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Viele Pendler, hohe Kaufkraft im Landkreis Dachau

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Die Pendlerzahlen im Landkreis Dachau.
Die Pendlerzahlen im Landkreis Dachau © MM

Im Landkreis Dachau gibt es eine hohe Kaufkraft, aber es wird viel Geld außerhalb des Landkreises verdient.

So geht aus einer Studie des Marktforschungsinstituts GfK zur Kaufkraft 2023 in Deutschland hervor, dass der Landkreis Dachau in Bezug auf die vorhandene Kaufkraft auf Platz 8 unter allen Landkreisen und kreisfreien Städten Deutschlands liegt. Im Durchschnitt hat, so die GfK-Prognose, in diesem Jahr jeder Landkreisbürger ein verfügbares Nettoeinkommen (inklusive staatlicher Zahlungen wie Renten oder Kindergeld) von 31 584 Euro zur Verfügung, das er ausgeben oder sparen kann. Der Bundesdurchschnitt liegt lediglich bei 26 271 Euro.

Studie zur Kaufkraft: Platz 8 für Landkreis

In Bayern wird durchschnittlich 28 453 Euro verdient. Einem Dachauer Landkreisbürger steht somit 20 Prozent mehr finanzielle Mittel für Ausgaben zur Verfügung als im Bundesdurchschnitt.

Über 28 000 Pendler im Landkreis

Daten des Statistischen Landesamts zeigen aber auch, dass das Geld, das die Landkreisbürger ausgeben können, zu großen Teilen nicht am Wohnort und somit im Landkreis Dachau erwirtschaftet wird. So wies der Landkreis Dachau im Jahr 2021 einen Pendelsaldo von über 28 000 Einwohnern auf, das heißt dass 69 793 Menschen jeden Arbeitstag ihre Wohnortgemeinde verlassen, um in einen anderen Ort zum Arbeiten zu fahren, während umgekehrt 41 785 Auswärtige einpendeln – also vom Wohnort außerhalb zu einer Arbeitsstätte innerhalb des Landkreises Dachau. Ein Blick auf die beiden größten Gemeinden im Landkreis zeigt, dass die meisten der sogenannten Auspendler nach München zur Arbeit fahren.

So waren es im Jahr 2021 10 725 Menschen, die sich aus der Stadt Dachau jeden Tag in die Landeshauptstadt aufmachten, weitere 1010 Dachauer Bürger fuhren regelmäßig zur Arbeit nach Karlsfeld, 781 nach Bergkirchen. Auch unter den Bewohnern Karlsfelds ist München die bevorzugte Arbeitsadresse, hier pendelten 6214 Menschen jeden Tag in die Landeshauptstadt zum Arbeiten. Immerhin etwas mehr als 1000 Karlsfelder zog es zum Arbeiten nach Dachau, 171 nach Bergkirchen.

Bergkirchen nimmt eine Sonderstellung ein

Betrachtet man die Pendlerströme der einzelnen Gemeinden im Landkreis (siehe Tabelle rechts), so nimmt Bergkirchen eine Sonderstellung ein. Die Gemeinde, die vor Jahren ein Gewerbegebiet an der A8 erschlossen hat, ist die einzige Kommune im Landkreis, die einen positiven Pendlersaldo aufweist. Das heißt, es kommen mehr Menschen in die Gemeinde zur Arbeit, als diese sie verlassen. Mehr als 1000 Münchner fahren jeden Tag zur Arbeit nach Bergkirchen, auch 781 Dachauer tun dies.

Zwar bekommen die Wohnortgemeinden auch dann etwa 15 Prozent des Einkommensteueraufkommens der Beschäftigten zugewiesen, wenn ihre Bürger nicht in der Wohnortgemeinde beschäftigt sind, doch eine solch hohe Pendlerquote im Landkreis hat zur Folge, dass sehr viele Beschäftigte ihre Arbeitskraft für Unternehmen einsetzen, die außerhalb der Landkreisgrenzen ansässig sind und dort auch ihre Gewinne erwirtschaften. Die darauf zu zahlenden Gewerbe- und anteilige Körperschaftssteuern kommen dann den Gemeinden, die die Betriebe beheimaten, zugute. Des Weiteren führt der Pendelverkehr häufig zu Staus und Umweltverschmutzung.

Johann Liebl, Wirtschaftsförderer für den Landkreis Dachau, bestätigt die Verkehrsprobleme, die die Pendlerströme mit sich bringen. Nicht nur aus dem Dachauer Landkreis selbst, sondern auch aus den Nachbarlandkreisen Aichach, Schrobenhausen oder Pfaffenhofen würden sich Tausende jeden Tag auf den Weg zur Arbeit nach München machen und dabei den Dachauer Landkreis durchfahren. Als „Trichter“ der Wegstrecken bezeichnet Liebl die Stadt Dachau; Karlsfeld sei dann das „Nadelöhr“.

Verkehrskonzept soll Erleichterung bringen

Der Landkreis Dachau habe deswegen in den letzten Jahren ein Verkehrskonzept entwickelt und den Öffentlichen Personennahverkehr ausgebaut, um es Pendlern leichter zu machen, auf ihr Auto beim Weg zur Arbeit zu verzichten. Neben dem Ausbau der S-Bahn nennt Liebl in diesem Zusammenhang eine Reihe von Bus-Tangentialverbindungen, die den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel attraktiver machen sollen.

Parkplatz am Karlsfelder Bahnhof: Viele Pendler steigen hier vom Auto in die S-Bahn um, um zu ihren Arbeitsplätzen nach München zu fahren.
Parkplatz am Karlsfelder Bahnhof: Viele Pendler steigen hier vom Auto in die S-Bahn um, um zu ihren Arbeitsplätzen nach München zu fahren. © Bernhard Hirsch

Neben den Verkehrsaspekten sieht Liebl auch negative Folgen für die Gewerbesteuereinnahmen derjenigen Landkreiskommunen, die hohe Auspendlerquoten haben. „Gerade in der jetzigen Zeit mit Haushaltsproblemen in vielen Gemeinden zeigt sich, dass Gemeinden mit vielen Gewerbeflächen weniger Probleme mit ihrem Gemeindehaushalt haben“, so Liebl.

Der Wirtschaftsförderer ist deswegen überzeugt, dass die Gemeinden des Landkreises weitere Gewerbeflächen ausweisen sollten. Diese sollten idealtypisch überregional verkehrstechnisch angebunden und am Ortsrand angesiedelt sein, um die Belastungen der Bevölkerung zu reduzieren und auch Platz für neuen Wohnraum zu belassen. Liebl hofft auf technologieorientierte Firmen, die hochwertige Arbeitsplätze bieten und auch Gewerbesteuereinnahmen ermöglichen.

hi

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