Deutsche Bahn sorgt bei Trasse „Limone“ erneut für Wirbel

Kein objektiver Vergleich: Stadt Grafing fordert erneute Bewertung der Tassen zum Brenner-Nordzulauf.
Grafing – „Es wurden Dinge verglichen, die nicht vergleichbar sind“: Bürgermeister Christian Bauer (CSU) besteht darauf: „Offene Fragen müssen aus dem Weg geräumt werden.“ In der jüngsten Stadtratssitzung in Grafing wurde die Deutsche Bahn per städtischer Resolution aufgefordert, eine „erneute Bewertung der Grobtrassen“ zum Brenner-Nordzulauf vorzunehmen. „Mit dem bisherigen Ergebnis der Trassenauswahl ist die Stadt nicht einverstanden.“ „Das muss noch einmal überarbeitet und geprüft werden“, sagte der Rathauschef. „Das hinkt einfach.“
Dass sich die Bahn im Anschluss an das bisherige Dialogverfahren für die bestandsferne Trasse „Limone“ entschieden hat, sorgte mehrheitlich und wiederholt für Kritik im Ratsgremium. Ein wichtiges Argument dabei: „Durch die Trasse Limone werden viele Ortsteile neu mit Bahnlärm belastet, ohne dass die Anwohner an der Bestandsstrecke durch besseren Lärmschutz entlastet werden.“
Völlig ungenügender Lärmschutz
Die alte Strecke bleibe ja weiter in Betrieb und werde zusätzlichen Bahnverkehr aufnehmen müssen, argumentierte Stadtrat Max von Rechberg (CSU). Der Lärmschutz sei dann völlig ungenügend, warnte er. Dass das vor allem in Aßling nicht alle so sehen, ist ihm dabei klar: „Ich hoffe, dass kein Graben in der Bevölkerung entsteht.“
Die „Bürgerverträglichkeit“ müsse bei der Trassenwahl ganz oben stehen und das sei bei der Trasse Limone, die westlich von Lorenzenberg, Eisendorf und Oberelkofen durch freies Gelände verläuft, nicht der Fall. Dazu, so Rechberg, seien Erdbewegungen notwendig, „die kann sich kein Mensch vorstellen“. Nach Ansicht der Stadt gäbe es eine vernünftige Planungsalternative. Das ist der bestandsnahe Neubau von zwei Gleisen, die im Verfahren als „Bürgertrasse“ bezeichnet wird.
Kriterienkatalog trotz Kritik nicht angepasst
Hauptkritik der Stadt Grafing: „Trotz mehrfacher Aufforderung im Rahmen des Dialogforums wurde der Kriterienkatalog an die veränderte Prüfanforderung durch die Möglichkeit des Trassenzubaus an der Bestandsstrecke nicht angepasst. Dadurch war ein objektiver Trassenvergleich nicht möglich.“ Im Klartext: Die Bahn habe sich mit der Bürgertrasse nicht ausreichend auseinandergesetzt, sondern im Wesentlichen nur ihre eigenen Wahltrassen bewertet.
Wie die Stadt und örtliche Initiativen weiterhin auf die starre Haltung der Deutschen Bahn reagieren werden, ist noch offen. Ein Satz in der Stellungnahme zum bisherigen Planungsverlauf lässt aber ahnen, wohin die Reise gehen wird: „Eine neu oberirdische landschaftszerschneidende Trasse mit hohem Verbrauch von wertvoller Fläche wird vor Ort keine Zustimmung finden und den Streckenausbau verzögern.“ Es droht der Klageweg. Der Vorwurf der entscheidungsrelevanten Fehler sei durch die Bahn bisher jedenfalls nicht entkräftet worden.
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