- vonMichael Seeholzerschließen
Kinder spielen gerne im Matsch. Rund um die Tagesstätte St. Elisabeth in Grafing haben sie dazu ausgiebig Gelegenheit. Auf dem Gelände hat sich ein großer See gebildet. Fachleute stehen vor einem Rätsel.
– Sogar das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim interessiert sich für den rätselhaften Fall, berichtet Bürgermeisterin Angelika Obermayr. Schon einmal gab es einen Feuchtigkeitsschaden in dem relativ neuen Kindergartengebäude, das auf einem schwierigen Baugrund errichtet wurde.
Dass das Gelände seine Tücken hat, war von Anfang an klar, nachdem umfangreich sondiert worden war. Jetzt hat sich die Situation aber noch einmal verschärft. „So schlimm wie jetzt, war es noch nie“, bestätigt Yvonne Magdon vom Stadtbauamt. Unangenehmer Nebeneffekt: In den stehenden Wasserflächen finden Mückenlarven ideale Lebensbedingungen.
Der Kindergartenbau selbst ist vermutlich für die Veränderung nicht verantwortlich; obwohl das Gebäude auf Betonpfähle gegründet werden musste. Oberhalb einer tragfähigen Kiesschicht befinden sich dort dicke Torflagen, die in der Vergangenheit Niederschläge leidlich aufnehmen konnten. Feucht war es hier allerdings schon immer.
Geologisches Büro soll untersuchen
Was genau die Ursache für die neue Entwicklung ist, soll jetzt eruiert werden, kündigt Magdon an. „Wir sind in Kontakt mit einem geologischen Büro.“ Möglicherweise habe sich im Untergrund geologisch etwas verändert. Da sei man aber erst am Anfang. Eine Aussage über die tatsächliche Ursache könne derzeit seriös nicht gegeben werden.
Es gibt aber noch eine andere Theorie, wie das Stadtbauamt bestätigt. Denn möglicherweise sei das Gelände „in früheren Urzeiten“ bereits über einen Kanal entwässert worden. Und dieser Kanal, von dem niemand weiß, wie er denn genau verläuft, könne durch Baumaßnahmen im Umfeld undurchlässig geworden oder ganz zusammengebrochen sein. „Befahren kann man ihn nicht mehr durchgängig“, informiert Obermayr.
Große Wasserflächen rund um den Kindergarten
Die Situation ist momentan folgende: Nördlich und südlich des Kindergartengebäudes haben sich größere Wasserflächen gebildet. Es ist auch ein richtiger Weiher entstanden, in dem große Pappeln stehen. Die sind abgestorben. Nachdem sie aber dort offensichtlich genug Zeit hatten, sich zu stattlichen Bäumen zu entwickeln, liegt der Schluss nahe, dass sich die Verhältnisse lange Zeit in einem einigermaßen stabilen Gleichgewicht befanden.
Inzwischen wurden „Messstellen aufgebaut“, informiert Magdon. Um zu verhindern, dass das Wasser weiter steigt, und damit ein weiterer Schaden in der Kindertagesstätte entsteht, wird mit leistungsfähigen Pumpen abgepumpt.
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Zweiter unangenehmer Nebeneffekt laut Bürgermeisterin Obermayr: Die Grafinger Kläranlage wird belastet, weil das Wasser auch ins Kanalsystem fließen muss. „Außerdem ist das sehr personalintensiv, sogar an den Wochenenden muss kontrolliert werden.“
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Sollte tatsächlich am Ende ein Kanalneubau als Lösung des Problems stehen, wird das nicht billig werden. Außerdem wird die Stadt dazu vielleicht über private Grundstücke gehen müssen. Zudem ist nicht klar, wohin das Wasser geleitet werden kann. Denn wenn über den Fehlbach in die Urtel entwässert würde, landet das Oberflächenwasser schlussendlich dort, wo man es gar nicht haben will: Nämlich in der Stadt Grafing selbst.