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Bier ohne Schaum? Grausam! Der Grafinger Glasbläser Rudolf Klinger (59) hat deshalb jetzt zur Selbsthilfe gegriffen. Mit einer ungewöhnlichen Erfindung.
– Wenn das Bier ohne Schaum beim Gast ankommt, muss nicht immer die Bedienung schuld sein. Manchmal ist es eher der Architekt, der im jeweiligen Gasthaus vielleicht zu lange Wege fürs Personal eingeplant hat. Der Grafinger Glasbläser Rudolf Klinger (59) hat deshalb jetzt zur Selbsthilfe gegriffen. Mit einer ungewöhnlichen Erfindung.
Eigentlich ein Nebenprodukt
Sein Produkt heißt „Erste bayerische Bierschaumpumpe.“ Die Herstellung dieses „Kronenverstärkers“ war gewissermaßen das Nebenprodukt einer technischen Zusammenarbeit mit Professoren und Doktortitel-Trägern an der Ludwig-Maximilians-Universität in München/Martinsried. Dort ist Klinger seit 25 Jahren als Technischer Glasbläsermeister tätig und musste in dieser Funktion neulich einen ganz feinporigen Filter aus zusammengebackenen, kleinsten Glaskügelchen herstellen. Dieser Filter sollte später einen Ionenaustausch ermöglichen. Aber: Ganz nebenbei war so der Grundstein gelegt für die Bierschaumpumpe.
U-förmig gebogenes Glasröhrchen
Die Erfindung besteht im Wesentlichen aus einem U-förmig gebogenen Glasröhrchen mit zwei unterschiedlich langen Schenkeln. Am Ende des langen Schenkels verhindert der Glasfilter beim Eintauchen des Röhrchens den Eintritt von Bier.
Am kurzen Ende ist ein beweglicher Glaszylinder eingelassen, der wie ein Schnatterventil ein Luftloch verschließt und öffnet, wenn auf einen Gummibalg am oberen Ende der Biegung gedrückt wird, mittels dessen Luft ins Bier gepumpt werden kann. „Das widerspricht nicht dem Bayerischen Reinheitsgebot, weil Stickstoff ins Bier perlt, der sowieso außen um das Bier herum ist“, sagt Klinger und meint damit den Hauptbestandteil unserer Atemluft. Mehrere Luftstöße und schon hat das Bier wieder eine Krone wie aus dem Bilderbuch.
„Zu oft darf man das freilich nicht machen, weil irgendwann wird das Bier dann lack“, sagt Klinger selbstkritisch, der seine Erfindung auf einem Video im Internet vorführt: Klappt bestens, wie man sieht, kann in jeden Biergarten mitgenommen werden und funktioniert auch bei Stromausfall, weil ganz ohne Batterie betrieben. Kurz abgespült, und die Bierschaumpumpe ist für den nächsten Einsatz bereit, sollte man auf das zweite Bier genauso lange gewartet haben, wie auf das erste.
Nicht die erste Erfindung Klingers
Die Bierschaumpumpe ist nicht die erste Erfindung des 59-jährigen Grafingers, der sich an der LMU inzwischen längst zum Prüfungsmeister qualifiziert hat. Sogar Patente hat er schon angemeldet. Viele allerdings werden ihn eher vom Grafinger Markt kennen, wenn er in der Weihnachtszeit an seinem Stand Christbaumkugeln bläst oder Schoppengläser mit Glasbuchstaben oder Namen verziert. Auch Goethebarometer aus Glas hat er auf Wunsch schon hergestellt oder spezielle Flaschen mit ganz langen, dünnen Hälsen. Alles Handarbeit, bei der man sogar zuschauen kann.
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Spätestens auf dem Weihnachtsmarkt werden die Grafinger Klinger wieder begegnen und da sogar in seiner neuerdings zweiten Funktion als Marktchef zusammen mit Ronny Albrecht, mit dem er schon einen Markt am Stadtbahnhof organisiert hat.
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