Gemeinde informiert über Standortsuche für mögliche Windräder

Die Gemeinde Pfaffenhofen hat die Bürger über Standortsuche für mögliche Windräder informiert.
Egenburg – Wie berichtet, hat die Gemeinde Pfaffenhofen an der Glonn per Flächennutzungsplanänderung eigene Standorte für mögliche Windräder festgelegt. Hintergrund: wenn das die Gemeinden nicht selbst machen, besteht die Gefahr, dass im kommenden Jahr der Regionale Planungsverband über die Köpfe der Kommunen entscheidet, eine Mitsprache ist dann nicht mehr möglich.
Den Bürgerinnen und Bürgern werden dann Windräder vor die Nase gesetzt, geplant von externen Kräften, womöglich sogar noch nicht einmal aus der Region, da die die Vergabe europaweit ausgeschrieben wird, wie auf der jüngsten Infoveranstaltungen zum Thema Windenergie zu erfahren war, die im Kinderhaus in Egenburg stattfanden. „Wir wollen, dass die Bürger profitieren und dass das nicht in fremde Hände kommt“, betonte Bürgermeister Helmut Zech.
„Nicht alle machen es so vorbildlich“, lobte „Windkümmerer“ Peter Beermann das Konzept und die Bürgerbeteiligung. Zech hatte die Experten Jan Hoppenstedt, Geschäftsführer der Stadtwerke Fürstenfeldbruck, und dessen Kollegen Matthias Beuter sowie den regionalen Windkümmerer Beermann, der seit zwei Jahren für Pfaffenhofen zuständig ist, zu drei Informationsveranstaltungen eingeladen.
Um einen Windkümmerer hatte sich Pfaffenhofen im Rahmen eines Projektes vor zwei Jahren beworben und den Zuschlag bekommen. Ein Riesenvorteil für die kleinste Landkreisgemeinde, die aber in Sachen erneuerbare Energien seit Jahren große Projekte angeht und beispielsweise alle kommunalen Gebäude mit PV-Anlagen ausgestattet hat.
Windkümmererlobt die Gemeinde
Und jetzt, wo andere Gemeinde fürchten, überplant zu werden, hat Pfaffenhofen nicht nur einen Windkümmerer an Bord, sondern konnte auch die Stadtwerke Fürstenfeldbruck, die bereits Windkraftanlagen erfolgreich betreibt und seit 2015 ihren Kunden zu 100 Prozent Ökostrom liefert, als möglichen Partner mit ins Boot holen können.
Die Gemeinde will die Bürger nicht nur per Befragung in das Projekt einbinden. Diese können sich auch an den Windkraftanlagen finanziell beteiligen. Über die Höhe der Rendite wollten sich die Fachleute nicht festlegen lassen, stellten aber Erträge von drei bis fünf Prozent in Aussicht. Auch die Gemeinde selbst kann sich beteiligen, die Stadtwerke FFB übernehmen bei Vertragsabschluss die restlichen 60 Prozent. Die Unternehmensform wäre dann voraussichtlich eine GmbH und Co. KG.
Fünf Standorte wurden von den Planern im ganzen Gemeindegebiet ermittelt. Manche Zuhörer fragten, warum nur fünf, andere wiederum, warum so viele. „Wir wissen, dass das Thema auch auf Widerstand stößt, Windkraftanlagen sind landschaftsprägend“, weiß Zech. Er selbst wäre schon froh, wenn nur drei der fünf Standorte realisiert werden könnten. Jede der rund 250 Meter hohen Windkraftanlagen mit einer Leistung von 5,6 Megawatt könnte rund 11 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen und damit je 3000 Haushalte versorgen.
Ein Baubeginn wäre 2026 denkbar
„Windkraft benötigt generell deutlich weniger Fläche als Biogas- oder PV-Anlagen und ist eine der preisgünstigsten erneuerbaren Energieformen“, erklärte Beermann. Auch die Eingriffe in die Natur würden so minimal wie möglich gestaltet, versprach der Windkraftexperte. Denkbar sei ein Baubeginn 2026. Allerdings ist es gar nicht so einfach, Windräder aufzustellen, erklärte Beermann. Nicht nur die Abstände zur Wohnbebauung müssten berücksichtigt werden, auch viele andere Faktoren spielten bei der Planung eine Rolle: Tier- und Umweltschutz, Emissionen wie Schall und Schatten, Infraschall, Denkmalschutz, Flugverkehr und vieles mehr.
Biologen müssten zuvor ein Jahr lang die Flora und Fauna beobachten. Würde die Flugroute nur eines einzigen Vogels beeinträchtigt, wäre der Standort schon gestorben, erklärte Beermann. Einer möglichen Schall- oder Schattenbelastung für Anwohner könne man mit einer Abschaltautomatik begegnen, versicherte Beermann. Darum sähe man auch oft stillstehende Windräder.
Zech will Friedenin der Gemeinde
Die Abstände zur nächsten Wohnbebauung war ein Thema, das viele Zuhörer beschäftigte. Hier versicherte Beermann, dass das Landratsamt alles genauestens prüfe. Anhand des Flächennutzungsplanes zeigte der Experte Beispiele auf, mit 1000 bis 1800 Metern Abstand beispielsweise für die Ortschaft Unterumbach. So ging er die einzelnen Ortschaften der Gemeinde durch, die für Standorte in Betracht kommen.
„Auch die Nachbargmeinden werden eingebunden“, versicherte Zech, der betonte, dass dies schon von Anfang an so gewesen sei (siehe Kasten). Denn der Frieden mit den Nachbargemeinden und in der eigenen Gemeinde liegt Zech sehr am Herzen. „Wir wollen Frieden in unserer Gemeinde. Lieber schimpft’s auf mich. Bürgermeister gehen, Nachbarn bleiben“, so Zech abschließend.
Nachdem im kommenden Jahr die 10-H-Regel in Bayern fallen werde, sei es umso wichtiger, dass die Kommunen selbst Standorte festlegten, betonte Jan Hoppenstedt von den Stadtwerken FFB.
Windkraftanlage inMalching besichtigen
Wer sich Gedanken um die Lautstärke, die Schattenbildung und mehr macht, dem rät Windkümmerer Peter Beermann, eine Windkraftanlage zu besichtigen, sich direkt darunter zu stellen und sich dann hundertmeterweise zu entfernen, um zu testen, ob man Schall oder Intraschall wahrnehme. Gelegenheit gibt es dazu beispielsweise am Samstag, 26. November, um 10 Uhr beim Windrad in Malching, das von den Stadtwerken in Fürstenfeldbruck betrieben wird. „Hier kann man schauen und hören“, ermutigt Bürgermeister Helmut Zech seine Gemeindebürger.
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Simone Wester