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Prinzenpark-West: Fronten bleiben verhärtet

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Von: Verena Möckl

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Wie eine Mondlandschaft: Auf der Brache an der Bayernwerkstraße tut sich seit Jahren nichts. Ergebnis des Gutachtens Scharfe Kritik am Gutachten
Wie eine Mondlandschaft: Auf der Brache an der Bayernwerkstraße tut sich seit Jahren nichts. Ergebnis des Gutachtens Scharfe Kritik am Gutachten © vm

Die Streit um den Prinzenpark-West geht weiter. Die Fronten zwischen Gemeinde und Investor bleiben verhärtet.

Karlsfeld – Der Karlsfelder Gemeinderat bekräftigt zu Beginn des Jahres sein Vorhaben, auf dem Erl-Gelände westlich der S-Bahn Gewerbe und einen Supermarkt anzusiedeln. Ein akutuelles Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass dies auch weiterhin an dem Standort möglich sei. Der Investor und auch Teile der Anwohner sehen das nach wie vor skeptisch.

Betreutes Wohnen, ein Supermarkt und viele Büros: So soll der Prinzenpark-West in Karlsfeld aussehen, geht es nach der Gemeinde Karlsfeld. Betreutes Wohnen, ein Supermarkt und viele Wohnungen schweben jedoch dem Grundstückseigentümer Erlbau GmbH & Co. KG vor. Aktuell sieht es aber so aus: Betreutes Wohnen, kein Supermarkt, keine Büros oder Wohnungen. Stattdessen klafft noch immer eine große Baugrube an der Bayernwerkstraße. Ein Bagger ist dort schon seit Jahren nicht mehr angerollt. Und wird es auch so schnell nicht. Denn die Fronten zwischen dem Investor und der Gemeinde sind schon seit Jahren verhärtet und bleiben es wohl auf unbestimmte Zeit.

Wenig Hoffnung, dass es vorwärts geht

Stand heute gibt es wenig Hoffnung, dass etwas auf dem Erl-Gelände vorwärts geht und der Streit zwischen dem Immobilienunternehmen aus Deggendorf und der Gemeinde Karlsfeld bald beigelegt wird.

Die Gemeinde hat von der Regionalentwicklungsgesellschaft Cima prüfen lassen, ob die Planungsziele der Gemeinde für ein Gewerbe auf dem Erl-Gelände noch realisierbar seien. Zuletzt stellte die Cima eine solche Untersuchung im Jahr 2019 an. Das Ergebnis der Analyse, damals und heute, kurz zusammengefasst: Gewerbe und ein Supermarkt lohnen sich auf dem umstrittenen Grundstück westlich der Bahn. Es gebe eine deutliche Flächenanfrage für verarbeitendes Gewerbe und IT, sagte Cima-Mitarbeiter Christoph Hübner in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Heißt: Der Investor sollte die Flächen schnell losbekommen auf dem Markt, denn die Nachfrage sei groß. Wichtig sei jedoch, die Ansiedelung auf den freien Flächen zu bewerben, empfahl Hübner.

Doch genau das ist der Knackpunkt, wie sich in der Diskussion unter den Gemeinderäten zeigte. „Der Ball liegt nicht bei uns, sondern in Deggendorf. Sie sollten ihn zurückspielen, damit wir den Startschuss für die Bebauung bekommen“, sagte Wirtschafts- und Finanzreferent Stefan Theil (CSU).

Dem stimmte auch SPD-Fraktionsvorsitzender Franz Trinkl zu: „Der Investor könnte schon morgen anfangen. Es liegt nicht an uns.“ Klimaschutzreferent Michael Fritsch (Grüne) schlug vor, eigenständig Gewerbetafeln aufzustellen, „sollten die Gespräche mit dem Investor nicht fruchten“. Auch für Bürgermeister Stefan Kolbe steht fest: „Das Projekt ist nach wie vor umsetzbar, wenn man nur will, aber daran scheitern wir.“ Er frage sich, warum die Erlbau nicht aktiv nach Gewerbetreibenden sucht.

Dem widerspricht der Investor. Das Immobilienunternehmen sei „selbstverständlich“ an der Weiterentwicklung ihres Baugebiets in Karlsfeld Prinzenpark-West „interessiert und aktiv“, wie ein Pressesprecher auf Nachfrage mitteilte. Der Investor stünde immer wieder mit Interessenten in Kontakt, auch aktuell.

In der Präsentation des Cima-Gutachtens aus dem Jahr 2019 sei vonseiten der Cima die Rede davon gewesen, dass die Ansiedelung eines Nahversorgers an der Grenze der Wirtschaftlichkeit erscheint und auch die gewerbliche Standortbewertung eher durchschnittlich gesehen werde, so der Pressesprecher von Erl-Immobilien weiter. „Aus unserer Sicht hat sich die gesamtpolitische und wirtschaftliche Lage seit 2019 angesichts der Pandemie und des Kriegs in der Ukraine nicht verbessert.“

Initiative „Fehlender Nahversorger“ enttäuscht

Auch Eckart Moj von der Initiative „Fehlender Nahversorger“ sieht das Cima-Gutachten skeptisch. „Es ist nicht anzunehmen, dass sich ein Beratungsunternehmen in fortlaufenden Begutachtungen eines Geländes selbst widerspricht“, sagte der Senior aus dem Betreuten Wohnen am Ende der jüngsten Gemeinderatssitzung.

Die Initiative „Fehlender Nahversorger“ sieht sowohl den Investor Erlbau, aber auch die Gemeinde Karlsfeld in der Pflicht, endlich einen Kompromiss zu finden (wir berichteten mehrfach). Die Gemeinde Karlsfeld blockiere durch ihr Beharren auf einen aus der Zeit gefallenen Bebauungsplan mehr als fünf Jahre dringend benötigte Steuereinnahmen aus dem Gelände. Eckart Moj: „Für uns, die Bewohner im Betreuten Wohnen, ist es ein endloser Albtraum!“

Verzwickte Sache 

Das einzige Gebäude, das auf dem Erl-Gelände bislang fertig ist, ist das Betreute Wohnen. Das Problem, warum bei der Bebauung des Areals nichts vorwärtsgeht: Es gibt für einen Supermarkt keinen städtebaulichen Vertrag zwischen dem Investor und der Gemeinde. Die Nutzung von Einzelhandel ist nur zugelassen, nicht aber vorgeschrieben, wie Erl in einer Pressemitteilung Anfang vergangenen Jahres mitteilte (wir berichteten ausführlich). Darüber hinaus steht im Bebauungsplan nichts darüber, dass Gewerbebauten entstehen müssen. Die Erlbau betont, dass sich kein Supermarkt-Betreiber finden lasse, denn dafür brauche es zusätzliche Wohnungen. Was die Gemeinde allerdings vehement ablehnt. vm

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