Zwei Poller für mehr Nachtruhe

Runter immer, rauf nimmer: Die neuen versenkbaren Poller am Schlossberg sollen endlich für nächtliche Ruhe am Schlossplatz sorgen. Das Hightech-System läuft seit knapp einer Woche. Anwohner und Stadt sind zufrieden. Es gab nur kleinere Startschwierigkeiten.
Dachau – Wer mit seinem tiefer gelegten, hoch motorisierten Schlitten in Zukunft abends noch eine Runde über den Dachauer Schlossplatz drehen will, muss früh dran sein. Nach 23 Uhr wird der PS-Protzer nämlich kurz vor dem Schloss jäh ausgebremst. Zwei Poller versperren ihm den Weg. Erst morgens um 5 Uhr werden die beiden Sperren wieder im Boden versenkt und damit die Auffahrt zum Schlossplatz wieder freigegeben.
Seit vergangenem Freitag läuft das System, das der Umwelt- und Verkehrsausschuss im vergangenen Jahr beschlossen hatte. Ursprünglich war überlegt worden, eine Schranke unten am Berg aufzustellen beziehungsweise, nachdem die Schranken-Lösung verworfen worden war, ein dynamisches Parkleitsystem zu installieren. Damit hätte Autofahrern bereits unten am Schlossberg angezeigt werden sollen, wie viele freie Parkplätze es oben am Schlossplatz noch gibt. Die Krux daran: Die nächtlichen Raser hätte diese Regelung nicht ausgebremst, zudem wäre die Technik mit 150 000 Euro unverhältnismäßig teuer gewesen. Die Poller-Lösung in Kombination mit dem bereits im Sommer 2018 eingeführten Tempolimit auf 10 km/h am Berg soll nun dauerhaft für Ruhe sorgen.
Zumindest die Geschwindigkeitsbeschränkung samt der zugehörigen regelmäßigen Kontrollen scheint sich bei den Autofahrern bereits herumgesprochen zu haben. Laut Stefan Januschkowetz vom zuständigen Ordnungsamt sind die Messergebnisse „unauffällig. Ein paar fahren ein bisschen zu schnell, die meisten aber halten sich im erlaubten Rahmen“.
Einen ähnlichen Lerneffekt erhofft sich Januschkowetz nun auch im Fall der Poller. Klar, in den vergangenen Tagen seien noch viele Autofahrer von der nächtlichen Durchfahrtssperre überrascht worden und zu einem Wendemanöver auf Höhe der Flaschenabfüllerei gezwungen gewesen. „Wir überlegen aber“, so Januschkowetz, „ob wir unten am Berg ein Hinweisschild ,Sackgasse von 23 bis 5 Uhr’ aufstellen.“ Dadurch würden Autofahrer frühzeitig darauf hingewiesen, dass sie sich die Fahrt zum Schlossberg – sofern sie keine Anwohner oder Rettungskräfte sind – sparen können. Beschwerden über das neue System, betont Januschkowetz, seien im Ordnungsamt bislang keine eingegangen. „Ein gutes Zeichen“, wie er findet.
Lediglich kleinere Schwierigkeiten bei der Abfahrt vom Berg habe es bislang gegeben. Die Technik funktioniert nämlich so, dass – wenn die Poller einmal ausgefahren sind – nur noch Personen mittels Chipkarte oder einer registrierten Handykennung die Poller versenken und damit nach oben fahren können. Nach unten hingegen können alle: Besucher einer Veranstaltung im Schloss beispielsweise müssen nur nah genug an den Poller ranfahren, damit die Induktionsschleife dem Poller das Signal zum Versenken gibt. „Manche Autofahrer“, glaubt Januschkowetz, „sind aber einfach zu weit vor dem Poller stehen geblieben, sodass die Technik das nicht erkannt hat“. Abgesehen von diesen vielleicht noch etwas zu scheuen Autofahrern ist sich Januschkowetz aber sicher: „Grundsätzlich funktionieren die Dinger!“
Die Anwohner des Schlossbergs sind mit der Maßnahme zufrieden. Seit Jahren hatten sie den Stadt-Politikern ihr Leid geklagt. Dominik Härtl etwa hatte der Heimatzeitung gegenüber berichtet, dass gerade in den Sommermonaten ein derartiger Andrang von PS-Verrückten geherrscht habe, dass die Bergauf-Raser in der engen, unübersichtlichen Kurve zwischen Kloster- und Schlossstraße hupen mussten – um einen Zusammenstoß zu verhindern. „An Schlaf ist da, selbst bei geschlossenen Fenstern, nicht zu denken“, so Härtl. Er und seine Nachbarn gaben sich daher, auch wenn die eigentlich gewünschte Schranke abgelehnt worden war, „offen für kreative Ideen. Denn alles, was das Problem löst, ist uns recht“.
In den sozialen Netzwerken wurde die neue Regelung zuletzt natürlich ausgiebig kommentiert. Dass nun „Kommunisten die freie Fahrt für die Autos blockieren“ war dabei – zur Erleichterung der Anwohner – eine Einzelmeinung. Die meisten anderen geben zu: „Es war ein Wahnsinn, was da immer los war.“