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Kunstverein bangt um seine Zukunft

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Von: Miriam Kohr

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Hoffen, dass in der Kleinen Altstadtgalerie noch nicht Schluss ist: Theresa Wirthmüller, Ann-Jasmin Ullrich, Andrea Schieri, Ilse Natter und Michael Kottermeier (von links).
Hoffen, dass in der Kleinen Altstadtgalerie noch nicht Schluss ist: Theresa Wirthmüller, Ann-Jasmin Ullrich, Andrea Schieri, Ilse Natter und Michael Kottermeier (von links). © mik

Der Dachauer Kunstverein „Schere Stein Papier“ ist besorgt, dass Kleine Altstadtgalerie schließen muss. Alles hängt jetzt an einem Gutachten.

Dachau – 34 Veranstaltungen organisierte der Verein Schere Stein Papier im vergangenen Jahr, darunter regelmäßig stattfindende Themen-Cafés, ein Advents-Schafkopfen, zwei Lesungen und fünf Ausstellungen in der Kleinen Altstadtgalerie. Der Plan für dieses Jahr steht bereits: Es soll Lesungen, Ausstellungen und weitere Cafés geben. Ob das alles so klappt, wie sich die Organisatoren das vorstellen, ist jedoch nicht gewiss. Denn die Galerie muss vielleicht schließen. Alle Hoffnungen des Vereins konzentrieren sich nun auf ein Gebäudegutachten.

Der Dachauer Kunstverein „Schere Stein Papier“ besorgt, dass Kleine Altstadtgalerie schließen muss

Dabei blicken die Vereinsmitglieder auf ein gutes Jahr zurück. Über 350 Besucher bei den beiden Lesungen und den Eröffnungsabenden der Ausstellung zählte der Verein, wie der stellvertretende Vorsitzende, Michael Kottermeier, bilanziert. Der ganze Vorstand ist zufrieden. „Dafür, dass wir alles ehrenamtlich machen, erreichen wir viele, sehr unterschiedliche, Leute“, zeigt sich Kottermeier stolz.

Viele Café haben sich etabliert

Viele Themen-Cafés wie das feministische Café – heuer mit zusätzlichem Graffiti-Workshop in Kooperation mit dem Freiraum und einer Kundgebung – haben sich laut Theresa Wirthmüller bewährt. Achtmal fand das feministische Café vergangenes Jahr statt.

Die große Überraschung des Vereins: das Magic Café. Dort treffen sich regelmäßig bis zu 15 Leute, um das Sammelkartenspiel zu spielen. „Wir hatten insgesamt neun Termine und einmal sogar bis zu 25 Besucher“, erzählt Kottermeier. „Schere Stein Papier, das ist der Verein mit dem Magic Café“, habe Vorsitzende Andrea Schieri sogar schon von Leuten gehört. Das neue „Aushängeschild“ wird natürlich weitergeführt. „Es können gerne neue Leute dazustoßen. Es stehen immer Kartendecks zum Ausleihen bereit“, so Wirthmüller.

Der Dachauer Kunstverein „Schere Stein Papier“ plant Ausstellungen

Noch etablieren muss sich das Literatur-Café und „Küche für alle“. Ilse Natter freut sich auf weitere Lesebegeisterte jeden Alters, welche zu den Buchbesprechungen kommen möchten.

„Bei Küche für alle bieten wir seit September regelmäßig ein warmes, veganes Essen gegen eine Spende an. Jeder gibt so viel er kann. Und wenn das nichts ist, ist das auch ok“, erklärt Michael Kottermeier.

Heuer hat der Verein für Februar bereits einen Termin für eine Lesung mit Rose-Lise Bonin und ihrem Buch „Perfect – Spüre die Angst“ festgelegt. Auch drei Ausstellungen sind in Planung: Eine Gruppe von fünf Fotografen möchte Ende März ihre analogen Landschaften präsentieren, ein Künstler darf im Juli seine Kalligrafie-Künste zeigen und auch einen Workshop dazu anbieten. Außerdem möchte man die erfolgreiche Ausstellung „Kunst vor Schluss“, welche das Jahr 2022 abschloss, weiterführen. „Teilweise mit neuen Künstlern“, kündigt Kottermeier an. Er hofft, dass „Kunst vor Schluss“ 2022 wirklich nur die letzte Ausstellung des Jahres war – und nicht für immer. Denn ob all diese Pläne aufgehen, ist ungewiss. Die Kleine Altstadtgalerie in der Burgfriedenstraße 3 könnte nämlich vor dem Aus stehen – ähnlich wie das benachbarte Café Gramsci (wir berichteten).

Schonfrist für die Kleine Altadtgalerie

Während das Gramsci bereits am 31. Januar schließen muss, bekommt die Galerie, die baulich ebenfalls in schlechtem Zustand ist, eine Schonfrist. „Die Stadt gab ein Gutachten in Auftrag, welches zeigen soll, mit wie viel finanziellem Aufwand die Galerie renoviert und nach den neusten Brandschutzbestimmungen umgebaut werden müsste“, erklärt Galerist Frank Donath, der in der Kleinen Altstadtgalerie seit 17 Jahren Ausstellungen organisiert.

Wir haben hier so viel Zeit, Lust und Liebe reingesteckt, es wäre schade, wenn alles umsonst gewesen wäre!

Michael Kottermeier

Klar ist: Sind die Kosten zu hoch, muss die Galerie schließen – und zwar für immer. Neben Donath würde dann auch „Schere Stein Papier“ die Ausstellungsräume verlieren. Fatal, wie der Verein schildert. „Es gibt in Dachau sonst keine ähnlichen Räume“, meint Wirthmüller. Denn um die ursprüngliche Vereinsidee zu leben, nämlich Kunst unkompliziert zu fördern und jungen Künstlern für wenig Eigenkosten eine Fläche zu bieten, benötigt es vor allem eines: Räumlichkeiten, die nichts bis wenig kosten. Deshalb hofft der Verein neben einem positiven Gutachten auch darauf, dass die Stadt Dachau spendabel ist.

„Wir haben hier so viel Zeit, Lust und Liebe reingesteckt, es wäre schade, wenn alles umsonst gewesen wäre“, sagt Kottermeier. Wirthmüller ergänzt: „Für die Stadt ist es ja auch positiv, dass wir hier unbezahlte Kulturarbeit leisten.“ Aufgrund der Ungewissheit und der fehlenden planerischen Sicherheit sagte Donath bereits einem Künstler für dieses Jahr ab. Der Verein dagegen hat allen Künstlern das Problem geschildert. Nun heißt es abwarten.

Termine des Vereins

sind auf der Webseite https://scheresteinpapierev.de/ im Kalender zu finden oder im Newsletter, für den man sich ebenfalls auf der Internetseite anmelden kann.

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