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Vom Schandfleck zum Juwel: Sittenbacher packen für ihr Gemeindehaus an

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Von: Claudia Schuri

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Wieder ein Schmuckstück: das Sittenbacher Gemeindehaus. Im kommenden Jahr sollen alle Arbeiten fertig sein. © cla

Tausende Arbeitsstunden haben die Sittenbacher schon in die Renovierung des alten Gemeindehauses gesteckt. Langsam wird aus dem Schandfleck wieder ein Juwel. Läuft alles nach Plan, wird das Gebäude 2019 fertig.

Sittenbach – Noch vor ein paar Jahren bot das Gemeindehaus in Sittenbach einen traurigen Anblick: Das Dach war undicht, Fenster waren eingeschlagen, außen fiel der Putz ab, innen tummelten sich die Ratten. „Bis unter die Decke war der Müll“, erzählt Elfriede Edelmann (56) vom Heimatverein ad honorem Sittenbach. Dass das Gebäude aus dem Jahre 1911 noch zu retten war, glaubten nur die wenigsten. Der Abriss drohte.

Das ist jetzt vier Jahre her: Inzwischen ist aus dem Schandfleck wieder ein Juwel geworden. Sogar für das Denkmalnetz Bayern ist das Gemeindehaus, das nicht unter Denkmalschutz steht, ein Vorzeigeprojekt. Bei einer Ortsbegehung waren die Denkmalschützer beeindruckt vom großen Einsatz der Sittenbacher. Mehrere tausend Arbeitsstunden haben die Dorfbewohner bis jetzt schon in die Renovierung des alten Gebäudes gesteckt. „Wir machen uns keinen Zeitdruck“, sagt Edelmann. „Aber vielleicht werden wir nächstes Jahr fertig.“

Edelmann war einer der wenigen, die von Anfang an für den Erhalt des Hauses gekämpft hat. Gemeinsam mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann Harald und 13 weiteren Mitstreitern hat sie im Jahr 2011 den Heimatverein gegründet. „Vielen fehlte damals die Fantasie, wie das Haus einmal aussehen könnte“, erinnert sie sich. Auch viele Gemeinderäte zweifelten daran, ob es sich lohnt, das marode Gebäude zu sanieren.

Doch der Heimatverein ließ sich nicht von seiner Vision abbringen. Die Mitglieder sammelten Unterschriften, ließen Gutachten erstellen – und überzeugten so auch die Skeptiker. „Von außen sah der Zustand schlimmer aus, als er war“, sagt Edelmann. „Die Feuchtigkeit im Haus ist nur von einem Wasserrohrbruch gekommen, die Substanz war in Ordnung.“ Entscheidend war, dass das Haus ein Betonfundament hatte und der Dachstuhl in gutem Zustand war. Die Gemeinde gab Ende 2014 die Zustimmung zum Erhalt des Gebäudes – unter der Voraussetzung, dass die Sittenbacher mit anpacken. Seitdem werkeln die Dorfbewohner jeden Samstag an dem alten Haus.

Als Budget stellte ihnen die Gemeinde 50 000 Euro für die Dachsanierung zur Verfügung, außerdem bekam der Heimatverein einen Kredit in Höhe von 250 000 Euro. „Wir müssen sparsam mit dem Geld umgehen, um damit zurechtzukommen“, sagt Edelmann. Wo es geht, werden alte Materialien wieder verwendet. Der schöne Terrazzo-Boden, der in einigen Gebäudeteilen zutage kam, wurde erhalten, und es ist geplant, alte Holzboden-Bretter zu ertüchtigen und wieder zu nutzen. Außerdem wird diskutiert, ob die alten Türen hergerichtet werden können.

Die Außenarbeiten an dem Haus sind bereits abgeschlossen, gerade läuft der Innenausbau. Alte Wände wurden herausgerissen, neue mussten hochgezogen werden. Unter anderem werden Räumlichkeiten für Vereinstreffen, ein Zimmer zur Unterbringung der Vereinsfahnen, ein 71 Quadratmeter großer Saal für Veranstaltungen, Sanitäranlagen und eine Teeküche geschaffen. Das Dachgeschoss könnte später einmal zum Ausstellungssaal ausgebaut werden. Dazu wird eine Treppe eingezogen. Die Gewölbedecke wurde bereits isoliert und neu verputzt.

Auch die Elektronik ist schon verlegt und die Gastherme-Heizung im Keller ist installiert. Demnächst stehen die Verlegung der Böden und die Fertigstellung der Rigips-Decke an. Das Haus sollte ein Gebäude von der Dorfgemeinschaft für die Dorfgemeinschaft werden – wie früher. „Viele Sittenbacher haben noch einen persönlichen Bezug zu dem Haus“, sagt Elfriede Edelmann. 1911 hatte der Sittenbacher Kooperator Josef Fischer das Grundstück gekauft und dem Burschenverein geschenkt. Alle Dorfbewohner spendeten, damit die jungen Männer ein Vereinsheim errichten konnten. Später fanden dort auch die Mädchen der Marianischen Jungfrauenkongregation einen Platz. Es gab Theatervorstellungen, Kinovorführungen und Feste. 1924 überließen die Burschen das Gebäude der Gemeinde Sittenbach. Diese nutzte es für Klassenzimmer, Lehrerwohnungen und Verwaltungsräume. Einige Sittenbacher erinnern sich noch heute an den Unterricht und die Trauungen in dem Gemeindehaus. Nach der Flurbereinigung 1972 errichtete die Gemeinde Odelzhausen dort Sozialwohnungen. Renovierungen gab es Jahrzehnte lang keine mehr, nach und nach verfiel das Gebäude. Immer aber war es ein Teil der Identität von Sittenbach – und das wird auch so bleiben. „Viele Ortschaften verlieren ihr Gesicht“, sagt Elfriede Edelmann. „Bei uns ist das nicht so.“

Jahresversammlung

Der Heimatverein ad honorem trifft sich heute um 19 Uhr zur Jahresversammlung im Gasthof „Zum Bräu“ in Sittenbach. Um 20.30 Uhr wird für alle Interessierten der Film „Das Keltengold von Gaggers“ gezeigt. Die Handlung basiert auf einer wahren Begebenheit. Erzählt wird die Geschichte einer Hütefrau, die im Jahr 1751 auf einer Kuhweide in Gaggers einen Schatz entdeckte.

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