Brilmayer hat daneben gegriffen

Per Post hat der Ebersberger Bürgermeister Walter Brilmayer als „besorgter Bürger“ Wahlwerbung verschickt. Ein höchst zweifelhafter Vorgang, findet unser Autor.
Natürlich hat auch ein Bürgermeister eine private Meinung. Natürlich darf er diese auch kundtun. Die Frage ist nur, wie er das tut. Und da hat Walter Brilmayer (CSU), um es vorsichtig auszudrücken, vollkommen daneben gegriffen.
Wie kam er an die Adressen?
Er schreibt den Erstwählern Ebersbergs und der Altersgruppe über 65 einen Brief, in dem er darum bittet, am nächsten Sonntag den jungen CSU-Kandidaten Alexander Gressierer (24) zum Bürgermeister zu wählen. Ausdrücklich betont der Rathauschef, dass er nicht als Bürgermeister schreibt, sondern als „besorgter Mitbürger“. Den Brief an die Jungen ziert ganz oben das CSU-Logo, das Schreiben an die Senioren enthält kein Logo der Partei. Und genau darin liegt das Problem.
Wer wollte es einem langgedienten CSU-Kommunalpolitiker verdenken, wenn er sich für seinen Parteifreund Gressierer stark macht? Doch dürfte Brilmayer als Privatmann die Adressen der Wähler, die er angeschrieben hat, überhaupt nicht haben. Nur politische Parteien dürfen vor Wahlen Auskunft aus dem Wählerverzeichnis erhalten, nicht aber Privatpersonen. Also: Woher stammen die Adressen?
Jeder kann sich Sorgen machen
Das mit dem „besorgten Bürger“ ist nicht angreifbar, jeder kann sich Sorgen machen so viel er will, über was auch immer. Allerdings hat Otto Normalverbraucher keine Chance, diese Sorgen via Meldedaten per Brief an die Haushalte zu versenden.
Schaler Nachgeschmack
Bei Brilmayer, der so lange im Amt ist, dass für die meisten sein Vorname „Bürgermeister“ lautet, hinterlässt die Formulierung „besorgter Bürger“ den schalen Nachgeschmack, dass der Kreisstadt Unheil oder gar eine Katastrophe droht, sollte der SPD-Kandidat Uli Proske (48) gewählt werden.
Brilmayer ist Vorgesetzter
Das verwundert umso mehr, als Brilmayer Vorgesetzter von Proske ist. Dieser verantwortet seit vielen Jahren die städtische Trinkwasserversorgung und arbeitet seit über 20 Jahre als Feuerwehrkommandant Tag und Nacht loyal mit Brilmayer zusammen. Das stellt der Rathauschef in seinem Brief zwar nicht in Abrede, doch lässt er bei der langen Aufzählung der Fähigkeiten von Gressierer bewusst die Frage im Raum stehen, ob Proske diese in hohen Tönen gepriesenen Eigenschaften (intelligent, fleißig, zuverlässig, sympathisch, glaubwürdig) zumindest teilweise auch mitbringt.
„Bürgermeister bis du immer“
Brilmayer hat einmal in Zusammenhang mit der Frage nach seinem Privatleben gesagt: „Bürgermeister bist du immer“. Wer so ein öffentliches Amt bekleidet, könne nicht mal eben schnell in den privaten Modus switchen. Klar: Er wollte Gressierer helfen, was, wie gesagt, vollkommen legitim ist. Die Art und Weise, wie er es getan hat, könnte dem CSU-Kandidaten am Ende aber schaden.