„Von München vergewaltigt“: Mann platzt bei Bürgerversammlung im Umland der Kragen

150.000 Menschen sollen im Münchner Umland bis 2039 zusätzlich wohnen - eine Zahl, die vielen in der Region Angst macht. Ein Egmatinger machte seiner Horror-Vision jetzt bei einer Bürgerversammlung Luft.
Egmating – Hans Heiler sen. sorgt sich um einen zu raschen Bevölkerungszuwachs: „Fürs Münchner Umland ist ein Einwohneranstieg bis zum Jahr 2039 von weiteren 150.000 Menschen geplant. Wir werden von München vergewaltigt“, entrüstete sich Heiler und fragte den Bürgermeister: „Hat sich Egmating damit schon beschäftigt? Passt die Infrastruktur? Könnten Großinvestoren Egmatinger Grund aufkaufen? Wie soll die Gemeinde langfristig aussehen?“ Heiler erntete lang anhaltenden Applaus für seine Gedanken.
Bürgermeister Ernst Eberherr informierte: „Was den Bevölkerungszuwachs betrifft, stehen wir schon auf der Bremse, so kann es nicht weitergehen. Einen Großinvestor im Ort werden wir nicht zulassen, wenn überhaupt Grundstücke verkauft werden, dann gehen wir als Gemeinde selbst ins Geschäft.“
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Ein anderer Bürger vermisst ein Statement des Bürgermeisters zur gemeindlichen Seniorenpolitik. „Wir hörten, was Egmating alles für die Kinder tut und wie man sich um den Dorfladen sorgt, aber über die Alten war nichts zu hören, kein Wort auch von der Überalterung in der Gemeinde. Das Höhenkirchner Altenheim nimmt nur schwer Egmatinger auf und nach Glonn will von hier keiner. Kein Wort auch darüber, dass die Menschen im Alter in der Heimatgemeinde wohnen bleiben wollen – einen alten Baum verpflanzt man nicht. Was ist mit Altenpflege hier im Ort?“

Eberherr gestand ein, dass für Senioren zu wenig getan werde. Er berichtete über eine Bedarfsanalyse zum Thema Seniorenpolitik. „Die hat ergeben, dass der Bereich Höhenkirchen, Aying, Egmating und Glonn gut versorgt ist.“ Überraschend wurde er sehr persönlich: „Ich werde nie in ein Altenheim gehen, lieber sterbe ich, als dass ich ausziehe, wenn’s mich nicht rausschmeißen, bleibe ich zuhause.“ Dann plädierte der Rathauschef dafür, einen regionalen Pflegedienst aufzubauen, um Menschen zuhause pflegen zu lassen. „Ein Pflegeheimplatz kostet an die 3500 Euro, das kann man auch für häusliche Pflege ausgeben.“
Peter Ribinski, seit etwa einem Jahr Mitglied des Dorfladen-Gesellschafterrates berichtete von vielen fehlgeschlagenen Versuchen, eine Immobilie innerhalb des Ortes für die Realisierung des Dorfladens zu finden.“ 104 Menschen im Ort sind dennoch weiter bereit, in die Idee zu investieren“, informierte Ribinski und bedankte sich bei Bürgermeister und Gemeinderat für deren Unterstützung bei der Grundstückssuche.
VON SUSANN NIEDERMEIER
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