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Trotz Biontech: Geimpfter CSU-Politiker erkrankt an Corona - und rät weiter dringend zur Impfung

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Von: Josef Ametsbichler

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Thomas Huber Abgeordneter aus Grafing
Thomas Huber, Landtagsabgeordneter aus Grafing (49), hat sich trotz Impfung mit dem Coronavirus infiziert (Archivbild). © Peter Kees

Trotz Impfung ist der CSU-Landtagsabgeordnete Thomas Huber aus Grafing an Corona erkrankt. Nach wie vor rät er weiter zum Impfen. Seine Gründe dafür erklärt er im Interview.

Grafing – Doppelt geimpft und trotzdem krank: Thomas Huber (49), CSU-Landtagsabgeordneter aus Grafing, hat das durchgemacht. Wieso er dennoch dringend zum Impfen rät und welche Rolle seine chronische Lungenkrankheit spielt, erklärt er im Interview.

Herr Huber, wie geht es Ihnen?

Inzwischen wieder gut. Nach zwei Wochen ist jetzt meine Isolation vorbei. Zwischenzeitlich bin ich eine Woche mit starken Grippesymptomen flachgelegen: Husten, Fieber, Schwäche. Lange habe ich gar nichts geschmeckt, nun kann ich Süß wieder von Sauer unterscheiden. Zum Glück bin ich ja kein Sommelier, sonst wäre ich noch berufsunfähig.

Wie sind Sie dem Impfdurchbruch auf die Spur gekommen?

Ich bin zweimal mit Biontech geimpft. Aber als ich mich plötzlich müde und schlapp gefühlt habe, habe ich täglich einen Schnelltest gemacht, um niemanden in Gefahr zu bringen. Alle negativ. Aber der PCR-Test ein paar Tage später, als die Symptome immer stärker geworden sind, war dann positiv.

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Hatten Sie Angst?

Grundsätzlich bin ich ein positiv denkender Mensch. Aber in der jüngeren Vergangenheit musste ich eine Reihe von Operationen durchmachen. Und ich bin seit jungen Jahren an COPD erkrankt, einer dauerhaften, atemwegsverengenden Lungenerkrankung, die ich medikamentös behandeln muss. Ich gelte sicherlich als Risikopatient. Da macht man sich Gedanken, wie die Sache ohne Impfung ausgegangen wäre.

Haben Sie darüber mit Ärzten gesprochen?

Natürlich habe ich gleich meinen Hausarzt angerufen. Wir wissen ja immer noch zu wenig über dieses Virus, speziell die aggressivere Delta-Variante. Gut möglich, dass die Krankheit bei mir ohne die Impfung deutlich schwerer verlaufen wäre, weil das Virus wohl tiefer in die Lunge vorgedrungen wäre. Das sind die Fälle, die bis hin zur Beatmung auf der Intensivstation führen können – in meinem Fall wohl riskant.

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Hat der Durchbruch Ihr Vertrauen in die Impfung beschädigt?

Nein. Die Impfung schützt bekanntlich nicht zu 100 Prozent. Man sieht an meinem Beispiel: Es kann jeden treffen. Aber mit einer Impfung eben höchstwahrscheinlich nicht lebensbedrohlich. Meine Frau war unmittelbar mit mir in Kontakt, bevor wir uns sicherheitshalber voneinander isoliert haben. Sie hat sich dank der Impfung nicht infiziert. Dazu kommt, dass wir diejenigen schützen, die es selber nicht können – wie unsere Kinder oder Menschen, die trotz Impfung todkrank werden können. Jüngstes Beispiel: Ex-Außenminister Colin Powell ist an Corona gestorben. Der war zwar geimpft, aber 84 und an Krebs und Parkinson erkrankt.

Wissen Sie, wie Sie sich angesteckt haben?

Nein. Ich war beruflich viel unterwegs, das geht ja zum Glück wieder. Reisen, Konferenzen und öffentliche Verkehrsmittel – das lässt sich der Weg nicht mehr rekonstruieren.

Nicht nur Sie, sondern auch zahlreiche andere Landtagsabgeordnete haben sich angesteckt. Was ist da denn los?

Seit zwei Wochen habe ich das Haus nicht verlassen, habe nur digital mitgearbeitet, soweit es gesundheitlich ging. Vieles erfahre ich aus der Zeitung.

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Wir wissen, dass in der AfD-Fraktion der größte Anteil der Nichtgeimpften ist. Möglicherweise hängt das Eine mit dem Anderen zusammen. Am besten also: impfen lassen und nicht immer von der ,sogenannten Pandemie’ reden. Das Virus kann nicht nur gesundheitsgefährdend, sondern auch tödlich sein, das wissen wir nun wirklich lange genug. Als Politiker sollten wir alle mit einem guten Beispiel vorangehen.

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Das ist schon mal der erste Schritt auf dem Weg zur Vernunft. Vielleicht wagt er auch den zweiten: Vielleicht kommt er der Aufforderungen seiner eigenen Parteifreunde, der Freien Wähler, nach und lässt sich endlich impfen. Der Fortschritt der Impfkampagne ist entscheidend für die Gesundheit, für das Überleben der Menschen – und für die Wirtschaft.

Machen Ihnen die Lockerungen Sorgen?

Ich habe einen Heidenrespekt, wenn nicht ein bisschen Angst davor, dass wir zu sorglos werden. So wichtig und nötig die Lockerungen sind, sollten wir uns die Vorsicht im Umgang mit dem Coronavirus bewahren. Maske und Abstand drinnen, das sollten wir weiter ernst nehmen.

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