1. Startseite
  2. Lokales
  3. Dachau

Künstler Wolfgang Bauer brennt Löcher in seine Bilder und zeigt sie in Karlsfeld

Erstellt:

Kommentare

Spiel mit Zeit und Bewegung: Fotograf Wolfgang Bauer malt mit der Kamera und zeigt seine Werke beim Karlsfelder Kunstkreis.
Spiel mit Zeit und Bewegung: Fotograf Wolfgang Bauer malt mit der Kamera und zeigt seine Werke beim Karlsfelder Kunstkreis. © mik

Wer die Belichtungszeit zu lange einstellt oder mit der Kamera wackelt, ärgert sich hinterher meist über verschwommene Fotos. Wolfgang Bauer nicht.

Karlsfeld – Er belichtet Fotos extra lang und bewegt zusätzlich noch seine Spiegelreflex und macht sich den verwischenden Effekt zunutze. 

Wolfgang Bauer malt mit seiner Kamera

Er nennt dies „Malen mit der Kamera“ – und tatsächlich wirken seine eingerahmten Fotografien von Landschaften oder bewegten Personen wie Gemälde, die er ab heute beim Karlsfelder Kunstkreis zeigt.

Einige Kunstinteressierte aus dem Landkreis werden den Landsberger noch von seiner Wasserturm-Ausstellung vergangenen Mai kennen. Dort zeigte er bereits seine besondere Art der Fotografie: Eingemummte Passanten schreiten über einen gepflasterten Platz. Auf dem nassen Boden spiegeln sich rote und weiße Lichter der Autos sowie der bläuliche Schein der Straßenlaternen. 

Durch die lange Belichtungszeit erkennt der Betrachter die Bewegungen der Menschen – wie den Mann mit Stock, der vom Fotografen wegschreitet – und sogar die des Regens, wie er auf das Pflaster prasselt. „In diesem Moment kam ich gerade aus einer Ausstellung in Berlin“, verrät der Künstler Wolfgang Bauer.

Alle Fotografien oder vielmehr Gemälde von ihm spielen mit der Unschärfe, dem Diffusen und der Bewegung. Auch abstrakte Fotografien kommen bei dieser Technik heraus, wie das Foto der Ausstellungs-Einladung. Bunte senkrechte Geraden sowie diagonale Linien bewegen sich über die Leinwand. „Das war ein Zelt, mit vielen bunten Planen. Es hat mich fasziniert“, erklärt Bauer dazu. Durch eine leichte Aufwärts-Bewegung mit der Kamera verschwimmen die Linien und Farben des Zeltes. In der Verbindung mit der Wahl des Bildausschnittes entsteht so das abstrakte Bild.

Doch Wolfgang Bauer beschäftigt sich in dieser Ausstellung vor allem mit einem Thema sehr intensiv: der Natur und, wie sie von den Menschen zerstört wird. Sehr eindrucksvoll setzt er sich damit bei dem Werk „Es reicht! – ich kann nicht mehr!“ auseinander. Es besteht aus drei Leinwänden, die jeweils doppelt bespannt sind. Im Hintergrund befinden sich drei abstrakte Fotografien des Künstlers, die aufgrund ihrer Farben an Landschaften erinnern. Im Vordergrund ist das jeweils gleiche Foto nochmals aufgespannt – jedoch zerstört.

„Wir beuten die Erde aus, zerstören unsere Wurzeln, machen die Tiere kaputt“

Der Künstler brannte in die beiden äußeren Bilder mit dem Flambier-Gerät viele Löcher hinein. Die schwarzen Schmor-Rückstände lassen dem Betrachter ein Feuer vermuten. Im mittleren Bild ging der Künstler noch drastischer vor: Er schnitt in die vordere Leinwand ein großes Loch und bemalte die schnipselartigen Loch-Ränder mit roter Farbe, sodass eine große, blutende Wunde aus dem Bild zu klaffen scheint.

„Ich beschäftige mich schon seit Jahrzehnten mit dem Thema. Wir beuten die Erde aus, zerstören unsere Wurzeln, machen die Tiere kaputt. Die Erde leidet. Da habe ich Angst um die Zukunft“, sagt Bauer. Neben diesen kritischen und ernsten Werken hat Bauer auch romantische Bilder mitgebracht. Seine Reihe „Märchenwald“ besteht aus kleinformatigen Malerei-Fotografien, über die er mit einer Technik aus Wachs und Leintuch Fotos von schwarzen Baum-Silhouetten collagiert. Ein Märchenschloss im Wald, der Jäger, der Gejagte und ein Tier mag der Betrachter der Bilder aufgrund von Assoziationen ausmachen.

In Wirklichkeit sind die Bilder hinter den Bäumen ebenfalls reine Momentaufnahmen, die zunächst in keinem Bezug zum Wald standen. „Durch die Verbindung mit den Baumsilhouetten bekommet das Bild etwas Mystisches oder Romantisches“, deutet Bauer. Von Miriam Kohr

Die Ausstellung

„Malen mit der Kamera“ von Wolfgang Bauer in der Galerie des Karlsfelder Kunstkreises öffnet heute um 19 Uhr und ist an den Wochenenden, 9./10. März sowie 16./17. März, jeweils von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

Auch interessant

Kommentare