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Angst vor dem Feuerteufel

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Von: Josef Ametsbichler, Christoph Hollender

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Ein Kamerateam am Brandort. Das Medieninteresse war am Morgen nach dem Brand in einem Eglhartinger Wohnblock groß.
Ein Kamerateam am Brandort. Das Medieninteresse war am Morgen nach dem Brand in einem Eglhartinger Wohnblock groß. © Christoph Hollender

Kirchseeon - In Eglharting geht die Angst um. In einem Hochhaus in dem Kirchseeoner Ortsteil hat es in der Nacht zum Mittwoch gebrannt - zum dritten Mal innerhalb eines Jahres. Und zum dritten Mal geht die Kripo von Brandstiftung aus.

52 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen. Sie verbrachten die Nacht im Feuerwehrhaus. Drei Bewohner und ein Polizist wurden leicht verletzt, der Schaden beläuft sich auf 15 000 Euro.

Kripo: Es war wieder Brandstiftung

Lisa Krämer steht in ihrer Wohnungstür. Sie blickt ins verrußte Treppenhaus, Putz ist von den Wänden abgeplatzt, der Rahmen der Wohnungstür gegenüber ist angebrannt, das große Fenster im Treppenhaus zersprungen. Kurz nach Mitternacht ging eine Couch in Flammen auf, die im Flur abgestellt war. Es ist der Morgen danach, hinter der 24-Jährigen liegt ein schlaflose Nacht. Polizisten robbten zu ihrer Wohnung, um sie aus dem brennenden Gebäude zu bringen. „Ich hatte totale Angst“, sagt sie. Sobald es geht, will sie aus dem Wohnblock ausziehen. Denn: Dass dieser Brand ein Unfall war, daran glaubt keiner der Bewohner.

Viele Bewohner haben jetzt Angst. Die Flammen schlugen fünf bis sechs Meter hoch aus dem vierten Stock, berichtet Lisa Krämer. Es habe sich angehört, als würden Böller explodieren. Möglicherweise sei Brandbeschleuniger im Spiel gewesen, vermutet die 24-Jährige. Die Brandfahnder aus Erding ermitteln derzeit.

„Ich habe mir schon überlegt, aus dem Fenster zu springen“

Gabriele Bauer, 78, wohnt seit zehn Jahren im zweiten Stock des Wohnblocks. „Ich würde lieber gestern als heute ausziehen“, sagt sie. Sie fürchtet immer mehr, es könnte ihr etwas zustoßen. Als sie nachts das Feuer bemerkte, packte sie ihren Hund und rannte ins Freie. Es war bitterkalt. Im Feuerwehrhaus, das als Notunterkunft herhalten musste, seien die Menschen aber gut mit Decken und Getränken versorgt worden. Die Feuerwehr musste einige der Wohnungen aufbrechen, berichtet der Hausmeister.

Stephan, seinen vollen Namen möchte er nicht nennen, war noch vor dem Eintreffen der Feuerwehr aus seiner Wohnung im ersten Stock geflüchtet. „Ich habe mir schon überlegt, aus dem Fenster zu springen“, sagt er. Auf seiner Etage hat es zweimal gebrannt. Im Februar und im Mai 2016 hatte ein Unbekannter dort im Flur abgestellte Kinderwagen angezündet.

Kommt der Täter aus dem Haus?

Über das Motiv des Brandstifters zerbrechen sich die Bewohner den Kopf. Die einen vermuten, dass es sich um einen Feuerteufel mit Freude am Zündeln handelt. Andere mutmaßen, es könnte jemand sein, der sich an abgestellten Gegenständen im Hausflur stört. Einig sind sich die meisten darin: Wahrscheinlich wohnt der Zündler mit ihnen unter einem Dach. „Es gibt viele Verrückte in diesem Haus“, sagt ein Bewohner, der anonym bleiben möchte, aus Angst, zum Opfer zu werden.

Die Hausverwaltung des Blocks, der einmal als Sozialbau errichtet wurde, steht jetzt in der Kritik: Bereits nach dem ersten Brand im Februar 2016 hofften die Bewohner auf Rauchmelder und Kameras im Treppenhaus des fünfstöckigen Gebäudes - vergebens. Sogar die Brandspuren der vergangenen Brände sind noch sichtbar; der Ruß an den Wänden wurde nur leicht mit hellgelber Farbe überpinselt, im ersten Stock klafft ein zentimetertiefes Loch im Putz. Die Hausverwaltung, ein deutschlandweit agierendes Unternehmen mit Sitz in Berlin, verspricht auf Anfrage der Ebersberger Zeitung, nun Brandmelder zu installieren. „Darüber hinaus wird geprüft Kameras zu installieren oder einen Wachschutzdienst zu beauftragen“, erklärt der Geschäftsführer. Die Bewohner durften am frühen Mittwochmorgen wieder zurück in ihre Wohnungen. Ruhig schlafen können sie aber wohl erst wieder, wenn es der Kripo gelingt, den Feuerteufel zu fassen.

Die Bewohner durften am frühen Mittwochmorgen wieder zurück in ihre Wohnungen. Ruhig schlafen können sie aber wohl erst wieder, wenn es der Kripo gelingt, den Feuerteufel zu fassen.

DREIMAL BRANDSTIFTUNG IM SELBEN GEBÄUDE IN KIRCHSEEON

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