5G: Fluch und Segen zugleich

Es gibt viel Pro und viel Contra: Wirtschaftlicher Nutzen steht gegen gesundheitliche Gefahren, sagen Fachleute. Was also tun mit 5G?
Landkreis – Wenn Corona in puncto digitale Infrastruktur eines gezeigt habe, dann, so Landrat Robert Niedergesäß, dass bundesweit, aber eben auch auf Landkreisebene, noch viel Handlungsbedarf bestehe. Und zwar in der Verwaltung und freien Wirtschaft (Stichwort Homeoffice) ebenso wie etwa in den Schulen (Stichwort Homeschooling). Eine mögliche Lösung für die nahe Zukunft: Die sogenannte 5G-Technologie, also der derzeit neueste Standard mobiler Datenübertragung mit bis zu 20 Gbit/s.
Verbunden, so sagen Befürworter, mit weniger Verbindungs-Ausfällen, enormen Datenkapazitäten, sicheren Kanälen (wichtig zum Beispiel für das Rettungswesen), sich stark vergrößernden Möglichkeiten für die heimische Wirtschaft im regionalen, aber auch globalen Wettbewerb. Verbunden aber womöglich auch mit unmittelbaren Nachteilen für den Menschen in Gestalt von Störungen des zentralen Nervensystems bis hin zu Krebserkrankungen.
Viele Gutachten, viele Meinungen
Dieses ganze Spektrum an unterschiedlichen Auffassungen kam im Rahmen eines Infoabends zutage, zu dem das Landratsamt am Montag in den Sparkassensaal eingeladen hatte. Im Auditorium: vorwiegend Kommunalpolitiker, aber auch Vertreter aus der Wirtschaft bzw. engagierte Bürger. Und sie alle bekamen bei dieser Gelegenheit einen Vorgeschmack darauf, dass uns mit Blick auf 5G noch eine kontroverse Debatte ins Haus stehen wird.
Ein Vertreter einer sehr kritischen Position: Der Baubiologe Jörn Gutbier, der sich in Ebersberg nicht generell gegen Handytechnik aussprach, stattdessen aber risikoärmere Lösungen postulierte – auf Basis von Licht- und Infrarot-Übertragungen. „Mehr Daten mit weniger Strahlung in einem Netz für alle“, lautete seine Losung.
Eine andere Meinung: die von Bernhard Brenner vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Wenn Grenzwerte eingehalten würden, könne man nach jetzigem Stand davon ausgehen, dass gesundheitliche Probleme nicht zwingend zu erwarten seien, sagte er.
Brauchen wir noch mehr Katzen-Videos?
Einen eher philosophischen Ansatz wählte Jürgen Merks vom BUND. Seine Formel: 5G bedeute mehr Datenmengen, mehr Stromverbrauch, mehr Bedarf an Bodenschätzen und nicht zuletzt eine sich beschleunigende Ausbeutung des Planeten. Und wofür? Der Geograf meinte sinngemäß: Dafür, dass wir Menschen uns den Luxus gönnten, das abertausendste Katzen- oder Papageienvideo zu jeder Zeit an jeden erdenklichen Punkt der Erde sichtbar zu machen. Sein Appell, der im Saal spürbar Zustimmung erfuhr: Jeder steht selber in der Verantwortung, sein Online-Verhalten zu überprüfen. Das Netz sorge längst dafür, dass wir ständig aufgefordert würden, Dinge zu tun, die wir gar nicht wollten.
Genau die Frage; so Klaus-Peter Potthast als Vertreter aus dem Wirtschaftsministerium. „Die Menschen wollen das Smartphone und das Tablet, und sie wollen beides auch nutzen“, so seine Erfahrung. Und last but not least gebe es handfeste wirtschaftliche Interessen, die mit einer möglichst breiten 5G-Abdeckung verbunden seien. Der Hinweis aus dem Plenum, dass es auch Menschen gebe, die elektrosensibel reagierten – mit allen möglichen Symptomen, gehörte an diesem Abend zum Gesamtbild dazu. Verdeutlichte er doch ziemlich plastisch, wie ambivalent über die 5G-Technik noch gesprochen werden wird.