Holzmarkt-Turbulenzen treffen Bayern: Preise explodieren - Waldbauern massiv eingebremst

Holz ist knapp und teuer. .
Dachau – Holz ist ein vielfältiger Werk- und Baustoff. Es ist flexibel bearbeitbar, haltbar und stabil und ermöglicht unzählige Anwendungen im Handwerk sowie im Hausbau. Doch Holz ist momentan knapp, der Preis dafür explodiert. Der Preis für Rundholz liegt bei 90 bis 100 Euro pro Kubikmeter. Der Rohholzpreis für die Waldbauern ist nicht für die absolut überzogenen Preise für Schnittware (Bauholz) verantwortlich, wie Leonhard Mösl, Vorsitzender der Waldbauernvereinigung, klarstellt.
Derzeit klagen Bauherren über Lieferprobleme bei Schnittholz und enorme Preissteigerungen für Holzprodukte. Die Waldbauernvereinigung vermarktet jährlich rund 30 000 Kubikmeter Nutzholz von über 1500 Waldbesitzern im Landkreis. Das Stammholz wird vorrangig an die lokalen Sägewerke vermittelt. Leider ist deren Zahl stetig gesunken, wie Mösl erklärt. Der größte Teil des Rundholzes muss an Großsägewerke geliefert werden. In den letzten Jahren zahlten die Sägewerke nur sehr niedrige Preise für hochwertiges Holz bester Qualität (70 Euro pro Kubikmeter). Die Nachfrage nach Schnittholz aus dem Ausland führte zugleich zu Höchstpreisen für Schnittware (400 bis 500 Euro pro Kubikmeter).
Aufgrund der geringen Rohholzpreise haben Waldbesitzer im Winter deutlich weniger Holz als normal eingeschlagen. „Die jetzige Situation kann weder unseren Waldbesitzern angelastet werden noch der Beschränkung des Holzeinschlages zur Stabilisierung der Rohholzpreise“, so Mösl. Steigende Schnittholzpreise und mangelnde Verfügbarkeit von Holz auf bayerischen Baustellen hängen mit stark gestiegenen Exporten der Sägewerke ins Ausland zusammen.
Die Zimmerermeister Leonhard Lachner aus Feldgeding und Werner Polt aus Vierkirchen sind seit Jahrzehnten im Geschäft. Es habe immer schon Schwankungen gegeben, sagen sie. Nach Zeiten, „in denen unser gutes Produkt Holz verramscht wurde“, so Lachner, sei der Ankauf für seine Branche teuer geworden. Doch ins Bockshorn jagen lassen sich die beiden Handwerksmeister noch lange nicht.
Punkt eins: Nicht nur Holz sei teuer, das gelte für alle Baustoffe, so Polt, der mit seiner Firma vor allem Holzhäuser baut. Punkt zwei: Querbeet würden alle Branchen derzeit durchgebeutelt. Punkt drei: „Die Ware ist verfügbar – bei entsprechend längerer Vorlaufzeit“, so Lachner, der mit seinem Betrieb hauptsächlich Dachstühle für Neubauten erstellt sowie Dachaufstockungen und -sanierungen vornimmt. Er und Polt erwarten eine Entspannung bis spätestens Ende des Jahres. Punkt vier: „Man muss seine Baustellen gut und längerfristig planen. Dann steht keine Baustelle still“, sagt Lachner. Und nicht zuletzt Punkt fünf: der anhaltende Bauboom.
Turbulenzen am Holzmarkt: Bauanträge zurückgezogen - Bundesrat bremst Waldbauern aus
Ihm und Polt ist allerdings bewusst, dass lange nicht alles in Butter ist. Denn: „Das Preisniveau wird hoch bleiben“, vermutet Lachner, der auch Obermeister der Zimmerer-Innung Dachau-Fürstenfeldbruck ist. „So mancher Bauantrag“, ergänzt Polt, „wird zurückgezogen, wenn wegen der hohen Preise das Haus statt 600 000 Euro auf einmal 750 000 Euro kostet.“ Außerdem könne es passieren, dass Handwerksbetriebe ihre Leute „bei vollen Auftragsbüchern in Kurzarbeit schicken müssen“.
Der WBV macht Lachner wegen der hohen Holzkosten keine Vorwürfe. „Die Waldbesitzer sollen auch mal wieder positive Zahlen schreiben“, meint er. WBV-Chef Mösl wiederum sagt: „Steigende Schnittholzpreise und mangelnde Verfügbarkeit von Holz auf bayerischen Baustellen hängen vor allem mit stark gestiegenen Exporten der Sägewerke ins Ausland, vor allem USA und China, zusammen.“ Und WBV-Geschäftsführer Peter Göttler fügt hinzu: „Die Preisspirale dreht sich weiter schnell.“
Goldene Zeiten also für Dachaus Holzmacher? Jein. Denn da ist noch diese Verordnung aus Berlin. Der Bundesrat nämlich hat Ende März einer Einschlagsbeschränkung nach dem Forstschäden-Ausgleichsgesetz zugestimmt, die nun rückwirkend in Kraft getreten ist. Das hat zur Folge, dass die 1500 Waldbesitzer im Dachauer Land „massiv eingebremst werden“, so Göttler.
Besonders ärgerlich ist das im Hinblick darauf, dass es im Dachauer Land viel Holz gibt. Der Landkreis Dachau ist neben dem Landkreis Erding zwar der waldärmste in Bayern. Doch das gilt nur für die Fläche, nicht für die Anzahl der Bäume, die darauf wachsen. Berechnet nach Festmetern pro Hektar, meint Christian Widmann, Förster und Mitarbeiter der WBV-Geschäftsstelle, sei Dachau bayernweit, wenn nicht sogar deutschlandweit vorne dabei.
Dachau: Riesige Mengen Holz ins Ausland transportiert - „Da graust es einem“
Was die WBV-Leute weiter wurmt, ist der Transport riesiger Mengen in ferne Länder. Das Holz müsse zunächst bis an die Küsten geschafft und dann per Schiff übers Meer gebracht werden. Dabei müsse das Holz auch noch begast werden, um zu verhindern, dass Schadorganismen mit exportiert werden, was die ohnehin miese Ökobilanz dieser Transporte noch weiter verschlechtere, so Göttler, der über das Treiben auf dem Weltmarkt nur sagen kann: „Da graust es einem!“

Einer, der quasi zwischen den Stühlen sitzt, ist Sägewerksbesitzer Peter Krimmer. Sein kleiner Familienbetrieb in Markt Indersdorf kauft von den Waldbesitzern in Dachau und Augsburg und verkauft ans regionale Handwerk. Beim Schnittholz, sagt Krimmer, habe das Treiben auf den Märkten mit normaler Preissteigerung nichts mehr zu tun. „Das grenzt schon fast an Wucher!“ Bei der Preistreiberei, sagt Krimmer, spiele er nicht mehr mit, wenn es um den Verkauf an seine Kunden geht. „Man muss ihnen noch in die Augen schauen können.“

Damit das so bleibt, böte es sich an, wenn sich Handwerker, Waldbesitzer und Besitzer kleiner Sägewerke im Dachauer Land zusammentäten, meinen die Handwerksmeister Lachner und Polt. Sie denken dabei an eine regionale Genossenschaft. Auch die WBV wäre mit dabei. „Die Waldbauernvereinigung ist gerne bereit, lokale Kreisläufe zu fördern und mit Handwerkern und örtlichen Sägewerken eine enge und nachhaltige Partnerschaft mit dem Ziel einer sicheren Versorgung anzustreben“, so Mösl.
„Das wäre in meinen Augen ein langwieriger Prozess“, meint hingegen Lachner. Er und Polt nennen schon mal ein Beispiel, warum das so ist: Kleine Sägewerke seien nicht zertifiziert, bauaufsichtlich zugelassene Baustoffe zu liefern, und könnten schon gar nicht die notwendigen Mengen liefern. Den Markt beherrschen die großen Sägewerke. „In Deutschland sind das nur wenige“, so Lachner. Und diese großen Säger würden ihre Marktmacht skrupellos ausnutzen“, weiß Mösl.
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