Die Großen gingen bei ihm aus und ein: Abschied von beliebtem Anzinger Wirt

Er war zwar ein Zugereister, aber einer, den ganz Anzing kannte und den viele ins Herz geschlossen hatten: Conny Hoffmann, Gründer der Kleinkunstbühne „Weinbeisser“. Jetzt ist der liebenswürdige Freigeist gestorben.
Anzing – Obwohl er kein Bayer war, kannten ihn am Ort fast alle, den Conny vom „Weinbeisser“. Vor kurzem ist er gestorben, 83 Jahre alt, doch im Herzen jung geblieben. „Ich bewundere ihn, wie tapfer er seine schwere Krankheit ertragen hat“, blickt seine Tochter Cornelia dankbar auf ihren Vater zurück, „wie er noch wenige Tage vor seinem Tod ins Kino ging, lebensfroh wie immer mit seiner Lebensgefährtin Barbara am Chiemsee saß und sich an der Natur ergötzte, wie er ein letztes Mal bei seinem Lieblingswirt in München aß“.
Auch in Anzing und Umgebung gab es viele, die am liebsten bei ihm einkehrten. Sie wussten es zu schätzen, dass Conny Hoffmann alle herzlich empfing, die seine kleine Wirtsstube im Böglhof betraten. Denen er einen seiner ausgesuchten Weine kredenzen durfte, vielleicht auch eine kleine Brotzeit mit Spezialitäten aus Südtirol, jenem Stück Erde, das er so sehr geliebt hatte. Manchmal traten Musiker und Kabarettisten bei ihm auf – auf einer Bühne, gerade mal einen Quadratmeter groß: ein winziges Stück Holz, das aber für manche zum künstlerischen Sprungbrett werden sollte. Doch auch bereits Große gingen durch seine niedrige Wirtshaustür in Obelfing: Gerhard Polt, Dieter Hildebrandt, Helmut Schleich, Claus von Wagner, Martina Schwarzmann oder Martina Eisenreich. Sie trafen dort auch nicht nur Publikum aus dem Ort, sondern aus halb Oberbayern, aus München sowieso.
Deutschlands Top-Kabarettisten gingen beim Conny ein und aus
Denn Conny Hoffmann hatte ein hervorragendes Netzwerk, saß als Chef für Technik und Licht am Deutschen Theater quasi an der Quelle künstlerischer Begabungen, lockte sie alle in sein Refugium. Eigentlich stammte er, der sich trotz blauer Kellnerschürze gern als Freigeist sah, aus Halle an der Saale, sein Vater war dort Fotograf.
Schon früh erlernte er die Kunst des Handpuppenspiels, war kurze Zeit als Feinmechaniker tätig, verrichtete nebenher am Stadttheater kleinere Arbeiten. Mit 17 ging er nach Berlin, ließ sich dort zum Kameramann ausbilden und verließ 1960 die DDR, ein Jahr vor dem Mauerbau. Seine weiteren Stationen hießen Düsseldorf, Bremen, Ulm und wieder Berlin, bis er schließlich beim Deutschen Theater in der Landeshauptstadt landete. Dort arbeitete er hinter der Bühne sehr erfolgreich, manchmal auch zusätzlich für den Bayerischen Rundfunk. 1987 schließlich gründete er sein eigenes Lokal, den „Weinbeisser“ in Anzing. Inzwischen war er von seiner ersten Frau Helga wieder geschieden, aus dieser Ehe stammen die Kinder Cornelia (59) und Carsten (54). 1982 hatte er Gutta aus Südtirol kennen gelernt, im gleichen Jahr kam Sohn Philip zur Welt. Doch auch von ihr trennte sich Conny Hoffmann 2005, verbrachte die letzten Jahre mit Lebensgefährtin Barbara Schwarzfischer aus dem Chiemgau.
Er hat ein Stück Weinkultur nach Anzing gebracht
„Es war schön zu sehen, wie am Ende seine ehemaligen Frauen, wir drei Kinder und seine sieben Enkelkinder Abschied nehmen konnten“, blickt seine Tochter Cornelia zurück, „da gab´s keinerlei böse Rede, nur Dankbarkeit für einen wunderbaren Menschen, der uns viel gegeben hat“.
Auch für Anzing, seine Bewohner und Freunde hat Conny Hoffmann viel getan, und sei es „nur“ ein besonderes Stückchen ganz eigener Kultur, hat Weintrinken geadelt in einer eher bierseligen Welt. Sein Lokal lebt nun weiter unter den jungen Wirtsleuten Stephie Propstmeier und Dirk Zeilmann.
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