1. Startseite
  2. Lokales
  3. Dachau
  4. Karlsfeld

Karlsfelder Hallenbad endgültig geschlossen: Schwimmer vor dem Aus ‒ „Das ist niederschmetternd“

Erstellt:

Von: Verena Möckl

Kommentare

Lösung für die Synchronschwimmer: Sie kommen für dieses Jahr in zwei Münchner Bädern unter.
Lösung für die Synchronschwimmer: Sie kommen für dieses Jahr in zwei Münchner Bädern unter. Foto: TSV Karlsfeld © TSV Karlsfeld

Das Karlsfelder Hallenbad bleibt endgültig geschlossen. Für die Karlsfelder Vereine und Schulen, die auf das Bad angewiesen sind, hat das verheerende Auswirkungen. Doch es gibt auch einen kleinen Lichtblick.

Karlsfeld – Monatelang haben die Karlsfelder um ihre geliebte Schwimmhalle gezittert. Jetzt ist es beschlossene Sache: Das Karlsfelder Hallenbad wird nicht mehr aufsperren. Die Entscheidung ist dem Gemeinderat bei seiner Sitzung am Donnerstag nicht leicht gefallen.

Gemeinde verliert ihr Hallenbad: Karlsfelder Vereine und Schulen besorgt

Eigentlich hätten die Räte bereits Ende Januar über die Zukunft des Hallenbads entscheiden sollen. Zahlreiche Menschen kamen damals zu der Sitzung – Mitglieder der BRK-Wasserwacht, der Deutschen Lebensretter Gesellschaft (DLRG), des örtlichen Schwimmvereins. Doch der Gemeinderat vertagte die Entscheidung.

Nun gibt es die traurige Gewissheit: Das Hallenbad Karlsfeld ist Geschichte! Doch wie geht es nun mit all jenen weiter, die auf das Hallenbad angewiesen sind?

Das ist niederschmetternd! Die Entscheidung ist ein Schlag ins Gesicht.

Martin Nowak, Leiter der Schwimmabteilung des TSV Eintracht Karlsfeld

Bei den Karlsfelder Vereinen ist der Frust groß. Die Entscheidung kam für alle Betroffenen aber nicht unerwartet. „Das ist niederschmetternd“, sagte Martin Nowak, Leiter der Schwimmabteilung des TSV Eintracht Karlsfeld. Die Entscheidung sei „ein Schlag ins Gesicht“.

Breitensport und Schwimmkurse werden nicht mehr stattfinden

Immerhin: Der Wettkampfbetrieb für Schwimmer und Synchronschwimmer soll aufrechterhalten bleiben. Diese kommen für dieses Jahr in zwei Münchner Bädern unter. „Breitensport und Schwimmkurse werden aber nicht mehr stattfinden!“ Außer es werden Kapazitäten im Dachauer Hallenbad frei. Doch da sieht es aktuell düster aus.

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Doch wo kein Bad, da keine Schwimmabteilung.

Martin Nowak

Bislang sind nur vereinzelt Mitglieder aus dem Verein ausgetreten. Nowak rechnet allerdings mit einem „sprunghaften Anstieg“ an Mitgliedern, die der Schwimmabteilung den Rücken kehren werden. Über die Zukunft der Schwimmabteilung berät der Verein in einer Hauptversammlung am Ende des Jahres. „Die Hoffnung stirbt zuletzt. Doch wo kein Bad, da keine Schwimmabteilung.“

BRK-Wasserwacht besorgt, aber „nochmal mit blauem Auge davongekommen“

Auch die BRK-Wasserwacht hat Zukunftsängste. „Wir gehen davon aus, dass wir den ein oder anderen verlieren werden“, sagte Oliver Welter, Vorsitzender der Kreiswasserwacht.

Er sei besorgt um den Nachwuchs. Bislang konnte er noch alle Mitglieder halten. Ein Grund: Die Wasserwacht kann „halbwegs“ in Dachau ein „akzeptables Training absolvieren“, so Welter. „Wir sind noch mit einem blauen Auge davongekommen.“

DLRG vor großen Problemen

Auch den Karlsfelder Ortsverband der DLRG stellt der Wegfall der Trainingsmöglichkeit vor „sehr große Probleme, die für uns im Ehrenamt nur schwer zu lösen sein werden“, wie Christian Agerer, technischer Einsatzleiter mitteilte.

Zwar könne ein Teil der Rettungsschwimmer auf das Hallenbad in Oberföhring ausweichen, doch vielen Mitgliedern sei der Weg dorthin zu weit. Ebenso wie die BRK-Wasserwacht sorgt sich die DLRG um ihren Nachwuchs.

Karlsfelder Schulleiter beunruhigt: „Ich kann es noch gar nicht fassen“

Auch die Leiter der Karlsfelder Schulen sind geschockt. „Viele Kinder der 5. Klassen und jene Kinder, die erst seit Kurzem in Deutschland sind, können entweder gar nicht oder nur unsicher schwimmen, was in einer Kommune mit einem See vor Ort eine Gefahr darstellt“, teilte der Rektor der Mittelschule Karlsfeld, Hakan Özcan, mit.

Seine Schule habe bereits seit letztem Schuljahr ein Konzept erstellt, wonach die Schüler im Sommer im Dachauer Freibad unterrichtet werden.

Die Nachricht von der endgültigen Schließung des Hallenbads hat auch Barbara Sparr, Leiterin der Grundschule an der Krenmoosstraße, mit voller Wucht getroffen. Die Schulleiterin hat auch eine emotionale Bindung zum Karlsfelder Hallenbad. „Für mich persönlich ist das sehr hart. Ich kann es noch gar nicht richtig fassen“, sagte Sparr.

Ihre Mutter, Karin Boger, hatte vor 50 Jahren die Schwimmabteilung des TSV Eintracht Karlsfeld gegründet. Sparr war lange Zeit eine erfolgreiche Synchronschwimmerin. Das Hallenbad war für sie wie eine zweite Heimat. „Schwimmen war ein Hobby, das mich mein ganzes Leben lang begleitet.“

Vor Corona konnten drei bis vier Kinder pro Klasse nicht schwimmen. Nach Corona sind es nun sieben bis acht.

Barbara Sparr, Leiterin der Grundschule an der Krenmoosstraße

Für sie sei es „ein sehr trauriger Tag“ – auch als Schulleiterin. Jährlich haben 40 bis 60 Kinder von ihrer Schule im Karlsfelder Hallenbad schwimmen gelernt. „Vor Corona konnten drei bis vier Kinder pro Klasse nicht schwimmen. Nach Corona sind es nun sieben bis acht.“ Regelmäßige Schwimmkurse seien wichtig, betonte Sparr. „Auch über das Seepferdchen hinaus.“

Hoffnungsschimmer für Schulkinder

Momentan könne sie allerdings nur für die Grundschüler in den Ganztagsklassen Schwimmunterricht anbieten. Sportreferentin und Gemeinderätin Birgit Piroué konnte den Schülern freie Zeiten im Schwimmbad in Untermenzing sichern.

Allerdings nur am Nachmittag, weshalb der Großteil der Schüler auf Schwimmunterricht verzichten muss. Das trifft auch auf 150 Kinder der Mittelschule in Karlsfeld zu. „Es wäre toll, wenn wir mehr Alternativen hätten“, sagte Sparr.

Doch es gibt bei der ausweglosen Lage auch eine gute Nachricht: Die Schulkinder können laut Stefan Kolbe im Hallenbad in Oberschleißheim schwimmen. Der Bürgermeister habe dort Schwimmzeiten gesichert, teilte er in der Gemeinderatssitzung mit. „Es ist ein kleines Zeichen des Erfolgs.“

Auch interessant

Kommentare