Mit einer tragischen Liebe ins Finale

Junge Sprachtalente aus ganz Deutschland messen sich kommende Woche am Josef-Effner-Gymnasium. Dort findet erstmals das Finale des Bundeswettbewerbs Fremdsprachen statt. Auch Schülerinnen aus Dachau konnten sich dafür qualifizieren.
Dachau – Griechische Mythologie, die englische Sprache und eine tragische Liebesgeschichte: Gewöhnlich ist die Geschichte mit dem Titel „Just an ordinary story“ (übersetzt „Nur eine gewöhnliche Geschichte“) wirklich nicht. Im Gegenteil: Sie ist so spannend und kreativ, dass ihre Verfasserinnen Julia König (15), Hoang Yen-Nhi Nguyen (15) und Jasmin Wenus (16) vom Josef-Effner-Gymnasium sich damit bei einem Wettbewerb gegen Schüler aus ganz Bayern durchsetzen konnten.
Die Neuntklässlerinnen wurden beim Bundeswettbewerb Fremdsprachen zweiter Landessieger in der Kategorie „Team“ und haben sich damit als eine von vier bayerischen Gruppen für das Bundesfinale qualifiziert. Dort treten sie nächste Woche gegen Schüler aus ganz Deutschland an – und haben einen Heimvorteil: Zum ersten Mal findet das Sprachenfest am Josef-Effner-Gymnasium statt.
Rund 300 Schüler und Lehrer aus 36 Schulen kommen nach Dachau, um ihre Beiträge wie Hörspiele, Filme oder Theaterstücke in einer Fremdsprache zu präsentieren. Am Montagabend gibt es eine feierliche Auftaktveranstaltung und am Dienstag zeigen die Teilnehmer schließlich ihre Werke einer Jury aus Lehrern und Schülern.
Julia König, Hoang Yen-Nhi Nguyen und Jasmin Wenus haben ein englischsprachiges Hörspiel erstellt. Alle drei lesen auch privat gerne Bücher auf Englisch und schauen englischsprachige Filme. „Ich mag es, wie man die Sprache ausspricht“, sagt Jasmin Wenus. „Und ich finde, dass sie einfach schön fließt.“ Weil auch ihre ehemalige Englischlehrerin Susanne Renner von der Leidenschaft wusste, fragte sie die Jugendlichen, ob sie nicht Lust hätten, sich an dem Wettbewerb zu beteiligen.
Die Neuntklässlerinnen waren sofort dabei und begannen, Vorschläge für eine Geschichte zu sammeln. Das war gar nicht so leicht: „Wir sind oft zusammengesessen und haben überlegt, was wir machen sollen“, berichtet Julia König. In einer Vertretungsstunde kam dann die zündende Idee. Die Schülerinnen ließen sich von der griechischen Mythologie inspirieren und griffen eine Legende auf, bei der sich ein Bildhauer in eine Statue verliebt, die schließlich zum Leben erwacht. Die Geschichte der Jugendlichen spielt in der Gegenwart. Auch dort gibt es den einsamen Künstler Daniel, in dessen Galerie plötzlich Anastasia auftaucht. Die beiden werden ein Paar – doch das Glück ist nicht von Dauer. „Es gibt kein Happy End“, verrät Hoang Yen-Nhi Nguyen. Denn was zunächst niemand ahnt, ist, dass die vermeintliche Geliebte nur eine Statue ist, die Daniel geschaffen hat. „Bei einem Autounfall zerbricht die Statue dann“, sagt Hoang Yen-Nhi Nguyen.
Die Schüler haben lange an dem Text gefeilt und oft um jeden Satz gerungen. „Jeder von uns hat einen anderen Schreibstil“, sagt Jasmin Wenus. „Das mussten wir erst zusammenbringen.“ Wichtig war den Neuntklässlerinnen auch, die Charaktere sehr detailliert auszugestalten. „Wir wollten den Figuren eine Persönlichkeit geben“, erzählt Julia König. Das haben sie auch bei den Sprachaufnahmen versucht umzusetzen.
Am Ende schnitt Hoang Yen-Nhi Nguyen die Audios und versah sie mit Toneffekten. Bis in die Nacht arbeitete sie vor dem Abgabetermin daran. „Das Hörspiel durfte keine Sekunde zu lang sein“, erklärte sie. „Immer wieder mussten wir kürzen.“
Dass sie einen Landespreis bekommen, war für die Schülerinnen eine große Überraschung. „Wir hätten nicht gedacht, dass wir so weit kommen würden“, sagt Julia König. Jetzt sind die Jugendlichen schon gespannt auf das Sprachenfest. Sie haben dafür ihr Hörspiel extra noch mit Bildern ergänzt. Zuerst müssen sie das Projekt der Jury vorstellen, dann wird das Hörspiel vorgespielt und zum Schluss müssen sie Fragen dazu beantworten. „Man muss es perfekt vortragen, wir sind aufgeregt“, sagt Jasmin Wenus. Wie der Vortrag bei der Jury angekommen ist, zeigt sich am Mittwoch bei der Akademie der Wissenschaften in München bei der feierlichen Preisverleihung.
CLAUDIA SCHURI