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Der nicht immer unkomplizierte Weg zum Netzanschluss

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Von: Jörg Domke

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Bis zu einer Inbetriebnahme einer Photovoltaikanlage ist mitunter viele Geduld gefragt.
Bis zu einer Inbetriebnahme einer Photovoltaikanlage ist mitunter viel Geduld gefragt. © dpa

Zurückgewiesen hat ein Sprecher der Bayernwerke Netz Kritik, die zuletzt zwei Landwirte aus dem Raum Forstinning äußerten. Ihnen ging es beim Anschluss einer gemeinsamen PV-Anlage zu langsam. Gute Lösungen bräuchten jedoch Zeit, heißt es sinngemäß.

Forstinning/Landkreis – Schon Anfang Dezember 2021, mit dem Start der Ampel-Koalition, hatten die drei großen bayerischen Verteilnetzbetreiber, darunter auch die Bayernwerk Netz, öffentlich davor gewarnt, dass die politisch angekündigte Offensive beim Ausbau erneuerbarer Energien die vorhandene Infrastruktur überfordern könne. „Die bayerischen Stromverteilnetze stehen angesichts des erforderlichen massiven Ausbaus der erneuerbaren Energien in diesem Jahrzehnt vor einer fundamentalen Herausforderung.

Die aktuellen Rahmenbedingungen werden dieser neuen Dynamik jedoch nicht mehr gerecht“, hieß es vor einem Dreivierteljahr. Die Unternehmen forderten deshalb „zügige Anpassungen, damit ein schnellerer Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien gelingt und damit die Klimaziele erreicht werden.“

Sie hatten gemeinsameinige Handlungsfelder identifiziert, um Netzengpässe zu beseitigen oder erst gar nicht entstehen zu lassen. Ein wesentliches Ziel des Energiekonzepts: dezentral erzeugter Strom möglichst dann vor Ort zu nutzen, wenn er erzeugt wird. Vor allem die Meldepflichten gegenüber der Bundesnetzagentur müsse entschlackt werden, um Prozesse zu beschleunigen. Ferner sprach man sich für schnellere und standardisierte Genehmigungsverfahren aus. Um das gesellschaftliche Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, seien zudem enorme Investitionen in die Infrastruktur notwendig.

Handlungsbedarf von Netzbetreibern schon im Dezember 2021 festgestellt

„In der Zwischenzeit hat sich viel getan, u.a. die Vereinbarung zum beschleunigten Anschlussverfahren von Politik, Unternehmen und Verbänden“, präzisiert dazu Christian Martens, Pressesprecher der Bayernwerk Netz GmbH. „Um die heimischen Energiequellen, im Freistaat vor allem Solarenergie, schneller an das Stromnetz anzuschließen, haben sich alle Akteure mit einem deutschlandweit einzigartigen Memorandum of Understanding dazu verpflichtet, Genehmigungs- und Bearbeitungsprozesse deutlich zu vereinfachen und damit wesentlich zu beschleunigen“, teilte auch das Wirtschaftsministerium Ende Juli mit.

Doch es braucht alles, auch bei gutem Willen aller, seine Zeit. Eine Erfahrung, die nun auch die beiden Forstinninger Landwirte Martin Hörndl und Herbert Wagner machten, als sie sich unlängst an die EZ wandten mit dem Hinweis, dass es ihnen bei ihrem gemeinsamen Photovoltaik-Vorhaben erheblich zu langsam ging. Deren Kritik wies Martens jetzt zurück, deutete aber in einem Gespräch mit unserer Redaktion an, dass sich in dem konkreten Fall eine Lösung anbahne. Man sei im Gespräch, so Martens. Und unterstrich zugleich, wie stark sich die Zahl Anfragender in den letzten Monaten erhöht habe.

Optimistisch: Forstinninger Vorgang könnte bald schon vor einem Abschluss stehen

Martens: „Seit vergangenem Jahr ist die Bayernwerk Netz mit einer stark steigenden Anzahl an Anfragen sowohl bei Erzeugungs- als auch Bezugsanlagen wie etwa Lade-Infrastruktur für Elektromobilität konfrontiert. So verzeichnen wir im ersten Quartal 2022 im Vergleich zum ersten Quartal 2021 einen Anstieg bei der Anmeldung von Erzeugungsanlagen um 70 Prozent. Die steigende Anzahl an Anfragen führt zu mehr Leistungsreservierungen im Netz, welche aus den ausgesprochenen Einspeisezusagen resultieren. Durch die zunehmenden Leistungsreservierungen nehmen die freien Kapazitäten im Netz ab und die Ermittlung gesamtwirtschaftlich optimaler Netzverknüpfungspunkte wird zunehmend aufwendiger.“

Jeder Antrag werde, so der Pressesprecher, einzeln behandelt, auf seine Wirtschaftlichkeit (Was ist der günstigste Weg?) und seine technische Umsetzbarkeit geprüft (Netzanschlussprüfung). Vielfach sei die technische Umsetzung relativ einfach, manchmal aber auch nicht. Im vorliegenden Forstinninger Vorgang sei eine gewisse Zeit im Unklaren geblieben, welche Art von Anschluss (Nieder- oder Mittelspannung) die Antragsteller nun favorisierten. Martens betonte gegenüber der EZ aber den Willen seines Unternehmens, den Vorgang für alle positiv zum Ende zu bringen. Ein Nein gebe es generell für niemanden. Als Netzbetrieber sei es aber eine Pflicht zu prüfen, dass mit jedem neuen Anschluss die Versorgungsstabilität nicht gefährdet werde.

Gute Vorbereitungen sind für alle sinnvoll

Insgesamt gesehen, so Martens, habe man es bei Photovoltaik-Anschlüssen mit durchaus komplizierten Vorgängen zu tun, die ihre Zeit bräuchten. Daher sei es stets hilfreich, sich vorher umfassend zu informieren, sollte man mit dem Gedanken spielen, eine eigene Anlage anschließen zu wollen. Auch die Bayernwerke stünden schließlich für Verfahrensbeschleunigungen.

Hilfestellungen und Tipps für Anlagenbetreiber von der Anmeldung bis zur Inbetriebnahme findet man im Internet u.a. unter https://www.bayernwerk-netz.de/de/energie-einspeisen/ihre-anlage/projektablauf.html und https://www.bayernwerk-netz.de/content/dam/revu-global/bayernwerk-netz/files/Energieeinspeisen/Netzaschlussportal/infoblatt-reservierungsverfahren-hs-ms-ebene.pdf.  

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