- vonNikola Obermeierschließen
Der TSV 1865 will zumindest einen Teil seines Grund und Bodens behalten. Der TSV-Chef Wolfgang Moll kündigte an, dass der Verein mit der Idee, ein Sportstudentenwohnheim zu errichten, in die nächste Mitgliederversammlung gehen und sich einen Beschluss dafür holen will – konträr zum Stadtratsbeschluss.
– Rund 50 Mitglieder des TSV 1865 Dachau sind am Mittwoch ins Vereinsheim an der Jahnstraße gekommen: Zu der Pressekonferenz, zu der TSV-Chef Wolfgang Moll geladen hatte. Moll erklärte, wie es zu dem offenen Brief an OB Florian Hartmann gekommen war (wir berichteten). Ihn stört: Dass die Stadt die Planungshoheit über die Aussiedelung des TSV hat, und dass der TSV sein gesamtes Vermögen abtreten muss.
Moll will Sportstudentenapartments auf dem Vereinsgelände schaffen
Denn er hat die Idee, auf einem Teil des Vereinsgeländes an der Jahnstraße eine sportgebundene Kita, Nachmittagsbetreuung und Sportstudentenapartments zu errichten, mithilfe von Sponsoren. Auch wenn das laut Moll „nur ein kleiner Baustein“ ist: Mit dieser Idee will er in der nächsten Mitgliederversammlung Stimmen sammeln für einen Beschluss – entgegen dem Stadtratsbeschluss, nach dem der Verein sein gesamtes Vermögen in die Sportstättenentwicklung einbringen muss.
Kurz bevor Wolfgang Moll zu einer Pressekonferenz ins Vereinsheim des TSV 1865 an der Jahnstraße rief, hatte der Finanzausschuss der Stadt Dachau rund 600 000 Euro unter anderem für die Ertüchtigung des Fußballfeldes im Stadion und die Leichtathletikanlagen im Haushalt 2018 eingestellt. Zumindest hätte der TSV-Chef dann einige der Mitglieder beruhigen können.
Moll warf OB Hartmann vor gegen die Interessen der Stadt zu arbeiten
Die Pressekonferenz des TSV 1865 am Mittwoch war auch eine kleine Mitgliederversammlung: Gut 50 Besucher, Mitglieder und Interessierte, kamen im Vereinsheim zusammen. Der Anlass: ein offener Brief des TSV-Vorsitzenden Wolfgang Moll an OB Florian Hartmann und die Reaktion des OB darauf. Moll hatte dem OB und der Stadt vorgeworfen, gegen die Interessen der Stadt Dachau zu arbeiten.
OB verteidigt sich
Der OB widerlegte diesen Vorwurf und alle anderen Vorwürfe in einem Pressegespräch am Dienstag zusammen mit vier Mitarbeitern Stück für Stück und legte chronologisch die Fortschritte zur zumindest teilweisen Aussiedelung vor. Und Hartmann verkündete, dass die Idee des TSV, auf einem Grundstück östlich der Theodor-Heuss-Straße eine Halle mit dem Kunstrasenfeld auf dem Dach zu errichten, derzeit von einem Planer baurechtlich geprüft werde – was Moll aus der Zeitung erfuhr.
Und was Moll auf ein Neues verärgerte: „Das ist nicht nachvollziehbar – wir haben damit zu tun“. Moll stört, dass die Stadt „Entscheidungen über und nicht mit dem Verein trifft“. Ihn stört vor allem „der Umgang miteinander“. Und ihn stört, dass der Verein sein Grundvermögen abtreten muss – was der Stadtrat schon vor vielen Jahre einstimmig beschlossen hat: Der Verein müsse sein Vermögen in die Sportstättenentwicklung miteinbringen. Molls Version: „Dem Verein wird im Gegenzug nur in Aussicht gestellt, neue Grundstücke in Erbpacht zu erhalten.“
Tilo Ederer, Abteilungsleiter Judo, erklärte, dass es ja bereits einen Beschluss aus früheren Jahren gebe, dass der Verein seinen Grund und Boden nicht aufgebe. „So kann der Verein ja selbstständig bleiben.“ Und wenn verkauft werden soll, müsse auch die Mitgliederversammlung darüber entscheiden.
Worum geht es den Sportlern?
Mehrere Mitglieder meldeten sich zu Wort – und zeigten, worum es den Sportlern wirklich geht: Sport zu machen – in funktionierenden Sportstätten. „Auf dem Platz steht man bei dem Wetter bis zu den Knöcheln im Batz!“, „Gibt es nächstes Jahr einen Kunstrasenplatz?“, fragten die Mitglieder. Moll machte deutlich, in welcher Bredouille der Verein steckt: Die Sportstätten, allen voran die Jahnhalle, seien stark renovierungsbedürftig. Die Aussiedlung eilt – oder die Sanierung.
Doch es geht ja voran: Mit der Überprüfung einer Halle mit Kunstrasen auf dem Dach, mit der Ertüchtigung des Fußballfeldes 2018. Ob die Arbeitsatmosphäre zwischen TSV und Stadt wieder sachlich wird, bleibt abzuwarten. Von einer Entschuldigung beim OB, wie sie das Bündnis für Dachau forderte, will Moll nichts wissen.
Moll: „Ich hoffe, dass wir uns nicht auseinanderdividieren lassen“
Der TSV-Chef rief die Mitglieder zum Abschluss der Versammlung zu Zusammenhalt auf. „Ich hoffe, dass wir uns nicht auseinanderdividieren lassen“ – auch hinsichtlich seiner Idee für das Stammgelände.