Jakob Grauer ist tot - Trauer um ein Dachauer Original

Jakob Grauer starb im Alter von 85 Jahren.
Dachau – Die Große Kreisstadt hat einen ganz besonderen Menschen verloren: Jakob Grauer, Ur-Dachauer, Handwerker und Kunstmaler in Personalunion sowie ein Mensch, mit dem es – wie Freunde sich erinnern – „nie langweilig“ wurde. „Irgendwas hat der Jak immer gwusst“, heißt es aus seinem Freundeskreis.

Der Grauer Jak, wie er in der Stadt genannt wurde, starb am 24. Januar, kurz vor seinem 86. Geburtstag. Die letzten fünf Jahre seines Lebens, so sagt die Familie, hatte er mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Das Herz machte ihm zu schaffen und eine fortschreitende Demenz. Und obwohl er geistig vielleicht nicht mehr immer alles verstand, was um ihn herum geschah, so bekam er eines doch mit: dass ein Umzug anstand, in eine kleinere Wohnung. Seinem Schwiegersohn Hans Rabe sagte Grauer dazu jedoch: „Die Erika zieht um.“ Auf Nachfrage Rabes, dass doch nicht nur seine Frau, sondern auch er selbst umziehen würde, war sich der 85-Jährige aber sicher: „Nein, ich zieh nicht mehr um.“ Kurze Zeit später schloss er friedlich für immer seine Augen.
Im Frieden mit sich und der Welt war der Grauer Jak aber eigentlich immer, wie sich Freunde und Familie erinnern. Freilich konnte er granteln und schimpfen, aber es war nie böse gemeint. Grauer war ein Familienmensch, der es liebte, für sich und seine Erika, die drei Kinder samt Partnern, die vier Enkel- und mittlerweile sogar ein Urenkelkind zu kochen. „Die Grauer-Essen waren legendär“, erinnert sich Schwiegersohn Rabe. Sein Schwiegervater habe „es geliebt, wenn alle beinander waren“.
Was Jakob Grauer auch geliebt hat: das Malen. Als Schulbub lernte er bei keinem Geringerem als Kunstmaler Henry Niestle (1876 – 1966), der seine Malstube in der Erchanastraße und damit nicht weit entfernt vom Haus der Grauers an der Schinderkreppe hatte. In der kargen Kriegs- und Nachkriegszeit aber langte das Geld nicht, um den talentierten Buben auf eine Kunstschule zu schicken. Jakob Grauer wurde stattdessen Handwerker. Erst lernte er in München Schmied, nach einem Arbeitsunfall dann Lackierer.
Im Lauf der Jahre aber gewann seine Liebe zur Malerei immer mehr die Oberhand, Jakob Grauer machte sich weitum einen Namen als Künstler für Schützenscheiben, Theaterkulissen und Maibaumtaferl. Mindestens 40 seiner Schützenscheiben, so schätzte er einmal, hängen im Schützensaal des Drei Rosen.
Die Inspiration für seine Bilder holte er sich in der Natur, leidenschaftlich radelte er durchs Dachauer Land. Auch bei den Münchner Armbrustschützen war er viele Jahre aktiv. In einer Garage richtete er sich eine Werkstatt ein, mit Drehbank und Regalen, wo er all seine Farben, Pinsel und Malstecken aufbewahrte.
Horst Ullmann war ein alter Freund Grauers, der sowohl den Menschen, als auch den Künstler schätzte. „Für unseren Musiker-Stammtisch hat er immer tolle Plakate gemacht.“ Zudem war es Grauer, der mit Ullmann die politische Vereinigung „Bürger für Dachau“ aus der Taufe hob. Mit Grauers Tod, da ist sich Ullmann sicher, „verliert Dachau eines seiner letzten Originale“. Grauer habe sich „nie verbogen oder verstellt“.
Das bestätigt auch sein Schwiegersohn Hans Rabe. Für ihn war Jakob Grauer ein besonderer Mensch, „er war gleichzeitig bodenständig und ein unverbesserlicher Freigeist“.
Die Beisetzung
Jakob Grauers findet im engsten Familienkreis statt.