Corona-Folgen verschärfen die ohnehin angespannte Finanzlage der Gemeinde Karlsfeld

Die Gemeinde Karlsfeld hat wegen der Corona-Pandemie enorme Einbußen an Steuereinnahmen. Insgesamt geht es um eine geschätzte Summe über 2,1 Millionen Euro.
Karlsfeld – Alfred Giesinger hatte im April zu Beginn der Corona-Pandemie schon drastische Einbußen prophezeit – jetzt haben sich die Vorhersagen des erfahrenen Karlsfelder Kämmerers leider bestätigt. Laut der aktuellen Sonder-Steuerschätzung nimmt die Gemeinde heuer 2 140 000 Millionen Euro weniger an Steuern ein. Die zu erwartende staatliche Kompensation in Höhe von 1,42 Millionen Euro ist schon eingerechnet.
Doch durch Corona-bedingte Ausfälle vieler Veranstaltungen, wie das Siedlerfest oder der Christkindlmarkt, aber auch durch Minderausgaben bei den Personalkosten (500 000 Euro) und beim sächlichen Betriebsaufwand (900 000 Euro) kann die Gemeinde auf der anderen Seite wieder Kosten einsparen.
Das ist aber nur die eine Seite der Corona-Medaille: Denn durch die Pandemie gab es auch Einnahmenausfälle, etwa durch die Schließung des Hallenbades (200 000 Euro).
Insgesamt bleibt es im Verwaltungshaushalt, also dem laufenden Betrieb, bei einem Defizit von 820 000 Euro. Ursprünglich hatte Giesinger für 2020 hier mit einem Überschuss in Höhe von 1,1 Millionen Euro gerechnet. Stattdessen kam es zum Corona-Defizit.
Defizit statt Einnahme – das hat eine um 1,92 Millionen Euro höhere Kreditaufnahme zur Folge. 11 Millionen Euro neue Schulden wollte Karlsfeld heuer machen, jetzt sind es 12,92 Millionen.
Die Haushaltslage der Gemeinde Karlsfeld war auch ohne die Folgen der Corona-Pandemie schon angespannt. Der Grund: der Neubau der Grundschule an der Krenmoosstraße mit einem Investitionsvolumen von knapp 40 Millionen Euro. Vom Staat gibt es für das Projekt Zuschüsse in Höhe von 15,34 Millionen Euro.
Auf den Baufortschritt des Großprojekts hat sich die Pandemie kaum ausgewirkt. Die neue Schule dürfte wie geplant im Mai 2021 fertig sein. Zum Schuljahresbeginn 21/22 kann sie bezogen werden.
Giesinger hatte auch eine erfreulichere Nachricht: Bei der Grundsteuer- und der Grunderwerbssteuer gibt es Mehreinnahmen in Höhe von insgesamt 300 000 Euro. Eigentlich würde die deutlich verschärfte Finanzlage rechtlich einen Nachtragshaushalt erfordern, der in einer Sondersitzung des Gemeinderats beraten und beschlossen werden müsste. Ob aufgrund der Corona-Situation darauf verzichtet werden kann, beraten die Kämmerer der Landkreisgemeinden demnächst bei einem Treffen im Landratsamt Dachau.
Schulden und Defizit hin oder her, trotzdem müsse Geld ausgegeben werden, forderten die Gemeinderäte Franz Trinkl (SPD) und Michael Fritsch (Bündnis 90/Die Grünen). „Aber irgendwer muss die Schulden bezahlen“, warnte Bürgermeister Stefan Kolbe seine Gremiumskollegen eindringlich. In einer Klausurtagung will der Karlsfelder Gemeinderat in zwei Wochen ausführlich dieses Thema besprechen.
Simone Wester