Grafings Schulturm mit buntem Gruß nach Ebersberg: Besuch auf der Baustelle

Die Großbaustelle an der Johann-Comenius-Schule in Grafing nimmt Formen an. Hell sollen die Räume sein, die dringend gebraucht werden.
Grafing – Trotz des nackerten Betons kommt im Neubau der Johann-Comenius-Schule in Grafing zum ersten Mal so etwas wie Gemütlichkeit auf. Provisorische Heizgeräte wärmen die Luft in den Räumen, die man erst seit ein paar Tagen als solche bezeichnen kann. Denn nun sind die bodentiefen Fenster eingebaut, die dank Anböschung sogar in den drei Klassenzimmern im Keller für ausreichend Tageslicht sorgen. Für den planenden Architekten Klaus Beslmüller sind die Räume unten mit Gartenzugang aber nur die zweitschönsten im Gebäude. „Der Bergblick“, sagt er über den dritten Stock, „ist phänomenal.“

Neben ihm im frisch verglasten Rohbau, der weithin sichtbar im Osten der Stadt aufragt, steht der Hausherr, Josef Klinger (52). „Hier haben wir bald alles kompakt beieinander“, sagt der Schulleiter des sonderpädagogischen Förderzentrums an der Kapellenstraße. Dann nickt er zufrieden. „Das wird alles deutlich besser.“
Altbau im Förderzentrum Grafing zu voll: Lehrer und Klassen „auf biblischer Wanderschaft“
Momentan funktionieren Teile des Schullebens in der Förderschule, die zwischen Zorneding und Steinhöring den gesamten südlichen Landkreis Ebersberg abdeckt, wie eine Art rollierende Diaspora. einige Schüler-Gruppen sind im ehemaligen Hausmeister-Wohnhaus untergebracht. Ein Physiksaal wurde aufgelöst und fungiert als normales Klassenzimmer. Eine Klasse sitzt im Altbau-Keller, eine andere durfte in der benachbarten Grafinger Regel-Grundschule unterkommen. Der Seminarraum der Lehramtsanwärter muss teils als Gruppenraum für die Förderschüler herhalten – und die Fachschaft Religion hat gar keine eigenen Räume. „Die Kollegen sind auf ständiger biblischer Wanderschaft“, scherzt der Schulleiter. Kurzum: Weil die Schülerzahlen über die Jahre kräftig gestiegen sind, platzt der Altbau von 1985 trotz einer Erweiterung 2002 längst wieder aus allen Nähten.

Bauarbeiten während des Schulbetriebs - laut ist es schon, aber es hilft nichts
Deswegen operieren sie mit dem viergeschossigen Anbau quasi am offenen Herzen. Beslmüller klopft im Erdgeschoss, wo Bauarbeiter gerade mit dem Bohrhammer Ziegel aus der Wand rasseln, gegen provisorisch hochgezogene Rigips-Platten. „Zehn Zentimeter hinter dieser Wand findet der Schulbetrieb statt“, sagt der Architekt. Die Schüler lernen heuer also mit Augen und Ohren, wie eine Baustelle abläuft. In die ehemalige Außenwand, die nun den Übergang vom Alt- zum Neubau bildet, mussten neue Durchgänge geschlagen, andere vermauert werden. „Das war laut“, sagt der Schulleiter. Hilft nix.
In Grafing überwiegt die Vorfreude auf die neuen Räume und das Mehr an Platz leicht den momentanen Baustellen-Pegel. Endlich genug Beratungszimmer, Fach- und Gruppenräume. „Ein bisserl mehr Arbeit sehe ich schon auf mich zukommen“, sagt Hausmeister Herbert Beyer schmunzelnd. „Aber bei einem Neubau kommt am Anfang normalerweise erst einmal nicht viel.“
Johann-Comenius-Schule Grafing bekommt besondere Fußbodenheizung
Ein Schmankerl ist die Fußbodenheizung, die um Ostern installiert werden soll. Gespeist von einem Brunnen auf dem Schulgelände soll sie per Wasser-Wärmepumpe, unterstützt von einer PV-Anlage, das Gebäude winters ressourcenschonend heizen – und sommers mit kaltem Wasser in den Heizschlangen sogar kühlen.
In Betrieb soll der Anbau nicht wie zunächst geplant im Sommer, sondern nach den Herbstferien gehen. Die kleine Verzögerung macht aber niemandem ernstlich Bauchschmerzen. Bauleiterin Susanne Kinze, Ingenieurin im Landratsamt, dem Schulträger, schaut auf eine ganz andere Kennzahl, die sich momentan recht erfreulich präsentiert. „Wir sind im Kostenrahmen“, sagt sie. Das heißt, dass die Baustelle Stand jetzt mit den berechneten 11,7 Millionen Euro Gesamtkosten (inklusive Sanierung einiger Unterrichts- und Sanitärräume im Altbau) hinkommen sollte. Und das ist für eine Baustelle der öffentlichen Hand alles andere als selbstverständlich.
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