Unterstützung in der letzten Lebensphase

Dass die Situation von Menschen mit Demenz – insbesondere auch in ihrer letzten Lebensphase – deren Angehörige ebenso wie Fachleute aus Wissenschaft und Praxis bewegt, bewies das jüngste Treffen der „Alzheimer Gesellschaft Landkreis Ebersberg.“
Kirchseeon – Hier wurden ein Ratgeber für Angehörige vorgestellt und das Ebersberger Modellprojekt zur Stärkung der Hospizkultur und Palliativkompetenz in den stationären Einrichtungen der Altenhilfe angekündigt.
Hans Gnahn, 1. Vorsitzender der Alzheimer Gesellschaft, konnte auf der gut besuchten Veranstaltung im AWO-Alten- und Pflegeheim „Gertrud-Breyer-Haus“ Julia Hartmann, Neurologin und Palliativmedizinerin, begrüßen. Die Wissenschaftlerin aus dem Zentrum für Kognitive Störungen der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München stellte erste Ergebnisse einer Pilotstudie vor. Diese untersucht den Nutzen eines speziell für Angehörige von Menschen mit fortgeschrittener Demenz entwickelten Ratgebers zur Palliativ- und Hospizversorgung sowie die – palliative – Versorgungssituation dieser Menschen.
Die Broschüre „Fortgeschrittene Demenz und Lebensende – Ein Ratgeber für Angehörige über die Ziele und Möglichkeiten der Palliativ- und Hospizversorgung“ sei von einem großen Expertengremium und auch einem Angehörigen entwickelt worden, so die Referentin. Im Rahmen der Studie erhielten 40 betroffene Angehörige von Menschen mit fortgeschrittener Demenz in deren letzter Lebensphase die 24 Seiten umfassende Broschüre zur rund zweimonatigen Lektüre und anschließenden Beurteilung. Diese fiel durchwegs positiv aus. „Alle Angehörigen haben die Broschüre als hilfreich beziehungsweise sehr hilfreich empfunden, insbesondere die Kapitel über belastende Therapien und lebensverlängernde Maßnahmen sowie über die Linderung von Beschwerden am Lebensende“, so Hartmann.
Das ist auch das Ziel, welches die Experten mit dem Ratgeber verfolgen. „Uns haben in den letzten Jahren zunehmend Anrufe von Angehörigen erreicht, die wissen wollten, was in den letzten Stunden eines Sterbenden geschieht, wer ihnen in der palliativen Phase helfen kann, an wen sie sich mit ihren Fragen wenden können“, sagte die Medizinerin. Der Ratgeber wolle Angehörige informieren, sie so bei Entscheidungen unterstützen und zu informierten Gesprächspartnern der behandelnden Ärzte machen. Die Rückmeldungen der Studienteilnehmer wurden in die zweite Auflage der Broschüre eingearbeitet. Diese ist aktuell vergriffen. Interessenten können sich aber bei Dr. Julia Hartmann unter julia.hartmann@mri.tum.de oder Prof. Janine Diehl-Schmid, Leiterin des Zentrums für Kognitive Störungen und Oberärztin an der Klinik für Psychiatrie im Klinikum rechts der Isar, unter janine.diehl-schmid@tum.de auf die Warteliste für die dritte Auflage setzen lassen.
Unterstützung in der Palliativphase wünschen sich Menschen mit und ohne Demenz und ihre Angehörigen immer dann, wenn der Erkrankte zum Ende seines Lebens eine Linderung der Folgen seiner nicht mehr heilbaren Krankheit erfahren möchte. Sie, aber auch Alten- und Pflegeheime können sich dann an die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV) wenden. Dies gibt es seit 2014 auch im Landkreis Ebersberg. Seit gut drei Jahren treibt Katja Goudinoudis, Leiterin des Zentrums für Ambulante Hospiz- und Palliativ-Versorgung München Land, Stadtrand und Ebersberg, mit ideeller Unterstützung des Christophorus-Hospizvereins und der Alzheimer Gesellschaft die Entwicklung eines Modellprojektes zur Verbesserung der palliativen Versorgung in den 14 Alten- und Pflegeheimen des Landkreises Ebersberg voran. Für dieses könne voraussichtlich in den nächsten Monaten der Startschuss fallen, informierte Cornelia Röthig die Runde. Die Palliativ Care Fachkraft ist Projektleiterin des Ebersberger Modellprojektes - „Hand in Hand – im Sterben nicht allein gelassen“ – Stärkung der Hospizkultur und Palliativkompetenz in den stationären Einrichtungen der Altenhilfe.
„Mit dem Ansatz ‚Praktiker helfen Praktikern‘ wollen wir die Mitarbeiter in den Einrichtungen vor Ort abholen, sie nicht kleinmachen, sondern mit Empathie beschützend an die Hand nehmen“, umriss Röthig das Projekt zur Schulung der Pflegekräfte in palliativer Versorgung der Bewohner. „Wenn das Leben eskaliert, und das tut es erst einmal am Lebensende, reicht eine Profession zunächst nicht“, betonte Röthig. Vielmehr müssten Pflegekräfte, SAPV-Team und Palliativmediziner wie auch Hausarzt Hand in Hand arbeiten.
Ina Berwanger