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Corona-Hilferuf aus der Gärtnerei: Das Geld erreicht uns zu spät

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Von: Robert Langer

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Beklagt Ungleichbehandlung: Nele Köstler.
Beklagt Ungleichbehandlung: Nele Köstler, Gärtnereichefin aus Grafing. © sro

In den Glashäusern ist längst Frühling, es grünt und blüht. Doch in den Gärtnereien ist die Stimmung wegen der Corona-Einschränkungen düster. Sie bangen um ihr Überleben.

Grafing - „Wenn wir ab März nicht wieder öffnen dürfen, können wir unser Bestehen nicht garantieren“, sagt Nele Köstler, Chefin des gleichnamigen Gartencenters in Grafing, Familienbetrieb in der sechsten Generation, bis zu 15 Mitarbeiter, mehrere Lehrlinge. „Wir produzieren vor Ort und wir verkaufen vor Ort.“

Fixkosten bleiben

Jetzt hat sie sich in einem offenen Brief an die Politik gewandt und ihre Situation erklärt. Es seien nur wenige Monate pro Jahr, „in denen wir den Löwenanteil unseres Umsatzes machen“, sagt Köstler. Von Oktober bis Ende März würden sich die Gärtnereien auf die Saison vorbereiten. Das heißt, es würden tausende von Primeln, Viola, Geranien gezüchtet. „Ich kann den Laden nicht einfach zusperren und das Licht ausschalten.“ Die Fixkosten für Personal, Heizung und Produktionsmittel blieben. Die Pflanzen müssten zu einem gewissen Zeitpunkt verkauft, andernfalls müssten sie entsorgt werden.

„Ich kann den Laden nicht einfach zusperren und das Licht ausschalten.“

Nele Köstler

Gleichzeitig würde aber der Lebensmitteleinzelhandel „in unseren Markt drängen“, sagt die Firmenchefin. Beispiel Blumen zum Valentinstag. „Das tut weh.“ Köstler will aber diese Geschäfte nicht verantwortlich machen. Sie handelten im „eigenen wirtschaftlichen Interesse. Ich möchte aber auf die Entscheidungsträger zeigen“.

Ungleichbehandlung beklagt

Köstler beklagt die Ungleichbehandlung. Abstandsregeln könnten auf engem Raum nicht eingehalten werden. „Wir als Gartencenter hingegen, haben mehrere tausend Quadratmeter Verkaufsfläche zu Verfügung, wir haben ein gut funktionierendes Lüftungskonzept, wir haben weitläufige und breite Gänge, wir können Einbahnstraßen bereithalten, sodass sich Kunden nicht begegnen.“

Der CSU-Landtagsabgeordnete Thomas Huber räumt gegenüber der EZ „Ungleichbehandlungen“ ein und spricht sich für Perspektiven für die „gebeutelten Familienbetriebe“ aus. Er würde die Forderung zur Öffnung der Gärtnereien zum 1. März unterstützen. „Die Ungewissheit ist das Schlimmste“, so die Reaktion des CSU-Bundestagsabgeordneten Andreas Lenz gegenüber der EZ. Die Betriebe bräuchten Planungssicherheit. „Es geht um Strukturen, die so gefährdet werden und die nicht wieder kommen würden.“ Deshalb seien Öffnungsstrategien notwendig. Lenz verweist auf staatliche Unterstützungsangebote, räumt aber auch ein, dass diese nur bedingt helfen würden. Köstler meint dazu: „Wir werden nun Hilfe beantragen können, jedoch wird uns das Geld nicht mehr rechtzeitig erreichen.“

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