir meist gute Böden und mehr Sommerniederschlag hatten, ist der Waldzustand etwas günstiger, als im Landesdurchschnitt“, ergänzt Günter Biermayer. In Franken etwa sehe es da schon schlechter aus.

Lächelnder Mann vor Baumstamm
Der Fachmann, wenn es um den Wald im Landkreis Dachau geht: Franz Knierer. © Christian Stangl

Was das von Gewerkschaftsseite geforderte zusätzliche Forstpersonal angeht – derzeit gibt es deutschlandweit rund 10 000 Forstbeschäftigte –, ist Knierer zurückhaltend. Die Wälder im Dachauer Land sind meist in Privatbesitz. Rund 1450 Eigentümer sind in der Waldbauernvereinigung Dachau (WBV) organisiert. Und die hätten ihre eigenen Leute, seien gut organisiert und würden vom Staat unterstützt. Das AELF könnte hingegen mehr Bedienstete vertragen, was die Beratung angehe, sagt Knierer – „damit wir den Waldumbau richtig machen können“.

Preise für Holz sind im Keller

Trotz der besseren Situation als in vielen Bereichen Deutschlands haben es die Waldbauern bei uns schwer. Sie sind in einer Zwickmühle. Auf der einen Seite müssen sie die notwendige Pflege ihrer Bäume machen. Förster Knierer drückt sich diesbezüglich wie folgt aus: „Wenn die Waldbauern ihre Fichten nicht freiwillig schlagen, macht es der Borkenkäfer.“ Auf der anderen Seite sind die Preise für Holz derzeit im Keller. Förster Knierer drückt sich diesbezüglich so aus: „Selbst für bestes Holz erzielen sie nur Brennholzpreise. Holz ist derzeit wie Fallobst.“

Holzexport wegen Corona stark eingebrochen

Dazu kommt, dass die bayerischen Großsägewerke, die auch viel Holz aus dem Dachauer Land abnehmen, laut Günter Biermayer sehr viel nach Italien, aber auch in andere Mittelmeerländer, liefern. Doch der Absatz dorthin ist – auch wegen der Coronakrise – eingebrochen. Dazu kommt noch das Borkenkäferholz, das „tief defizitär ist“, so der AELF-Chef. Genau dieses Holz ist ein großes Problem für die Dachauer Waldbauern. „Schadholz kommt in rauen Mengen in die Sägewerke“, sagt WBV-Geschäftsführer Peter Göttler, „das drückt den Preis mehr als Corona.“ Dazu gebe es ein Überangebot an Rundholz, das vor allem aus Hessen und dem Sauerland angeliefert werde.

Die Lage müsse sich wieder so wenden, „dass was übrig bleibt für die Waldbesitzer“, sagt deshalb Biermayer. Wenn diese überall nur Geld drauflegen müssten, würde es nicht gut ausschauen für die Forstwirtschaft, so der AELF-Chef.

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