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Kreuzzug in Gelb: 200 Menschen protestieren gegen Trasse „Limone“

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Von: Josef Ametsbichler

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Brenner Demonstranten mit Traktoren Schildern und Traktoren
Mit 40 Traktoren sind Landwirte zum Protest nach Dorfen bei Aßling gekommen. Ihr Ärger gilt der Deutschen Bahn, wie den Schildern zu entnehmen ist. Insgesamt demonstrieren am Dienstag knapp 200 Menschen gegen „Limone“. © Stefan Roßmann

2040 sollen spätestens zwei neue Gleise durch die Gemeinde Aßling verlaufen. Gegen dieses Vorhaben der Bahn gingen nun zahlreiche Bürger auf die Barrikaden.

Erneuter Protest gegen die Bahn flammt im Landkreis Ebersberg auf: Ein Zeichen gegen die Trasse „Limone“ setzen 200 Menschen an dem Ort, wo spätestens 2040 zwei neue Gleise in Betrieb gehen sollen – auf der grünen Wiese. Symbol des Protests ist das Kreuz in Gelb, der Farbe der Trasse.

Dorfen – Wer will, kann durchaus Symbolcharakter in den Moment hineinlesen, als der einfliegende Rettungshubschrauber die Demonstranten auf der Wiese bei Dorfen (Gemeinde Aßling) zum Innehalten zwang. Ein medizinischer Notfall im Ort hatte den Anflug der Retter erforderlich gemacht. Als kollektiven Notfall verstehen die Gegner der Brennerzulauf-Trasse „Limone“ die Entscheidung der Bahn gegen den Ausbau der bestehenden beiden Gleise.

40 Traktoren fahren auf

Traktoren bei der Demo gegen die Trasse Limone
Die Kleinsten haben auch Schilder dabei: Blasius, Quirin und Lorenz Kaiser aus Niclasreuth. © Stefan Roßmann

Knapp 200 Menschen hatten sich deshalb am späten Montagnachmittag zur ersten Kundgebung seit Bekanntgabe der Trassenentscheidung Mittel Juli versammelt. Auch wenn bei vorangegangenen Kundgebungen mehr los war: Frischen Wind verleiht dem Protest eine Einschätzung und Nachberechnung des Niclasreuther Projektmanagers Andreas Brandmaier. Der Mitinitiator des durchgefallenen Bürgervorschlags „Türkis“ wirft der Bahn grobe Fehler beim Vergleich der Trassen vor.

Mit gelben Kreuzen („Limone“) ist auf der Wiese der geplante Verlauf der beiden neuen Gleise abgesteckt. Entlang parken 40 Traktoren, um dem Ärger der protestierenden Landwirte Ausdruck zu verleihen. Eingereiht hat sich auch Florian Wagner, 35, Landmaschinenmechaniker und Forstwirt aus Niclasreuth. Er sorgt sich, dass ihm die Gleise direkt vor seiner Haustür seinen Wald kaputt machen. „Wir müssen was tun!“, sagt er.

Demonstranten sicher: Entscheidung wird vor Gericht nicht standhalten

„Wir müssen was tun“, sagt Florian Wagner, der seinen Traktor mit einem gelben Kreuz bestückt hat
„Wir müssen was tun“, sagt Florian Wagner, der seinen Traktor mit einem gelben Kreuz bestückt hat © Stefan Roßmann

Zustande gekommen ist die Demonstration an diesem Tag durch die neu gegründete „Bürgerinitiative Brennernordzulauf Landkreis Ebersberg“. Diese sei nicht generell gegen den Gleisausbau, betont Initiatorin Magdalena Stuffer (32) in ihrer Rede. Aber auf der grünen Wiese, wo es doch einen Bestand gebe, das gehe nicht an. Sie kritisiert eine neue Durchschneidung der Natur und der landwirtschaftlichen Flächen und ruft die Landkreis-Bürger zur Solidarität auf: Stuffer „Wir rudern alle gemeinsam in dem Boot, das die Bahn zum Untergang bringen will!“

Da klingeln die Kuhschellen und Applaus braust auf. Noch lauter freut sich die Menge über einen Satz, den „Türkis“-Verfechter Andreas Brandmaier derzeit unermüdlich wiederholt: „Die Entscheidung der Bahn wird vor Gericht nicht standhalten!“

Auch mehrere Politiker sind mit von der Partie

Einige Demonstranten haben Schilder mit Sprüchen mitgebracht, die sie in die Höhe halten oder an den Bulldogs montiert haben. „Landwirtschaft bedeutet Leben, deshalb kann es keinen Neubau geben“, hat etwa Florian Wagner gedichtet. „Ich bin sauer wie eine Limone“, hat ein Kind auf seinem Schild stehen. Ein derberer Spruch prangt an einem gelben Kreuz am Straßenrand: „Die Bahn fickt unsere Landschaft.“ Das gefragteste Fotomotiv ist aber das Plakat der örtlichen Vertreter der Bayernpartei: „Den Bauern wird der Grund genommen, dass Preiss’n schnell nach Süden kommen“, steht darauf.

Gekommen sind auch andere Vertreter aus der Politik, etwa Vize-Landrat und Landwirt Georg Reitsberger aus Vaterstetten (FW), Grafings Bürgermeister Christian Bauer (CSU) und SPD-Kreistagsfraktionssprecher Albert Hingerl aus Poing.

Bereits 1300 Unterschriften

Nun ist die Bürgerinitiative dabei, Unterschriften gegen die Trasse Limone und zugunsten des Bestandsausbaus zu sammeln. 1300 Menschen hätten bereits unterschrieben, sagt BI-Sprecherin Stuffer über den Zwischenstand. Die Bahn hat derweil angekündigt, die Vorwürfe zu prüfen. Die Bürgerinitiative online: bnz-ebersberg.de

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