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Gestrichene Faschingsferien: Eltern protestieren gegen Dauer-Lerndruck
Ebersberger Mutter schreibt Wut-Mail an Söder: „Ferienausfall ist eine Farce!“
- vonJosef Ametsbichlerschließen
Ein verzweifelter Bittbrief an den Ministerpräsidenten hat am Ende auch nichts mehr bewirkt: Die Faschingsferien fallen aus. Für die Ebersbergerin Anne Schabow und ihren Sohn Oskar bedeutet das: Auch nächste Woche wird gebüffelt, obwohl Kräfte und Motivation gelitten haben.
Ebersberg - Was Schabow daran vor allem ärgert, ist, dass der Ferienausfall aus ihrer Sicht seinen Zweck verfehlt. Sinn dahinter sei schließlich gewesen, vor Ort in der Schule den Rückstand aufzuholen, den der monatelange Distanzunterricht verursacht hat. „In 45 Minuten Videokonferenz schafft eine Klasse nicht dasselbe wie in einer Schulstunde“, sagt Schabow.
Dieses Problem bemerkt auch Anna Pielock aus Anzing, deren Sohn die 1. Klasse an der Seerosenschule in Poing, einer Förderschule, besucht. Ihr Kind sitze daheim, bekomme nicht die vermehrte Förderung, die es eigentlich brauche. „Trotzdem müssen alle funktionieren“, so Pielock über das Homeschooling. Täglich neue Aufgaben – das gemeinsame Büffeln: „Wir sind durch!“, schreibt sie der Redaktion. „Und hätten uns sehr über eine Woche Ferien gefreut.“
Familie liebäugelte mit Unterrichts-Boykott
Nun werden Oskar aus Ebersberg und Anna Pielocks Sohn aus Anzing aber auch die Faschingszeit daheim am Küchen- oder Schreibtisch vor dem Laptop verbringen. „Das ist eine Farce!“, findet Oskars Mutter. Die Familie habe schon damit geliebäugelt, den Unterricht zu boykottieren. „Endlich mal wieder in den Tag hineinleben und viel an die frische Luft gehen.“ Ferien auf eigene Faust also. „Er hat es abgelehnt“, sagt Schabow über ihren Sohn.
Aufgabenlast wurde Woche für Woche größer
Der Geist ist also willig, aber den Trott allein daheim inzwischen leid. Immer wieder gebe es Tage, an denen der Fünftklässler bis 16 oder gar 17 Uhr über den gestellten Aufgaben brüte, um überhaupt damit fertig zu werden – mit vernünftigen Pausen, wie die Mutter betont. Von Woche zu Woche sei die Aufgabenlast größer geworden, hat sie beobachtet. Für einen, der gerade erst der Grundschule entwachsen ist, mittlerweile zu groß, findet sie.
Eltern: All das Schöne fällt weg
Zumal sich Oskars Gymnasialerfahrung damit auf die Arbeit beschränkt. Im fehle das Blödeln mit den Freunden in der S-Bahn und auf dem Pausenhof; das Quatschen mit dem Banknachbarn, auch wenn es die Lehrerin nicht gerne sieht. „All das Schöne fällt weg und es bleibt nur lernen, lernen, lernen“, sagt Anne Schabow über Oskars Schulalltag.
Nun hofft sie, dass wenigstens der Wechselunterricht schnellstmöglich wieder starten kann. „Die Wünsche sind bescheiden geworden“, frotzelt sie. Bei aller berechtigter Sorge wegen der Virusmutationen habe sie – als Laiin, wie sie betont – das Gefühl, dass mit zuverlässigem Maskentragen das Risiko überschaubar sei. Für den Fünftklässer Oskar ist der Mundschutz übrigens kein Drama: „Ich merke das schon gar nicht mehr“, zitiert ihn die Mutter.