Forschungsreise in die 50er Jahre

Landkreis Dachau - Die Heimatforscher forschen weiter: Nun erkunden sie die 50er Jahre im Landkreis Dachau, eine Zeit „zwischen Wirtschaftswunder und Verdrängung“.
Petticoat und Pferdeschwanz, Jazz-Musik und Rock’n Roll, Urlaub in Italien, Neubau-Wohnsiedlungen und immer mehr Menschen, die sich ein Auto leisten können: Die 50er Jahre waren die goldenen Zeiten des Wirtschaftswunders. Gleichzeitig haben die Menschen damals versucht, die schrecklichen Erinnerungen an den Nationalsozialismus zu verdrängen. Wie war diese Zeit im Landkreis Dachau?
Die Geschichtswerkstatt des Dachauer Forums hat in den vergangenen fünf Jahren die Nachkriegsjahre von 1945 bis 1949 erforscht – nun will die rund 20-köpfige Gruppe mehr über die Zeit danach, die 50er Jahre, wissen: „Es hat sich einfach angeboten, dort weiterzumachen, wo wir aufgehört haben“, erklärt Projektleiterin und Ethnologin Dr. Annegret Braun aus Sulzemoos: „Wir haben bereits mit vielen Zeitzeugen Kontakt, die jetzt weitererzählen möchten. Für die 50er Jahre ist es nun auch einfacher, weitere Zeitzeugen zu finden als für die Nachkriegsjahre.“
Annegret Braun hat die Geschichtswerkstatt vom ehemaligen Kreisheimatpfleger Dr. Norbert Göttler übernommen, denn: „Als Zugezogene in Sulzemoos wollte ich schon immer mehr über meinen eigenen Ort erfahren.“ Genau das motiviere auch die Teilnehmer der Geschichtswerkstatt. „Und dabei tauchen sie auch in die Freundschafts- und Verwandschaftsbeziehungen ihrer Dörfer ein. Dadurch wissen sie oft mehr als die Menschen, die dort schon seit Jahren leben.“
Bevor die Heimatforscher loslegen, bekommen sie zehn kostenlose Einführrungsstunden für die Arbeit in Archiven und mit Zeitzeugen. Außerdem bietet die Geschichtswerkstatt des Dachauer Forums eine Einführung zu wissenschaftlichen Vorträgen über den Wandel der Frauen- und Männerrollen in den 50er Jahren oder über einen Besuch im Dachauer Stadtarchiv.
Vor allem in der Stadt Dachau werden noch dringend Geschichtsforscher gesucht, wie Annegret Braun mitteilt. „Aber wir freuen uns über jeden, der mitmacht, auch in den Gemeinden im Landkreis.“ Im Landkreis bestehe besonders in Hebertshausen und Hilgertshausen-Tandern noch Bedarf an Forschern.
Voraussetzungen braucht es dafür keine: „Man arbeitet sich einfach in die Thematik hinein. Dabei geben die Erfahrenen den Unerfahrenen auch Tipps. Der Einführungskurs bietet aber schon einen guten Start für die eigene Forschungen“, so Braun.
Der Infoabend zum Forschungsprojekt „Die 50er Jahre – Wirtschaftswunder und Verdrängung“ mit Annegret Braun findet am Dienstag, 16. Februar, um 19.30 Uhr im Augustiner Chorherren Museum am Marienplatz 7 in Markt Indersdorf statt. Um eine Anmeldung bis zum 10. Februar beim Dachauer Forum unter info@dachauer-forum oder 0 81 31/99 68 80 wird gebeten.
Anna Schwarz