Teure Knöllchen verärgern Kunden

Weil viel zu viele Dauerparker das Parkhaus der Karlsfelder Meile verstopften, engagierte der Betreiber eine Parküberwachungsfirma. Das Problem: Viele Kunden fühlen sich nun abgezockt, da die Strafzettel zu hoch und die Beschilderung zu schlecht sei.
Karlsfeld – Die Kollegen im Media Markt Karlsfeld sind derzeit nicht zu beneiden. Es sei „furchtbar“, „ganz ganz schlimm gerade“ und „sehr schlecht für uns“, berichtet eine Mitarbeiterin. Kein Wunder: Wütende Kunden, die oft nur wenige Minuten im Markt verbracht hatten, stürmen mit einem Strafzettel in der Hand von der Tiefgarage zurück in den Laden. „Abzocke“ sei das, „Betrug“ und eine „Schweinerei“, schleudern sie den Media-Markt-Kollegen entgegen.
Tatsächlich sind im Parkhaus der Karlsfelder Meile seit Anfang August sogenannte Parkraumüberwacher unterwegs, die im Namen der Firma Parkraumüberwachung24 allen Autos einen Strafzettel verpassen, die keine Parkscheibe hinter ihrer Windschutzscheibe aufgestellt haben. Das Bußgeld ist happig: 30 Euro – selbst wenn der Autobesitzer nur wenige Minuten beim Einkaufen war.
Maik Landsmann, Marktleiter im Media Markt, kann den Unmut der Kunden verstehen. Mittlerweile verteilt er kostenlos Parkscheiben, hat ein Schild aufgestellt „Bitte denken Sie an Ihre Parkscheibe“ und ersetzt die Strafe sogar. „Wir müssen reagieren für unsere Kunden“, erklärt er diesen Schritt und betont, „mit Hochdruck“ daran zu arbeiten, die Parksituation zu entschärfen.
Denn grundsätzlich, erklärt Landsmann, sei die Überwachung richtig, „nur die Umsetzung ist falsch“. Seit Monaten hatten Dauerparker die Tiefgarage verstopft, viele Kunden hatten sich darüber beschwert. Die Lösung, eine kostenlose Parkzeit von zwei Stunden einzuräumen, wobei der Parkbeginn per Parkscheibe dokumentiert werden soll, sei von allen Mietern der Karlsfelder Meile angenommen worden. Wieso die Umstellung allerdings ohne eine mindestens vierwöchige Einführungsphase erfolgte, das Bußgeld auf 30 Euro festgelegt und die Hinweisschilder dazu derart unauffällig gestaltet wurden, kann sich Landsmann nicht erklären.
Auch bei der Gemeinde Karlsfeld schüttelt man über die Maßnahme den Kopf. Ordnungsamtsleiter Günther Rustler betont, dass der bundeseinheitliche Bußgeldkatalog für das Fehlen einer Parkuhr lediglich eine Strafe von 10 Euro vorsehe. Da es sich bei der Karlsfelder Meile jedoch um ein Privatgrundstück handle und ein Falschparker rechtlich gesehen gegen die auf dem Grundstück geltenden allgemeinen Geschäftsbedingungen verstößt, könne der Besitzer eine sogenannte Vertragsstrafe verhängen – und deren Höhe frei wählen. Karlsfelds Wirtschaftsförderer Peter Freis glaubt allerdings, dass sich der Meile-Betreiber damit „ins eigene Fleisch schneidet“. Denn: Verärgerte Kunden würden in Zukunft einfach fernbleiben.
Genauso will es in Zukunft die Röhrmooserin Monika Gierschik halten. Sie war jahrelange treue Kunden, fühlt sich nun aber „verarscht“. Zehn Minuten sei sie nur beim Einkaufen gewesen; als sie zu ihrem Auto zurückkam, habe der Parkraumüberwacher zu ihr nur schnippisch gesagt: „So ein Pech, wären Sie eine Minute früher gekommen, hätte ich noch nicht aufs Knöpfchen gedrückt.“ Eine Wut-E-Mail an die Firma Parkraumüberwachung24 sei bislang unbeantwortet geblieben.
Alleingelassen in seiner Wut fühlt sich derzeit auch der Webdesigner Christian Seebauer. Er hatte vor Jahren die Internetseite www. karlsfelder-meile.de eingerichtet. De facto wird die Homepage nicht mehr betrieben; doch seit einigen Wochen werde er über die Seite mit E-Mails überschwemmt, berichtet Seebauer. Zirka 80 bis 100 seien es allein in den letzten Tagen gewesen. Die einen, erzählt er, seien sachlich, die anderen wütend, viele kämen direkt von einem Anwalt. Sein Problem: „Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll! Kann ich die E-Mails einfach löschen?“ Bei der Gemeinde erhalte er keine Auskunft. Und an den Eigentümer der Karlsfelder Meile komme er nicht ran. „Der Besitzer versteckt sich!“
Doch ebenso diskret wie der Meile-Besitzer, der dänische Immobilienkonzern KLH-Gruppen, ist auch die von Dänemark aus engagierte Firma Parkraumüberwachung24. Auf mehrfache Nachfrage der Heimatzeitung war das Unternehmen zu keiner Stellungnahme bereit. Monika Gierschiks eher rhetorische Frage – „Wissen die eigentlich, wie viel Geld ich da reingetragen habe“ – bleibt damit wohl unbeantwortet...
Der Discounter Lidl führt auf dem Parkplatz eine Neuheit ein, die wohl kaum einen Kunden erfreuen wird.