Dynamik und Lebensfreude pur

Dachau - Da war sie wieder, die Nacht der Nächte, der Höhepunkt des Dachauer Musiksommers. „Jazz in allen Gassen" hat heuer 9000 Besucher in die Altstadt gezogen.
Die Veranstaltung ist zu einem überregional besuchten Ereignis von hoher Qualität geworden. Dem Kulturamtsleiter Tobias Schneider ist diese Entwicklung zu verdanken. Wenn das Wetter passt, pendeln sich die Besucherzahlen seit einigen Jahren um die 10 000 ein.
Neun Bands bespielten die Musikmeile zwischen Schermhof und Café Gramsci mit verschiedensten Richtungen von Blues über Rock‘n‘ Roll bis Funk.
Bis zum Zapfenstreich um 24 Uhr war es auf allen Plätzen rappelvoll. Bis dahin war die Stimmung phänomenal. Dynamik und Lebensfreude pur waren auf allen Plätzen zu spüren.
Das war der Höhepunkt des Dachauer Musiksommers: "Jazz in allen Gassen"
Deshalb war der Appell von Bandleader Jörg Hartl, „Die Energie muss rüberkommen“, eigentlich überflüssig. Die Bigband der Knabenkapelle Dachau machte im Hinterhof der Buchhandlung Wittmann super Stimmung. Der Sound war so mitreißend, dass sich ein Zuhörer zu einer lautmalerischen Gesangseinlage hinreißen ließ. Tolle Musik machte Sascha Seelemanns „Lupin Jazz Clash“-Projekt auf dem Widerstandsplatz mit verschiedenen Formationen junger Dachauer, auch mit der Markus Faiss Combo. Emotionaler Höhepunkt war der Auftritt des 15-jährigen Schülers Luca Zambito, der ein 20-minütiges Jazz-Solo auf dem Klavier spielte. Emotional ging es auch im Café Corso zu. Dort trat die Dachauer Sängerin Alma Civeja mit ihrer Band und sehr schönen Songs auf, die allerdings akustisch nicht optimal ausgesteuert waren.
Energie in den Beinen war beim Schermhof gefragt. Die „Boogie Connection“, dort heuer zum dritten Mal tätig und deshalb passgenau auf die Örtlichkeit eingestimmt, ließ es mit Rock‘n‘Roll so richtig fetzen. Tanzsportgeübte Paare legten eine heiße Sohle aufs Pflaster.
Von Anfang an auf den Pfarrplatz eingeschworen sind auch die Amper Stompers, so dass es das Publikum von selbst dorthin zieht. Da lässt es sich besonders locker aufspielen. Bandchef Wolfgang Kohl und seine Mannen gaben Dixieland, Boogie Woogie und New Orleans Jazz vom Allerfeinsten, darunter auch den „Savoy Blues“, „das Lieblingsstück meiner Frau“, wie Wolfgang Kohl verriet. Als Special Guest haute Schlagzeuger Edwin Karbaumer rein und stachelte Peter Heger zu pianistischer Höchstleitung an.
New-Orleans-Gefühl und Rhythm and Blues der gehobenen Spielart wurden auf dem Rathausplatz von der Ludwig Seuss Band geboten. Der Keyboarder der Spider Murphy Gang hatte als Frontmann den schwarzen Saxofonisten Pee Wee Ellis dabei.
Den schwierig zu bespielenden Platz vor der Schranne hatten die „Ballroomshakers“ fest im Griff. Sängerin Jenny Boneja begeisterte das Publikum bis in die hintersten Reihen mit pfiffigem Fünfziger-Jahre-Charme. Gitarrist Peter Pelzner warf sich in die Saiten, und Saxofonist Stefan Scholz spielte auf der Treppe von St. Jakob auf den Platz hinunter.
Im Hof des Café Gramsci machte Jacques Bono aus seinem E-Bass nicht nur ein konzertantes Solo-Instrument, sondern ließ grenzüberschreitende Interpretationen hören. Das Al Jones Quartett ließ am Kraisy-Brunnen Blues, Soul und Funk aufleben. James Browns „I feel good“ war Motto des ganzen Abends: Mir geht’s prima.