Bildungskrise: Aßlinger Grundschüler haben keine Lehrkraft mehr

Der Lehrermangel an bayerischen Schulen nimmt immer drastischere Formen an. In Aßling stehen jetzt Erstklässler ohne Lehrkraft da.
Aßling – Die Hiobsbotschaft für die Eltern der Klasse 1b verschickte Michael Pollak, Rektor der Grund- und Mittelschule Aßling, am vorletzten Tag vor den Ferien gegen 16 Uhr . „Leider gestaltet sich die Nachfolgeregelung wie fast erwartet äußerst schwierig“, steht darin. Die Klassleiterin geht mit Ferienbeginn in Mutterschutz und es gibt derzeit niemanden, der sie ersetzen kann. „Wir haben für die Zeit nach Ostern momentan noch keine Lehrkraft“, bestätigt der Schulleiter dies der EZ am Telefon.

Wie er den Unterricht für die Kleinsten sicherstellen soll, wisse er momentan nicht: „Es gibt noch keine praktikable Lösung.“ Bei den Eltern kursieren Gerüchte, wonach die 1. Klassen zusammengelegt und in der Turnhalle unterrichtet werden sollen – oder online. Beidem erteilt Pollak eine Absage. Im Januar habe man mangels Lehrer zwei 6. Klassen zusammenlegen müssen – in einer 1. Klasse, und das längerfristig, gehe das nicht.
Schulleiter Pollak: Vertretungsplan zusammengekratzt
Er habe für den Montag nach den Ferien einen Vertretungsplan zusammengekratzt – aber es ist etwas anderes, eine Klassleitung über Monate zu ersetzen, als ein paar Tage zu überbrücken. „Wer schreibt die Zeugnisse? Wer ist Ansprechpartner für die Eltern?“, fragt Pollak rhetorisch. Die dauerhafte Betreuung im und über den Unterricht hinaus könne eine andere Klassleitung nicht einfach nebenher übernehmen.
Pollaks Fazit: „Wir können uns hier in Aßling selber keine Lehrer schnitzen. Wir sind aufs Schulamt angewiesen.“ Er habe mehrere pensionierte Kollegen abtelefoniert, ob sie einspringen könnten – erfolglos. Ein paar Stunden könne er abdecken, weil andere Lehrkräfte ihre Wochenstunden aufstockten – aber für eine Klassleitung reiche die Schwungmasse an der kleinen Schule nicht.
Eltern sind in großer Sorge
Mit dem Schulamt sei er die vergangenen Wochen intensiv im Austausch gewesen, habe immer wieder nachgefragt. Doch eine Vertretungslehrkraft für die 1b habe die Ebersberger Behörde, Stand Freitag, 31. März, nicht auftreiben können. Nun hofft der Rektor, dass sich in den Osterferien eine Lösung auftut, auf den letzten Drücker. Sonst haben die Kinder der 1b keine Lehrkraft mehr. Eine Mutter überlegt schon, ob sie sich Urlaub nehmen muss, um ihr Kind daheim zu betreuen, erzählt sie.
Erst am Dienstag, 28. März, hatte die EZ darüber berichtet, dass Lehrerverbandsvertreter äußerst besorgt auf den Lehrermangel im Landkreis Ebersberg blicken. Nun schlägt das Thema in Aßling mit voller Härte zu.
Schulamt will informiert haben - die Frage ist: wen?
Das Bayerische Kultusministerium verspricht auf EZ-Anfrage: „Nach den Osterferien wird am 18.04.2023 auch der Klasse 1 b der Grundschule Aßling eine Lehrkraft zur Verfügung stehen.“ Sonderbar jedoch der zweite Satz des Sprechers vom Freitag, 31. März: „Darüber hat das Staatliche Schulamt Ebersberg am gestrigen Donnerstag die Schulleitung informiert.“ Davon weiß die Schulleitung nichts, weder Rektor Pollak noch seine Stellvertreterin, bei der er am Freitag, 31. März, extra nochmals nachgefragt hat.
Noch mehr Nachrichten aus der Region Ebersberg lesen Sie hier. Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s auch in unserem regelmäßigen Ebersberg-Newsletter.