Er hält Homosexualität für heilbar: Landratsamt lässt Impfgegner nicht auftreten

Er ist gelernter Milchwirt, Befürworter einer Germanischen Medizin und leugne Aids: Hans Tolzin. Er soll in Ebersberg über Impfen referieren. Das sorgt für ziemliche Bauchschmerzen.
Ebersberg – Als das Kreisbildungswerk Ebersberg kürzlich die Einladung für eine Veranstaltung am 22. Februar veröffentlichte, war nicht klar, dass diese noch für ziemliche Bauchschmerzen sorgen wird. In einem Saal im Landratsamt Ebersberg sollte Hans Tolzin in Form eines Webseminars, also eines Vortrags, der über das Internet übertragen wird, über das Thema Impfen referieren. Sicherlich ein gut gemeintes Thema: Gibt es doch nicht wenige Menschen, die Impfungen kritisch betrachten.
Der Milchwirt sagt, Homosexualität ist heilbar
Kritisch aber dürfte in diesem Fall besonders der Referent sein: Hans U. P. Tolzin. Ein angeblich gelernter Milchwirt aus Schwäbisch Hall und genereller Impfgegner. Er soll, wie Medien berichten, „Befürworter einer Germanischen Medizin“ sein, die Krankheit Aids leugnen und davon ausgehen, dass Homosexualität heilbar ist. Die ARD berichtete, dass Tolzin seit Jahren Menschen verunsichere, seine Behauptungen kaum belege und für Argumente der Wissenschaft nicht erreichbar sei.
Sowohl Kreisbildungswerk als auch Landratsamt geben vor, über die Ansichten Tolzins nicht Bescheid gewusst zu haben, wie unsere Redaktion erfuhr. Eine Kooperation des Landratsamtes mit dem Kreisbildungswerk, wie es in der Einladung für die Veranstaltungen hieß, gibt es nicht. „Das war ein Fehler des Kreisbildungswerks“, sagt Evelyn Schwaiger, Sprecherin der Landkreis-Behörde. Lediglich den Hans-Beham-Saal im Landratsamt wollte das Kreisbildunsgwerk für die Veranstaltung, die fünf Euro Eintritt kosten sollte, buchen.
Unter diesen Umständen keine Veranstaltung
Man habe sich nach Anfrage unserer Zeitung über den Referenten und die Art der Veranstaltung schlaugemacht. Diese sei nicht mit dem Landratsamt „kompatibel“, sagt Schwaiger. „Es ist ein strittiger Referent mit einer extremen Einstellung“, der keine Ausgeglichenheit zeige und keine Gegenmeinung zulasse. Die Veranstaltung werde nicht mehr im Landratsamt stattfinden können, sagt Schwaiger. Der Raum stehe nicht mehr „für das Kreisbildungswerk zur Verfügung“.
Jennifer Becker, Geschäftsführerin des Kreisbildungswerks, sagt, dass bei der Planung Fehler gemacht worden seien. Sie bedaure das. Das Onlineseminar von Tolzin sei von der Volkshochschule (Vhs) Böblingen-Sindelfingen „eingekauft worden“, ohne genau zu überprüfen, wer der Referent ist. Die Ausschreibung sei „sehr neutral“ gewesen. Es habe keine Anzeichen gegeben, welche Hintergründe Tolzin wirklich habe. Man habe immer gut mit der Volkshochschule zusammengearbeitet. Die Veranstaltung Ende Februar werde unter diesen Umständen nicht mehr angeboten, sagt Becker.