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Windkraft-Potenzial an der Schafweide: Stadt diskutiert weiteren Rotoren-Standort im Ebersberger Forst

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Von: Michael Seeholzer

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Vier Windkraft-Anlagen ragen über Bäumen auf.
Die Windkraft gilt neben der Solarenergie als Hoffnungsträger der Energiewende. (Symbolbild) © Stefan Schuhbauer-von Jena

Die Diskussion um fünf Windkrafträder im Ebersberger Forst gewinnt gerade an Schwung, da bringen Ebersberger Stadträte einen weiteren Standort ins Gespräch: Dort, wo derzeit Kies abgebaut wird. Die Grube soll erweitert werden.

Ebersberg – Ohne Kies keine Baustelle. Das gilt gerade im Landkreis Ebersberg, wo viel gebaut wird. Kies lässt sich gut in Geld verwandeln. Das weckt Begehrlichkeiten. Die Kiesgewinnung ist aber mit Eingriffen in den Naturhaushalt verbunden. Deshalb muss bei jeder neuen Abbaufläche genau hingesehen werden. Das war auch im Technischen Ausschuss der Stadt Ebersberg jetzt der Fall. Dabei kam ein neues Argument mit ins Spiel: Ehemalige Abbauareale wären demnach als Standorte für künftige Windenergieanlagen in Betracht zu ziehen – ein doppelter Nutzen?

Diskussion um mehr Platz für den Kiesabbau

Es gibt viele Hürden. Windenergieanlagen im Ebersberger Forst sind in der Bevölkerung umstritten. Es gibt Befürworter, Gegner und solche, die ihre Meinung revidieren und ihre ursprünglichen Bedenken zurückstellen. Zu ihnen gehört die Ebersberger Stadträtin Elisabeth Platzer (SPD). Vordergründig ging es in diesem Fall zwar um eine Erweiterung der Kiesabbauflächen südlich der Schafweide, angrenzend an die Staatsstraße 2086 von Ebersberg nach Hohenlinden, aber möglicherweise um viel mehr.

Das Areal liegt innerhalb des landschaftlichen Vorbehaltsgebietes Südöstlicher Ebersberger Forst, direkt an einer bisherige Abbaustelle – aber außerhalb eines im Regionalplan festgelegten Areals. Das dort tätige Abbauunternehmen will erweitern. Für eine Zulassung ist eine Flächennutzungsplan-Änderung notwendig. Der Technische Ausschuss der Stadt hat einer Wiederaufnahme des entsprechenden Verfahrens jetzt zugestimmt – und zwar einstimmig. Im Rahmen der weiteren Schritte werden unter anderem das Amt für Landwirtschaft, die untere Naturschutz- und die Forstbehörde zu Wort kommen.

„Windräder sind ein guter Gedanke.“

Stadträtin Elisabeth Platzer (SPD)

Von dort sei Widerstand zu erwarten, informierte Christian Stöhr von der Verwaltung: „Forst und Naturschutz stehen dem sehr kritisch gegenüber.“ Im Dezember vor zwei Jahren hatten Platzer und der Ebersberger FW-Stadtrat Toni Ried erhebliche Bedenken geäußert, was eine Erweiterung der Kiesabbauflächen an dieser Stelle betrifft. „Hier wird Wald geopfert“, hatte Platzer gewarnt.

Will erweitern: Der Betreiber der Kiesgrube an der Schafweide im Ebersberger Forst.
Will erweitern: Der Betreiber der Kiesgrube an der Schafweide im Ebersberger Forst. © Stefan Roßmann

In der TA-Sitzung sagte sie jedoch: „Windräder sind ein guter Gedanke. Wenn Behörden Bedenken haben, müssen die geprüft werden.“ Man müsse dann versuchen, die Behörden „mit Argumenten zu überzeugen.“ Das betrifft unter anderem die Tatsache, dass sich in relevanter Nähe der potenziellen Windräder ein für Signalstörungen empfindliches Wetterradar befindet. Das sei aber kein K.O.-Kriterium mehr, informierte Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) die Mitglieder des Ausschusses über seinen Sachstand, sondern eine Frage der „Einzelfallentscheidung“.

Der Windatlas und der Abstand zu Siedlungen sprechen für den Standort, finden die Räte

Gerd Otter (Pro Ebersberg) sprach in der Sitzung von einem „sehr sensiblen Bereich“, den der neue Kiesabbau berühre. Trotzdem entwickelte sich im Rahmen der Aussprache schnell ein erkennbarer Konsens, bei einer späteren Renaturierung zu prüfen, ob der Standort geeignet sei zur Errichtung von Windrädern. Es wurde darauf verwiesen, dass die Stelle laut Windatlas vielversprechend sei und außerdem der Schattenwurf der Rotorblätter nur in den Forst falle und nicht auf Siedlungsteile.

In den Beschluss zur Wiederaufnahme des Verfahrens für eine Änderung des Flächennutzungsplanes wurde einstimmig aufgenommen, den Standort auf seine spätere Eignung für die Errichtung von Windrädern zu untersuchen.

Erweiterung der Kiesgrube: Sechs Hektar Baumbestand im Umgriff

Aber auch ganz ohne diesen Aspekt werden in dem Verfahren Widerstände zu überwinden sein. Auf der Erweiterungsfläche mit einem Gesamtumgriff von sechs Hektar stehen 60- bis 80-jährige Fichten und Fichten-Buchenbestände, die bereits Windwürfe erlebt, sich aber wieder erholt haben. Deshalb müsse eine forstrechtliche Rodungserlaubnis geklärt werden. Auch der Beurteilung des Eingriffs durch die Naturschutzbehörde darf mit Spannung entgegengesehen werden.

Die Stadt allerdings hat ein Argument, warum an dieser Stelle der erweiterte Kiesabbau das kleinere Übel wäre. Sie selbst nämlich will mit der Ausweisung von Konzentrationsflächen eine „Verkraterung“ der Landschaft verhindern, wie im schriftlichen Sachvortrag ausdrücklich erwähnt wurde. Dort war auch zu lesen: „Die regionale Rohstoffgewinnung ist in diesem Verfahren ebenfalls ein abwägungserheblicher Belang“, sie ist systemrelevant.

Renaturierter Kiesabbau - Chance für den Artenschutz?

Dass eine Renaturierung von abgebauten Kiesflächen mit Chancen verbunden ist, haben auch Naturschützer erkannt. Auf diesen „ruderalen Flächen“ nisten sich Arten ein, die es sonst schwer haben in unserer Landschaft. Die Blauflügelige Ödlandschrecke etwa liebt solche Areale. In Ebersberg wurde bei Gsprait versucht, für sie mit kiesigen Flächen eine künstliche Heimat zu schaffen. In alten Kiesgruben gibt es das gratis.

Alle Nachrichten aus Stadt und Landkreis Ebersberg bei der Ebersberger Zeitung. Über den Bau von fünf Windrädern im Ebersberger Forst, sollen alle Landkreis-Bürger im Frühjahr abstimmen.

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