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Elektroautos zunehmend im Trend: Zahlen im Landkreis Ebersberg verdoppeln sich jährlich

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Von: Josef Ametsbichler

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Ein Renault Zoe an einer E-Ladesäule in Ebersberg.
Ein Renault Zoe an einer E-Ladesäule in Ebersberg. © Stefan Roßmann

Die Zahl der Elektro-Autos im Landkreis Ebersberg steigt stark an. Noch ist ihr Anteil am Verkehr zwar gering, doch es zeichnet sich ab, dass sich das in wenigen Jahren ändern könnte. Die Infrastruktur hinkt aber mit nur 27 öffentlichen E-Tankstellen diesem Trend hinterher.

Landkreis – Anstecken liegt im Landkreis Ebersberg im Trend. Wer glaubt, dieser Text dreht sich um das Coronavirus, irrt aber. Nein, immer mehr Landkreisbürger legen sich Autos zum Anstecken zu. Der Bestand an Elektro- und Hybridfahrzeugen legt derzeit ein nahezu exponentielles Wachstum hin. Virologen versetzt ein solches in Angst und Schrecken; Freunde der E-Mobilität dagegen dürfen sich freuen – die E-Auto-Zahlen verdoppeln sich fast von Jahr zu Jahr.

Der Gesamtanteil der E-Autos ist im Vergleich zu Verbrennern gering, doch die Zahlen in den Gemeinden steigen jährlich.
Der Gesamtanteil der E-Autos ist im Vergleich zu Verbrennern gering, doch die Zahlen in den Gemeinden steigen jährlich. © merkur.de

Bald könnten die E-Autos zahlenmäßig stärker zulegen als die Verbrenner

Zur Wahrheit gehört auch, dass dieser steile Anstieg auf niedrigem Niveau stattfindet: Zum 31. Dezember 2020, dem aktuellen Datenstand aus dem Landratsamt, waren landkreisweit 3029 reine Elektro- oder Hybridautos zugelassen. Ein Jahr davor 1640, zum 31. Dezember 2018 nur 1002. Zum Vergleich: Die Zahl der Benzin- und Dieselfahrzeuge lag zum vergangenen Jahreswechsel bei 112 500, also mehr als 37-mal so hoch – und auch registrierten Verbrenner werden mehr, zuletzt um jährlich knapp drei Prozent.

Steigen die Zulassungszahlen bei den E-Autos aber weiter wie bisher, könnte es knapp für eine Trendwende reichen: Dann wüchse ihr Bestand 2021 auch zahlenmäßig erstmals stärker als der der Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren.

Unternehmer aus Ebersberg: Wer heute noch einen Verbrenner kauft, reitet ein totes Pferd.

Dafür ist es höchste Zeit, findet der Ebersberger Heizungs- und Sanitär-Unternehmer Wolfgang Wochermaier. Er will seine Betriebsflotte in wenigen Jahren gänzlich elektrisch betreiben. „Für mich ist ein Verbrenner ein No-Go“, sagt er. „Wer so etwas heute noch kauft, der reitet ein totes Pferd.“ Sein Kundendienst-Team schickt Wochermaier in vier mit Werkzeug und Ersatzteilen vollgepackten Elektro-Vans zu den Kunden, der fünfte ist bestellt. Dazu kommen vier E-Pkw für Monteure und leitende Mitarbeiter, darunter zwei Tesla Model 3. Nur seine sechs großen Transporter mit Verbrennungsmotor will Wochermaier noch ein paar Jahre fahren, bevor E-Versionen sie ersetzen. „Die sind noch zu neu“, sagt er. „Es muss auch wirtschaftlich sein.“

Der Ebersberger Unternehmer Wolfgang Wochermaier in einem seiner elektrischen Kundendienst-Wagen.
Der Ebersberger Unternehmer Wolfgang Wochermaier in einem seiner elektrischen Kundendienst-Wagen. © Stefan Roßmann

Der Unternehmer rechnet vor, dass die Elektro-Fahrzeuge in der Anschaffung zwar teurer seien – dafür summierten sich aber auch ein niedrigerer Wartungsaufwand, Zuschüsse, Rabatte, Steuerfreiheit und das billigere Tanken. Die Reichweite der Autos genüge für den Arbeitstag, bei Standzeiten oder nach Feierabend wird geladen.

Wochermaier ist einer, der für die Elektromobilität brennt, für den Rentabilität nicht alles ist, sagt er selbst. Vor dem Firmensitz in der Ebersberger Wildermuthstraße steht seit 2016 eine Elektro-Tankstelle, mittlerweile mit vier Ladepunkten, die auch firmenfremde E-Auto-Fahrer nutzen können. Es sei die erste funktionsfähige privat betriebene Ebersberger Ladesäule gewesen, gespeist wird sie möglichst mit Strom aus Solaranlage und Blockheizkraftwerk der Firma.

Ebersberg ist eine gut versorgte Elektro-Insel im ansonsten mau mit E-Tankstellen versorgten Landkreis

Ohnehin steht Ebersberg im Vergleich zum Rest des Landkreises gut unter Strom: Acht der landkreisweit 27 öffentlich zugänglichen E-Tankstellen mit insgesamt 71 Ladepunkten befinden sich in der Kreisstadt. Viele andere Orte, darunter die Bevölkerungszentren Poing und Vaterstetten, sind dagegen im Ladesäulenregister der Bundesnetzagentur noch weiße Flecken auf der Landkarte. Ändern will das der kommunale Energieversorger Eberwerk, an dem sich alle Städte und Gemeinden im Landkreis – außer Baiern und Hohenlinden – beteiligen.

Das Eberwerk betreibt bislang sieben E-Auto-Ladestationen: fünf in Ebersberg, zwei in Forstinning. Dazukommen sollen bald E-Tankstellen in Kirchseeon, Moosach und – falls der Zuschlag klappt – Poing. Damit angefangen hat der Netzbetreiber erst vergangenen November. „Wir lernen das Geschäft noch kennen“, sagt Manuel Herzog, beim Eberwerk für die Unternehmensentwicklung zuständig. „Beim Thema Marketing sind wir noch nicht.“ Erst gehe es darum, Erfahrungen mit der Technik und den Abrechnungsmodalitäten zu sammeln, dann nach Kräften die Mobilitätswende zu unterstützen. Wichtig ist Herzog: Das Eberwerk betreibe seine Stromtankstellen zu 100 Prozent mit regionalem Ökostrom.

Eberwerk will mehr Strom-Zapfsäulen schaffen: „Es wäre gut, wenn jede Gemeinde eine hat“

Eine gewisse Anzahl von Stromtankstellen brauche es, um den Autofahrern die „Reichweitenangst“ zu nehmen – die Sorge, dass unterwegs der Saft ausgehet. „Es wäre gut, wenn jede Gemeinde eine Ladesäule hat“, sagt der Eberwerk-Sprecher. 80 Prozent der E-Autofahrer hätten aber ohnehin daheim oder am Arbeitsplatz eine Stromtank-Möglichkeit.

Das gestiegene Interesse an E-Autos merke das Eberwerk an der hohen Nachfrage bei der Gratis-Beratung zum Einbau privater, geförderter Ladepunkte, sogenannter Wallboxen. „Zwischenzeitlich das Telefon nicht mehr still“, sagt Herzog. Es sieht so aus, als ob Anstecken ansteckend ist.

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