Nachbesetzung von Stellen nach „Gutdünken der Amtsleitung“ sieht sie ebenfalls kritisch. Keine Führungskraft werde mehr einem Wechsel eines Mitarbeiters zustimmen, wenn zu befürchten sei, dass die Stellen dann nicht mehr besetzt werden.
So sah dies auch Margrita Schwanke-Berner vom Personalservice im Landratsamt, also quasi die Arbeitgeberseite. Sie befürchtet ein „Hauen und Stechen“ unter den Führungskräften, wenn die Nachbesetzung von Stellen ungewiss sei. Auch sie machte sich Sorgen um den Betriebsfrieden und betonte: „Wir sind ein moderner innovativer Dienstleistungsbetrieb mit Servicegarantie. Das würden wir gerne erhalten. Das geht aber nur mit Personal.“ Die Rede war auch von der Fürsorgepflicht des Arbeitgebers für die Mitarbeiter. Als Reaktion warnte Landrat Robert Niedergesäß (CSU) davor, „Angstszenarien“ aufzubauen.
Woher soll also zusätzliches Geld für den Landkreis kommen? Eine Möglichkeit wäre, die Kreisumlage zu erhöhen, also mehr Geld von den Kommunen zu holen. „Viele Gemeinden sind stark belastet und fast pleite“, hielt Martin Wagner (CSU) dem entgegen. Und er betonte: „Wir brauchen eine klare Kante, auch wenn es weh tut.“ Vizelandrat Walter Brilmayer (CSU) forderte mehr Ausgabendisziplin.
SPD-Kreisrat Hingerl schlug vor, alte Beschlüsse noch einmal zu prüfen. Er will beispielsweise die Entscheidung zu Investitionen für das Prestigeprojekt Wasserstoff im Landkreis nochmals diskutieren. Das Vorhaben hatte die SPD schon früher abgelehnt. „Entweder ist es uns ernst oder es ist uns nicht ernst.“ Karl Schweisfurth (ödp) fordere mehr Mut bei den Entscheidungen und „antizyklisches“ Handeln. Ähnlich auch Wilfried Seidelmann (Freie Wähler). Die Rede war zudem von höheren Schulden.
Der Landkreis Ebersberg ist in vielen Bereichen absolute Spitze. Schlagworte Gesundheitsregion oder Bildungsregion. Damit kann man sich schmücken. Landrat Robert Niedergesäß freut sich stets, positive Meldungen zu verbreiten und große Projekte anzukündigen. Doch jetzt holt ihn die Realität ein. Denn alles muss auch finanziert werden.
Kreis-Finanzchefin Brigitte Keller hatte schon früher vor einer schwierigen finanziellen Lage gewarnt. Unvorbereitet kommt die aktuelle Situation nicht. Vielleicht waren viele der angekündigten Pläne einfach ein paar Nummern zu groß, vor allem, was den Zeitplan betrifft. Dass Investitionen in den Bildungsbereich auch in neue Schulen notwendig sind, ist im Kreistag unstrittig. Auch im Sozialbereich soll nicht gespart werden. Manches muss jedoch auf den Prüfstand. Und manches Projekt wird eben sehr viel länger dauern, als bisher angekündigt. Alles nur auf Corona zu schieben, ist dabei der falsche Weg. Vielleicht sollte man einfach grundsätzlich vorsichtiger planen.
Ein Meinungsbeitrag von Robert Langer
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