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Dieser Dachauer kochte für die Queen

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Robert Burgmeier mit seinem Bruder Anton. Der kam zur Verstärkung aus dem heimischen Hotel in Etzhausen.

Dachau/Berlin - Ihre Majestät Königin Elisabeth II. haben geruht, beim Staatsbankett im Schloss Bellevue die ihr kredenzten Speisen restlos zu verschmausen. Kein Krümelchen befand sich nach jedem der vier Gänge auf dem royalen Teller. Bachforelle und Müritzlamm – alles futsch. Das bedeutet vor allem eines: höchstes Lob für den Koch. Und der ist Dachauer: Robert Burgmeier.

Die 89-jährige Monarchin liebt eigentlich Hausmannskost. Ihr Sonntagsbraten geht ihr über alles. Zum Frühstück verspeist sie – zu Dudelsackmusik – gerne Cornflakes aus der Tupperschüssel, kolportieren Hofberichterstatter. Beim Staatsbankett am Mittwochabend im Berliner Schloss Bellevue ging das natürlich nicht. Viele der rund 140 geladenen Gäste aus Politik, Sport und Showbiz wären ganz sicher „not amused“ gewesen, schnödes Lammfleisch mit Minzsauce oder matschige Maisflocken vorgesetzt zu bekommen. Es bedurfte schon eines erlesenen Vier-Gänge-Menüs. Und das wiederum rief den Dachauer Spitzenkoch Robert Burgmeier auf den (Speise-)Plan.

Der 37-jährige Dachauer gilt als Meister seines Fachs. Er servierte seine Speisen unter anderem in der Post in Klosters, im Dorchester in

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Der 37-jährige Robert Burgmeier gilt als Meister seines Fachs. Er arbeitete schon im Mandarin Oriental in München oder im Dorchester in London.

London oder im Mandarin Oriental in München. Seit 2008 wohnt der zweifache Vater mit Lebensgefährtin Marike Pohl in Berlin und ist dort bei der britischen Botschaft engagiert. Er hat schon für viele Persönlichkeit zu Kochlöffel und Kasserolle gegriffen. Etwa für Prinz Charles. Und nun war eben dessen Frau Mama an der Reihe.

„Ich habe durchs Fenster geschaut, wie die Queen reingekommen ist. Sehr erhaben. Wirklich ein Traum“, sagt Robert Burgmeier. Freilich: Er ganz alleine konnte natürlich das Menü nicht auf die Tische zaubern. Darum holte er sich Verstärkung aus der eigenen Familie an die Spree: Bruder Toni. Der 28-Jährige führt daheim in Etzenhausen gemeinsam mit den Eltern Irene und Robert senior das Hotel Burgmeier. Toni folgte dem Ruf gerne: „Das war ja richtig Stress für meinen Bruder, der vorher schon auf dem G7-Gipfel kochen musste.“ Mit acht weiteren Kollegen beeindruckten die Gebrüder Burgmeier Elisabeth II. mit: Bachforelle, Wildkraftbrühe, Müritzlamm mit Kartoffeltörtchen und Beelitzer Spargel sowie Erdbeer-Holunderblüten-Variantionen.

Bis Mitternacht brieten und blanchierten, dämpften und dünsteten die Burgmeiers in ihrer Küche, was das Zeug hielt. Ein Knochenjob, der sich am Ende lohnte. „Sie hat gezeigt, dass es ihr sehr gut geschmeckt hat“, sagt Robert Burgmeier. Die Queen kam nach dem rund zweistündigen Gaumenschmaus selbstredend nicht höchstpersönlich in die Küche, aber sie verlieh ihrer Freude in einer Karte an die Maîtres Ausdruck.

Auch auf der Gartenparty dürfte der Dachauer seine Speisen kredenzen

Für das stets gut behütete britische Staatsoberhaupt wurde tags darauf in der Residenz des britischen Botschafters Simon McDonald eine Gartenparty arrangiert, bei der der 89. Geburtstag der Queen (er war im April) nachgefeiert wurde. Und auch hier waren die Künste von Botschaftskoch Robert Burgmeier und dessen Bruder Toni gefragt. „Wir haben für 650 Gäste ein Flying Buffet aufgebaut. Und fürs Essen brauchten wir sogar 14 Köche“, verrät Robert Burgmeier. „Als die Queen herum gegangen ist, durfte nichts serviert werden, eine Begrüßung mit vollem Mund geht gar nicht.“ Erst nachdem das „God save our gracious Queen! Long live our noble Queen...“ der britischen Nationalhymne verklungen war und Elisabeth II. einen Toast ausgesprochen hatte, flitzten die Bedienungen zu den Bistrotischen und brachten Fingerfood vom Feinsten unter die Leute. Bei Coronation Chicken („Die wurden 1953 zur Thronbesteigung der Queen kreirt und von mir verfeinert – mit frischen Kräutern und Gemüse“, so Burgmeier) oder Würstchen im Schlafrock („Die Wurst haben wir natürlich selber gemacht“) amüsierte sich der Ehrengast prächtig. Als Stimmungsaufheller dienten der von der Regentin bevorzugte Cocktail Pimm’s No. 1, Hochheimer Königin Victoriaberg, ein Riesling aus dem Rheingau, sowie: Dudelsackmusik.

Hinter den Kulissen des Staatsbesuchs

Nach rund einer Stunde zog sich die Queen nebst Gatte Prinz Philip zurück. „Wir Residenzangestellte durften Spalier stehen, als der Bentley davon fuhr“, sagt Robert Burgmeier. Als der Stress endgültig vorbei war, folgte eine „sehr ausgelassene Party“. Gestern reiste Königin Elisabeth II. zurück nach London. Die Burgmeiers genießen nun ein freies Wochenende in Berlin. Und wieder werden sie jemanden bekochen: Roberts Söhne Moritz (10) und Nicolas (12). Die beiden lieben wie die britische Monarchin Hausmannskost. Eines geht ihnen über alles: Pizza. Gäbe es etwas anderes, Moritz und Nicolas wären ganz sicher „not amused“.

 Thomas Zimmerly 

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