Das Zittern ums Karlsfelder Hallenbad geht weiter

Der Karlsfelder Gemeinderat hat den Beschluss vertagt, ob die Türen der Schwimmhalle für immer zubleiben oder das Bad gerettet werden kann.
Karlsfeld – Die Stimmung in der Gemeinderatssitzung am Donnerstag in Karlsfeld war beklemmend. Mitglieder der Wasserwacht, der DLRG und der Schwimmabteilung des TSV Eintracht Karlsfeld quetschten sich in den Rathaussaal, um zu erfahren, wie es mit dem Karlsfelder Hallenbad weitergeht.
Karlsfelder Schwimmhalle ist seit Oktober vergangenen Jahres dicht
Wie berichtet, ist die Karlsfelder Schwimmhalle seit Oktober vergangenen Jahres dicht. Eigentlich sollte das Hallenbad bis zur dringend notwendigen Kernsanierung noch drei bis fünf Jahre offen bleiben, doch daraus wurde nichts. Wegen Statikproblemen am Dach, musste das Hallenbad schon vorzeitig schließen.
Eineinhalb Stunden lieferten sich die Gemeinderäte eine emotionale Debatte über die Zukunft des Karlsfelder Hallenbads. Doch bereits zu Beginn der Sitzung war klar: Ein Beschluss wird an diesem Abend nicht fallen! Die Gemeinderäte wollten erst einmal die Fakten hören. Eine Entscheidung wollen die Räte erst im März treffen, erklärte Bürgermeister Stefan Kolbe.
Der Frust war ihm und den Gemeinderäten ins Gesicht geschrieben. Dabei gab es auch gute Nachrichten: Die maroden Hallenbinder können innerhalb von sechs Monaten saniert werden. Kostenpunkt: 200 000 Euro. Und: Die Gemeinde hat in der dritten Runde nun endlich die Förderzusage vom Bund in Höhe von 5 Millionen Euro für die Sanierung ihres Hallenbads bekommen (wir berichteten.)
Kernsanierung würde rund 14 Millionen Euro kosten

Die schlechte Nachrichten: Die Kernsanierung wird laut Marco Mühlenhoff, Leiter des Gebäudemanagements, mittlerweile rund 14 Millionen Euro verschlingen. Und der Gemeinde fehlt es bekanntlich an Geld. „Die Hallenbadsanierung müsste komplett mit Krediten finanziert werden“, so Mühlenhoff.
Angesichts der prekären Haushaltslage wird das zum Problem. Denn die Gemeinde hat allein in ihrem Verwaltungshaushalt ein Defizit von 2,3 Millionen Euro. Die Räte fürchten, dass der Haushalt nicht genehmigt wird, wenn sie nicht dringend Geld einsparen.
Schon damals waren die laufenden Kosten der größte Punkt, aber jetzt explodieren unsere Kosten.
Neben der Sanierung kommt auf die Gemeinde aber noch ein weiteres Problem hinzu, wie sich in der Sitzung zeigt: Die laufenden Kosten für das Hallenbad. In den vergangenen Jahren lag das Defizit jährlich zwischen 400 000 und 600 000 Euro Euro. „Schon damals waren die laufenden Kosten der größte Punkt, aber jetzt explodieren unsere Kosten“, sagte Stefan Theil von der CSU. Wie Mühlenhoff mitteilte, könnte das Defizit für den Unterhalt des Bades in den kommenden Jahren jährlich rund eine Million Euro betragen.
„Wir haben uns immer richtig angestrengt, das Bad zu erhalten“, sagte sein Parteikollege Bernd Wanka. „Aber das war vor der Ukraine, vor der Energiekrise, vor der Krediterhöhung und vor der Strompreiserhöhung. Die Bedingungen haben sich verschlechtert.“
Für die SPD sei das Dilemma, in dem sich die Gemeinde nun befinde, nicht überraschend, sagte Beate Full. Seit drei Jahren könne die Gemeinde die nötige Leistungsfähigkeit nicht mehr aufweisen.
Vorschläge zur Gegenfinanzierung etwa mithilfe eines Zweckverbandes seien abgewiesen worden, sagte Full und bat Kolbe darum noch einmal das Gespräch mit den anderen Gemeinden über ein interkommunales Hallenbad zu suchen.
Dies ist laut Kolbe bereits geschehen. „Und das wird uns bei den Betriebskosten auch nicht retten.“ Vielmehr brauche es die Unterstützung vom Staat. „Es ist wahnsinnig frustrierend. Wenn dem Bund was am Herzen liegen würde, dass Kinder schwimmen lernen, dann würde er uns unterstützen!“, so Kolbe.
Es muss auch im Interesse der anderen Gemeinden liegen
Dem stimmte auch Thomas Nuber von den Grünen zu: „Schwimmunterricht muss eine staatliche Leistung werden!“, forderte er. Adrian Heim (Bündnis für Karlsfeld) hatte die Idee, das Hallenbad als reines Schul- und Vereinsschwimmbad zu benutzen und reichte einen entsprechenden Antrag ein.
Bevor die Zuhörer von BRK, DLRG und TSV am Ende der Sitzung aus dem Saal schlichen, hatte Thorsten Herrmann, stellvertretender Leiter der Karlsfelder Schwimmabteilung, noch einen klaren Appell: „Es muss auch im Interesse der anderen Gemeinden liegen!“ Denn das Bad sei nicht nur für die Karlsfelder wichtig (Kasten). Doch egal wie sich der Gemeinderat im März entscheiden wird, in diesem Jahr, und das ist laut Mühlenhoff gewiss: wird niemand mehr in dem Hallenbad schwimmen.
Karlsfelder Hallenbad: Heimat vieler Gruppen
Seit 52 Jahren gibt es das Hallenbad in der Gemeinde Karlsfeld. 10 000 Kinder haben seitdem dort Schwimmen gelernt. Neben dem TSV Karlsfeld und seine Synchronschwimmer, Wettkampfschwimmer, Triathleten, Aquarobic-Teilnehmer und Tauchsportler haben auch die beiden Karlsfelder Grundschulen und die Mittelschule, die Wasserwacht des BRK und der DLRG das Bad für ihr Training genutzt. Es kamen auch Schüler aus Hebertshausen, Odelzhausen und aus drei Dachauer Schulen. Auch die Bepo, der Karlsfelder Kindergarten Spatzennest und die Kitas Wiesenkinder und Glücksklee und die Rheumaliga, aber auch Gruppen des Dachauer Forums und der Vhs besuchten das Bad.
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