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Mit Eisenpfahl fixiert: Totes Reh schockt Spaziergängerin

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Von: Anna Schwarz

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Totes Reh Dachau
Mit einem Eisenpfahl fixiert: So entdeckte Annamaria Schwürzinger ein Reh im Wald nahe Röckersberg. © kn

Zwischen Kleinberghofen und Röckersberg hat Annamaria Schwürzinger beim Spaziergang ein totes, mit einem Pflock fixiertes Reh entdeckt. Liegt hier ein besonders schlimmer Akt der Tierquälerei vor? Ein Jäger verrät, was es mit dem Fund auf sich hat.

Erdweg – Den schrecklichen Anblick eines toten Rehs hat Annamaria Schwürzinger aus Erdweg immer noch vor Augen: „Hinten war das Tier von einem Eisenpfahl durchrammt, die Zunge war draußen, und am Kopf war es ganz eng an einen Pfahl gebunden.“ Schwürzinger hatte das Kitz beim Gassigehen kurz vor Weihnachten in einem Waldstück zwischen Kleinberghofen und Röckersberg entdeckt. Kurz danach hat Schwürzinger bei der Polizei Dachau angerufen und Anzeige erstatten wollen, denn: „Für mich war das einfach grausam zu sehen – und das in einem Land, in dem Tierschutz schon wichtig ist.“ Und: „Ich glaube nicht, dass das legal ist.“

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Annamaria Schwürzinger rief deshalb nicht nur bei der Polizei an, sondern sie veröffentlichte die grausigen Bildern von dem durchstochenen Tier auch auf Facebook. Die Internet-User waren ebenfalls geschockt und kommentierten dies mit: „Wer das gemacht hat, mit dem sollte man genau dasselbe machen, damit er am eigenen Leib spürt, wie es sich anfühlt!“ Ein anderer schrieb: „Man müsste ein Kopfgeld aussetzen dürfen, denn wer so was macht, kann damit nicht aufhören!“ Und ein dritter Facebooknutzer kritisierte: „Ich hoffe, die Polizei macht ihre Arbeit, denn so was ist nicht mehr lustig. Solche Leute schrecken vor nichts zurück. Heute ein Reh, morgen ein...“ Allerdings kamen in der Diskussion auch Stimmen gegen die Vorwürfe auf: „Wurde nachgeschaut, ob das Reh geschossen wurde oder durch Hundebisse umkam?“

Experte klärt auf

Auf Nachfrage beim Vorsitzenden des Jagdschutz- und Jägervereins Dachau, dem Patentanwalt Ernst-Ulrich Wittmann, stellt sich heraus: Das, was Annamaria Schwürzinger gesehen hat, ist legal. Aber die Jäger sollten in Zukunft sorgfältiger arbeiten, findet Wittmann.

Der Jäger-Vorsitzende hatte nämlich beim Pächter des Reviers nachgefragt und weiß: „Bei dem im Foto dargestellten Wild handelt es sich nicht um ein vollständiges Reh, sondern es ist nur eine Rehdecke mit Haupt“, also das Tierfell mit Kopf. Diese Rehdecke sei an dem sogenannten Luderplatz ausgelegt und fixiert worden, um Raubwild zu bejagen. Der Luderplatz ist laut Wittmann ein Begriff aus der Jägersprache und bezeichnet einen Ort, an den fleischfressende Tiere gelockt werden. Das tote Ködertier werde dabei als Luder bezeichnet. Damit soll vor allem Raubwild angelockt werden – dazu zählen Dachse, Luchse und Füchse. Denn Letztere übertragen derzeit eine gefährliche Krankheit, so Wittmann: „Auch in diesem Jagdrevier im Landkreis Dachau kursiert die Fuchsräude, die für Haushunde und Katzen ansteckend ist. Auch aus diesem Grund ist eine intensive Raubwildbejagung notwendig.“ Denn wenn sich Hunde mit der Fuchsräude infizieren, dann folgen ein juckender Hautausschlag und eitrige Ekzeme. Sogar eine Blutvergiftung kann die Folge sein.

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Wittmann wirbt um Verständnis

Wittmann verteidigt daher seine Weidmänner. Gleichzeitig gibt er zu, dass es besser gewesen wäre, wenn die Spaziergängerin das durchrammte Reh nicht gesehen hätte: „In Zukunft werden die Luderplätze stärker verblendet, also abgedeckt, damit sie nicht direkt von Spaziergängern oder Wanderern bemerkt werden. Und es werden nur noch Tierteile ausgelegt!“ Grundsätzlich sollten Luderplätze nicht in der Nähe von Wegen eingerichtet werden. Da Hunde die Plätze dennoch wittern könnten, bittet er, die Vierbeiner an der Leine zu halten beziehungsweise auf den Spazierwegen zu bleiben – „wegen der Gefahr der Räude“. Bei Spaziergängerin Schwürzinger, die die Bilder des toten Tieres nach wie vor nicht vergessen kann, wirbt Wittmann um Verständnis: „Das Reh wurde fixiert, um ein Wegtragen durch Wildschweine oder Füchse zu verhindern.“

Auch PI-Sprecher Günter Findl hat sich bei der Tiersachbearbeiterin auf seiner Dienststelle erkundigt – und bestätigt Wittmanns Aussagen. Für ihn ist Schwürzingers Meldung damit erledigt: „Es liegt keine Straftat vor.“

Ein Fall aus dem Landkreis Starnberg sorgt derweil für Aufsehen: Mit einem Durchschuss durch den Rücken hat ein bislang unbekannter Täter ein hochträchtiges Reh in einem Waldgebiet bei Andechs.

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