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„Weil der Kampfgeist langsam erlischt“

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Mentor und Nachfolger: Der scheidende 1865-Chef Richard Reisböck und dahinter Sebastian Stirner. Foto: tor
Mentor und Nachfolger: Der scheidende 1865-Chef Richard Reisböck und dahinter Sebastian Stirner. Foto: tor

Dachau - Der langjährige Vorsitzende des TSV 1865 Dachau, Richard Reisböck, hat sein Amt abgegeben.

Als Reisböck das letzte Wort ins Mikro gesprochen hatte, wollte der Applaus nicht enden. Die Mitglieder des TSV 1865 klatschten und klatschten und gaben so ihre gehörige Wertschätzung für einen Mann zum Ausdruck, der seit 1988, also 26 Jahre lang, die Geschicke des Traditionsvereins bestimmt hatte. Und der jetzt seinen Stuhl räumte, „weil ich merke, dass der Kampfgeist langsam erlischt“, wie der 71-Jährige sagte.

Bevor die Versammlung, zu der rekordverdächtige 114 stimmberechtigte Mitglieder in die Vereinsgaststätte gekommen waren, Sebastian Stirner einstimmig zum Nachfolger wählte, hatte Reisböck noch einmal das Podium für sich. Durch seinen letzten Rechenschaftsbericht zog sich das Thema Aussiedlung wie ein roter Faden.

„Der Verein ist momentan total zerrissen, an sieben verschiedenen Standorten findet der Trainings- und Spielbetrieb statt“, betonte Reisböck. „Das ist auch eine enorme logistische Herausforderung und produziert zusätzliche Kosten.“ Und während die Große Kreisstadt kontinuierlich wachse, könne das der TSV schon lange nicht mehr. Wenn die Stadt ihre Pläne mit der Wohnbebauung umsetze, habe der Verein am derzeitigen Standort nur zwei Möglichkeiten: „Entweder wir bauen eine zwölf Meter hohe Lärmschutzwand wie in Fort Knox, oder wir stellen den Sportbetrieb um 17 Uhr ein!“

„Es ist keine Spinnerei von mir, dass es hier einfach nicht mehr geht“, betonte der scheidende TSV-Chef. „Vielmehr ist es schon fünf nach zwölf. Und wenn es so weitergeht, laufen wir Gefahr, dem Beispiel des SSV Dachau-Ost zu folgen“, malte Reisböck die Zukunft in düsteren Farben. In die maroden Sportstätten - aktuell sei die Heizanlage der Jahnhalle kaputtgegangen - sei seit Jahren nur noch das Nötigste investiert worden. Deshalb müsse der Verein jetzt endlich wissen, wo die Reise hingeht. Die Politik solle bitteschön „die Hosen runterlassen und uns sagen, wo wir hinmüssen“.

„Ich bin jetzt fast 72, habe mein Bestes versucht. Jetzt ist ist einfach die Zeit aufzuhören. Deshalb: Ciao, ich habe fertig,“ schloss Richard „Hugo“ Reisböck. Nach dem Versprechen, dem Verein weiter mit Rat und Tat zur Seite stehen, wartete noch eine Überraschung auf ihn: Die Versammlung ernannte ihn nach Vorschlag des Beiratsvorsitzenden Werner Friedl einstimmig zum Ehrenvorsitzenden des TSV 1865. Am Stammtisch in der Gaststätte steht jetzt ein Stuhl mit Namen und Ehrbezeichnung. „Und einen eigenen Fahrradstellplatz bekommst Du auch noch“, versicherte Nachfolger Sebastian Stirner. (tor)

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