Es wird wieder wärmer in den Becken

Die Hallenbäder im Landkreis waren in den letzten Wochen nichts für Feiglinge: Die Wassertemperaturen waren aus Energiespargründen deutlich gesenkt worden. Die Folge: In Dachau blieben die Besucher weg, in Indersdorf häuften sich die Beschwerden. Nun schwenken die Verantwortlichen um.
Dachau – Die September-Sitzung des Dachauer Werkausschusses war denkwürdig. Allen war klar, dass im Winter eine Energiekrise auf die Stadt zurollen würde, alle wussten aber auch, dass nach zwei harten Corona-Wintern eine erneute Schließung des Bads die Bürger sehr schmerzen würde. Deshalb wurde diskutiert: Wie weit könne man die Temperatur absenken? Solle man Neoprenanzüge im kalten Schwimmerbecken erlauben? Braucht es eine Sauna? Den Einwand von Werkleiter Robert Haimerl, dass eigentlich nur eine völlige Schließung des Bads eine signifikante Energieeinsparung bringen würde, wischte Stadtrat Markus Erhorn (Freie Wähler Dachau) schließlich mit den Worten vom Tisch: „Es geht hier nicht um Euros, sondern um Symbolik!“
Das mit großer Mehrheit verabschiedete Symbol lautete am Ende, dass Bad und Sauna über den Winter geöffnet bleiben – „bis von oben“, also Berlin oder München, „eine Schließung des Hallenbads angeordnet wird“. Bis dahin sollten die Raum- und Wassertemperatur jeweils um zwei Grad abgesenkt werden; lediglich das Nichtschwimmerbecken blieb, aus Rücksicht auf die Kinder, bei seiner normalen Temperatur.
Ab Montag, 6. Februar, wird es wieder wärmer im Bad
Da die befürchtete Anordnung aus Berlin, das Bad aus Gründen der Energiekrise schließen zu müssen, bislang ausblieb beziehungsweise – im Gegenteil – sogar eine leichte Entwarnung hinsichtlich der Füllstände deutscher Gasspeicher vermeldet wurde, schwenken die Verantwortlichen der Stadtwerke nun um: Ab kommender Woche soll es wieder wärmer werden im Bad. „Das Schwimmerbecken hat nun wieder 28 Grad warmes Wasser, die Raumtemperatur haben wir ebenfalls wieder um zwei Grad angehoben“, erläutert Barbara Kern, Abteilungsleiterin Bäder bei den Stadtwerken Dachau. Damit liegen die Temperaturen wieder auf Vorkrisenniveau. Diese Entscheidung, so Kern, sei „dem Kunden zuliebe getroffen“ worden.
Doch nicht nur die Nutzer des Bads dürften profitieren. Wie Kern nämlich auch zugibt, war es den Kunden schlicht zu kalt. „Der Besucherrückgang war spürbar.“ Vor allem Ältere und Kinder seien ferngeblieben beziehungsweise hätten sich die Kinder nur noch im (warmen) Nichtschwimmerbecken getummelt. Dieses sei in der Folge dann „extrem überfüllt und überlastet“ gewesen. Generell hätten Besucher aller Altersklassen geklagt, dass es ihnen „einfach zu kalt sei. Ihnen vergehe die Lust am Schwimmen“, so Kern.
Die Stadtwerke-Verantwortliche betont in diesem Zusammenhang jedoch, dass Dachau mit seiner Entscheidung, Wasser- und Raumtemperatur abzusenken, nicht allein gewesen sei, viele Bäder im Umkreis seien ähnlich verfahren. Und nun, mit der Kehrtwende, sei Dachau ebenfalls nicht allein. „Das machen jetzt viele andere Bäder.“ Die Rechnung sei eben doch überall die Gleiche, glaubt Kern: „Die Energieeinsparung steht in keinem Verhältnis zum Verlust der Einnahmen durch wegleibende Gäste.“
Zur Erinnerung: Wie Werkleiter Haimerl im September vorrechnete, hätte die Senkung der Temperatur um zwei Grad lediglich zu einer Energiekostenersparnis von 17 000 Euro geführt. Lediglich eine völlige Schließung des Bads hätte signifikante Auswirkungen gehabt: nämlich eine Senkung der Strom- und Gaskosten in Höhe von 326 000 Euro.
In Indersdorf hatte man es ähnlich gesehen wie in Dachau: lieber einen kleinen Betrag einsparen und den Bürgern – und vor allem den Kindern – weiterhin die Möglichkeit zum Sport bieten. Doch auch dort setzte sich zuletzt die Erkenntnis durch: Den Besuchern ist es zu kalt.
In Indersdorf gibt es am Sonntag, 5. Februar, wieder den Warmbadetag
Zwar verzeichneten die Betreiber dort keinen Besucherrückgang – aber die Schwimmer beklagten sich wegen des kalten Wassers, wie Kämmerer Philipp Blumenschein weiß. In Indersdorf wurde die Wassertemperatur von den üblichen 28,5 Grad auf 27 Grad herabgesenkt, der Warmbadetag zudem gestrichen. Doch damit ist es seit vergangener Woche vorbei. „Wir haben das Bad wieder aufgeheizt, und ab Sonntag findet auch der Warmbadetag wieder statt“, erklärte Philipp Blumenschein am Freitag. Nun können Besucher sonntags wieder das 30,5 Grad warme Wasser genießen. „Wir wollten so die Attraktivität des Bads wieder steigern.“ In Indersdorf sei das Einsparpotenzial ohnehin sehr gering gewesen, zudem werde das Indersdorfer Bad nahezu zu 100 Prozent „mit regenerativen Energien beheizt“, so Blumenschein.
Für Karlsfelder Schwimmer hingegen wäre kälteres Wasser allein ein Luxusproblem – ihr Hallenbad ist seit vergangenem Oktober aus Sicherheitsgründen geschlossen. Sie weichen derzeit auf andere Bäder wie Indersdorf aus, wie der dortige Kämmerer bestätigt. „Es fällt definitiv auf, dass zur Zeit mehr Besucher kommen.“
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