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63-Jähriger bei Polizeikontrolle erwischt: „Habe noch nie ein so großes Strafregister gesehen!“

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Von: Thomas Zimmerly

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Gericht
Ein Mann musste sich am Amtsgericht Dachau wegen einem gefälschten Führerschein verantworten. © Swen Pförtner/dpa/Symbolbild

Das Amtsgericht Dachau hat einen Mann verurteilt, der mit einem gefälschten Führerschein und falschen Kennzeichen auf der A 8 unterwegs war. Der Verurteilte hatte zuvor schon 27 Straftaten begangen.

Dachau – Es war eine „normale Verkehrskontrolle“, sagte der Polizist von der Verkehrspolizeiinspektion Fürstenfeldbruck in der Hauptverhandlung vor dem Dachauer Amtsgericht. Er ahnte an jenem 7. März im vergangenen Jahr anfangs nicht, welch dicker Fisch ihm da auf der A8 bei Sulzemoos ins Netz gehen sollte.

„Totalfälschung“: Italiener (63) fährt ohne Fahrerlabnis und mit falschem Kennzeichen

Am Steuer eines Jeep Cherokee saß Antonio Mirante (63, Name geändert). Warum er den schweren Wagen aufgehalten habe, fragte Richter Tobias Bauer. „Das kann ich aus polizeitaktischen Gründen nicht sagen“, antwortete der Polizist. Berichten könne er hingegen, dass der Italiener die Kennzeichen eines anderen Autos an den Jeep geschraubt und ihm einen italienischen Führerschein unter die Nase gehalten habe, der, wie es später in der Anklageschrift hieß, eine „Totalfälschung“ war.

Der Polizist schrieb bald einen Bericht an die Staatsanwaltschaft, in dem die Worte Fahren ohne Fahrerlaubnis sowie Urkundenfälschung vorkamen. Mirante hingegen waren die gegen ihn laufenden Ermittlungen: schnurzpiepegal.

Noch immer keine Fahrerlaubnis

Wenige Monate später hielt der Polizist auf der A 8 bei Bergkirchen zunächst einen Mercedes an und dann die Luft. Hinter dem Lenkrad: Antonio Mirante. Zwar hatte der Migrant aus südlichen Gefilden, der seit 1969 in Deutschland lebt und in München wohnt, diesmal keine falschen Kennzeichen montiert und auch keinen lausig nachgemachten „Lappen“ dabei, eine Fahrerlaubnis besaß er indes immer noch nicht. Die Staatsanwaltschaft verfasste zwei Anklagen und richtete an das Amtsgericht Dachau das Begehr, es möge Signore Mirante einer gerechten Strafe zuführen.

„Ich habe noch nie ein so großes Strafregister gesehen!“

In der Hauptverhandlung sagte Richter Bauer, dass er eigentlich neben sich „ein großes Glas Wasser stellen müsste“, gegen einen trockenen Hals. Denn es würde wohl eine dreiviertel Stunde dauern, um alle strafrechtlichen Verfehlungen Mirantes, die im Bundeszentralregister festgehalten sind, vorzulesen. „Ich habe noch nie ein so großes Strafregister gesehen!“, sagte der Vorsitzende und verkündete aus Gründen einer zügigen Verhandlungsführung die Verfehlungen des Angeklagten erst ab dem Jahr 1990. Bauer sprach minutenlang.

Das Register enthält insgesamt 27 Einträge; Fahren ohne Fahrerlaubnis, Gefährdung des Straßenverkehrs, unerlaubte Einreise, Bedrohung, Körperverletzung oder Förderung der Prostitution, um nur einige Delikte zu nennen. „Wie lange waren Sie insgesamt im Gefängnis?“, fragte Bauer. Mirante schwieg. Seine Verteidigerin, Rechtsanwältin Katja Günther, meinte schlicht: „Zu viel!“

Angeklagter will sich bessern

Die Juristin aus München sagte aber auch, dass ihr Mandant, der sich um seine schwerkranke Frau und vier Kinder kümmern müsse, die Taten „ohne jegliches Wenn und Aber“ einräume. Doch er sei geläutert und wolle „das Ruder rumreißen“ mittels einer „langzeitlichen verkehrspsychologischen Beratung“. 17 Gespräche mit einem Experten hätte er schon geführt, so die Anwältin, eine Fortsetzung folge. Zudem bemühe er sich gerade, eine Kfz-Werkstatt aufzubauen. „Über einen Strohmann?!“, fragte Bauer spitz. Der Angeklagte werde niemals mehr im Leben in Deutschland einen eigenen Gewerbebetrieb führen dürfen, ließ er verlauten. Über einen integren Geschäftspartner, versicherte die Verteidigerin.

Glück beim Urteil gehabt

Geständnis und Gesprächsbereitschaft überzeugten den Staatsanwalt. Er forderte daher zehn Monate Haft – „gerade noch mal mit Bewährung“. In diese Richtung plädierte auch Günther. Acht Monate seien aber genug.

Bauer folgte in seinem Urteil dem Staatsanwalt und verhängte zudem eine Geldauflage in Höhe von 1000 Euro, zu zahlen an das Franziskuswerk Schönbrunn. „Sie haben heute sehr viel Glück gehabt“, sagte er zu Mirante, der gut beraten gewesen sei, zum Experten zu gehen. Aber: „Wenn Sie das nicht durchziehen, sitzen Sie schnell wieder hier oder bei einem meiner Kollegen“, so der Richter.

Ach ja: Der Vorsitzende erwähnte noch eine weitere „Sache“, für die sich Mirante bald verantworten muss. Der 63-Jährige war zwischenzeitlich erneut im Auto sitzend angehalten worden – und hatte diesmal wieder eine „Totalfälschung“ dabei. Einen „Wisch“ aus Griechenland, der Mirante als geeignet zum Führen eines Autos auswies.

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