Fettes Geldgeschenk für E-Autofahrer: Mehrere Hundert Euro einfach so

Wer auf Verbrenner verzichtet, dem winken Hunderte Euro im Jahr. Manuel Knecht, Spezialist für E-Mobilität bei der Energieagentur Ebersberg-München, erklärt die THG-Quote - und wie Sie an Ihr Geld kommen.
Landkreis – Wer sich den Umstieg auf ein Auto mit Elektro-Antrieb traut, erhält nicht nur einen satten staatlichen Kauf- oder Leasing-Zuschuss. E-Auto-Fahrer können zudem jedes Jahr aufs Neue das von ihnen eingesparte CO2 am Energiemarkt zu Geld machen. Der Emissionshandel über die sogenannte THG-Quote (Treibhausgasminderungsquote) ist überraschend einfach und einträglich, wie Manuel Knecht (37) von der Energieagentur Ebersberg–München erklärt.

- Herr Knecht, E-Auto-Fahrer bekommen mehrere Hundert Euro im Jahr geschenkt, einfach so. Klingt das nicht zu schön, um wahr zu sein?
Nein, das ist korrekt. Man kann als Fahrerin oder Fahrer eines vollelektrischen Fahrzeugs dieses Transfermodell für weniger CO2-Ausstoß nutzen. Übrigens betrifft das neben E-Autos auch E-Motorräder: Das Fahrzeug muss nur eine Zulassungsbescheinigung Teil I haben (früher Fahrzeugschein, Anm. d. Red.). Für Hybride gibt es kein Geld.
E-Mobilität im Landkreis Ebersberg boomt
Die Zahl der E-Autos im Landkreis Ebersberg steigt: 1869 Kraftfahrzeuge mit reinem Elektroantrieb meldet die Zulassungsstelle mit Stichtag 1. Mai – 385 mehr als noch zum Jahreswechsel. Der Gesamtanteil an den 112.434 zugelassenen Kfz beträgt rund 2,2 Prozent. Dazu kommen 3915 light- und Plug-in-Hybride, die nicht THG-quotenfähig sind.
- Wie viel bekomme ich und was muss ich dafür tun?
Für das Jahr 2022 reicht die Bandbreite je nach Anbieter und Vergütungsmodell von 250 bis zu circa 400 Euro. Für private Autofahrer ist die Ausschüttung sogar steuerfrei. Der einzige Haken ist, dass man ein bisschen Aufwand betreiben muss, um einen Dienstleister für den THG-Quotenhandel auszusuchen und sich bei diesem dann anzumelden. Dafür reichen in der Regel die Adressdaten, eine Kopie der Zulassungsbescheinigung und eine Bankverbindung.
- Woran erkenne ich einen seriösen Anbieter?
Das Thema ist noch sehr neu und bekam erst Ende 2021 so richtig Aufmerksamkeit. Die erste Prämie wird ja 2022 erstmals ausgezahlt. Neben etablierten Playern sind auch viele neue Anbieter auf dem Markt, die zu sehr fairen Bedingungen tätig sind. Daher würde ich nach Bewertungen gehen und die Geschäftsbedingungen der jeweiligen Anbieter genau durchlesen. Die Online-Plattform „goingelectric.de“ listet das zum Beispiel sehr neutral und übersichtlich auf.
- Handelt es sich um ein reines Online-Geschäft?
Es gibt auch regionale Anbieter, etwa örtliche Energieversorger oder Münchner Startups. Man sollte darauf achten, ob man hinter der Firmenphilosophie stehen kann – und wie viel am Ende ausgezahlt wird. Das hängt davon ab, welchen Anteil der Anbieter für seine Dienstleistung verlangt und zu welchem Preis er das gebündelte CO2-Kontingent seiner Kunden verkaufen kann.
- Wie funktioniert das?
Die großen Energieversorger oder andere Unternehmen, die viel CO2 emittieren und ihren Fußabdruck senken möchten oder müssen, kaufen die THG-Lizenzen auf. Ein Elektroauto stößt deutlich weniger Treibhausgas aus als ein Verbrenner. Der Gesetzgeber hat hier einfachheitshalber eine Pauschale von rund einer Tonne eingespartem CO2 angesetzt. Den Preis dafür regelt dann der Markt.
- Wäre es für die Umwelt nicht besser, auf den Verkauf meiner THG-Quote zu verzichten?
Nein, der Umwelt ist beim Verzicht auf die eigene Prämie nicht geholfen. Die nicht verkaufte THG-Quote verfällt nicht, sondern die Bundesregierung hat dann das Recht, diese auf dem Markt zu veräußern. Da dieser Marktmechanismus eingeführt wurde, kann ich nur jeder und jedem empfehlen, daran zu partizipieren. Dadurch wird Geld transferiert für ein saubereres, CO2-ärmeres System im Verkehrssektor unseres Landes.
- Viele warten noch auf ihr bestelltes E-Auto. Sind sie für dieses Jahr schon zu spät dran?
Nein, sie können die Prämie sogar noch bis Februar 2023 rückwirkend für dieses Jahr beantragen. Bei der Menge an Anfragen kam und kommt es je nach Anbieter zu längeren Bearbeitungszeiten.
- E-Autos werden schon beim Kauf stark bezuschusst. Ist es nicht ungerecht gegenüber Verbrenner-Fahrern, dass es jährlich noch mehr Geld über die THG-Quote gibt?
Ich finde es nicht ungerecht. Mit Blick auf meine Generation und unsere Kinder finde ich es verwerflich, weiterhin Verbrenner-Autos zu fahren.
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