Wie Michaela Grob, Sprecherin des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord in Ingolstadt, auf Nachfrage erklärt, seien das Opfer und die aus der Ukraine Geflüchtete – in Dachau registriert wurde sie laut Landratsamt Ende Januar – Bekannte gewesen. Eine sexuelle Beziehung, das betont die Sprecherin, habe nicht bestanden.
Die Frau habe die Bekanntschaft genutzt, um den Dachauer zu bitten, ob sie ein paar Tage bei ihm wohnen könne. Als daraus jedoch Wochen wurden und die Frau auch keine Anstalten machte, auszuziehen, habe der 54-Jährige das Zusammenleben beenden wollen. „Es war nie sein Wille, dass sie länger bei ihm bleibt“, sagt die Polizeisprecherin.
Am Sonntagabend sollte dann wohl das finale Gespräch stattfinden. Die Ukrainerin sah sich dabei drei Menschen gegenüber: ihrem Obdachgeber, dessen Ex-Partnerin und deren Ehemann. Die beiden Gäste konnten die Eskalation des Gesprächs, über dessen Einzelheiten die Polizei nichts sagen will, augenscheinlich nicht verhindern.
Wegen Totschlags wurde die 51-Jährige noch an Ort und Stelle verhaftet. Aktuell sitzt sie in einer Münchner Justizvollzugsanstalt. Die Kripo Fürstenfeldbruck ermittelt derweil die Hintergründe der schrecklichen Ereignisse. Fest steht: Keiner der Beteiligten stand unter Alkoholeinfluss. Eine Vorerkrankung beim 54-Jährigen habe ebenfalls nicht bestanden.
Gegenstand der Ermittlungen ist nun unter anderem, woher sich Opfer und Täterin kannten beziehungsweise in welchem Verhältnis sie zueinander standen. Die Polizei vermutet, dass der 54-Jährige, der allein in seiner Wohnung in dem Mehrfamilienhaus an der Pater-Roth-Straße lebte, die Frau bei einem beruflichen Aufenthalt in der Ukraine kennengelernt habe. Polizeisprecherin Grob spricht von einer „weitläufigen Bekanntschaft“.
Die 51-Jährige war zudem nicht das erste Mal in Deutschland, schon 2011 hatte sie ein Visum beantragt. Sowohl damals als auch jetzt habe sie die formalen bürokratischen Erfordernisse eingehalten. Für Flüchtlinge aus der Ukraine bedeutet dies laut Landratsamtssprecherin Sina Török derzeit, sich bei der Gemeinde oder Stadt, in der man eine Unterkunft erhalten hat, zu melden, und sich in einem zweiten Schritt bei der Ausländerbehörde einen sogenannten Aufenthaltstitel zu besorgen.
Damit geht es schließlich zum Jobcenter, das sich um die finanzielle Hilfe für die Geflüchteten kümmert. Dieses System, so Török, habe sich in den vergangenen Monaten bewährt. Wenn es überhaupt eine Dunkelziffer nicht gemeldeter ukrainischer Kriegsflüchtlinge gebe, dann sei die „relativ gering“. Denn, so Török: „Jeder will doch legal hier sein und Unterstützung bekommen.“
Dass die Bluttat in der Pater-Roth-Straße im Rahmen der Flüchtlingswelle aus der Ukraine bislang eine absolute Ausnahme ist, bestätigt Polizeisprecherin Grob: „In den vergangenen beiden Jahren gab es im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord kein Kapitaldelikt, welches durch einen ukrainischen Staatsangehörigen begangen wurde.“
Ursprungsmeldung vom 7. Februrar, 10:30 Uhr: In einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus in der Pater-Roth-Straße in Dachau hat sich am Sonntagabend ein Streit entwickelt. In dessen Verlauf griff die 51-jährige Ukrainerin zu einem Messer und verletzte den 54-jährigen Wohnungsinhaber damit schwer, wie das Polizeipräsidium Oberbayern Nord mitteilte.
Die 54-jährige Exfrau des Opfers und ihr neuer Ehemann, die beide zur Tatzeit in der Wohnung zugegen waren, griffen ein, um die Angreiferin zu überwältigen und zu entwaffnen. Jedoch waren die bereits erlittenen Stichverletzungen am Oberkörper des Geschädigten so schwer, dass dieser noch in der Wohnung verstarb.
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