Bahnschwellenwerk Kirchseeon: Grüne warnen vor Hochglanz-Versprechen

Die Debatte über die Bebauung des ehemaligen Bahnschwellenwerks in Kirchseeon nimmt Fahrt auf. Für Oktober ist ein Bürgerentscheid geplant.
Kirchseeon – Tunnel an der B 304, Sanierung der Gemeindestraßen nach Ilching und Riedering, ein autofreies Quartier und eine überregionale Verkehrsplanung – das sind zentrale Forderungen der Kirchseeoner Grünen im Zusammenhang mit einer möglichen Bebauung des ehemaligen Bahnschwellenwerks. Die Debatte nimmt Fahrt auf. Für Oktober ist ein Bürgerentscheid geplant.
Das Areal ist aus Zeiten früherer Nutzung belastet und lag lange brach. Der Investor, die Firma ECE Works & Live aus Hamburg hat Pläne für eine Entwicklung vorgestellt. Im Raum steht für das rund 170 000 Quadratmeter große Areal quasi ein neuer Ortsteil mit zusätzlichen 3000 Einwohnern, mit Gewerbeflächen für Gastronomie oder einem Lebensmittel-Vollsortimenter. Der Investor kündigte ein transparentes Verfahren an.
Grüne wünschen sich ein autofreies Quartier
„Es gibt diverse Gründe, weshalb wir einen Zuzug von erwartbaren 3000 Neubürgern auf diesem Areal ablehnen“, sagen die Grünen. Sie wünschen sie sich ein autofreies Quartier mit vielen Grünzügen, energieautarken Wohn- und Gewerbegebäuden sowie sozialen Treffpunkten für Jung und Alt. „Aus unserer Sicht wäre eine Teilbebauung absolut ausreichend und würde mehr Platz für Freiflächen ermöglichen.“ Um die Wirtschaftsposition zu stärken, sehen die Grünen viel Raum für „emissionsarmes Gewerbe“. Das könnten zum Beispiel „IT-Unternehmen und Freiflächen-Photovoltaikanlagen sein.“
Ein zentrales Thema ist bei den Grünen der Verkehr. Bei der Lösung der zu erwartenden Probleme auf der Bundesstraße 304 wird erneut eine Tunnellösung ins Gespräch gebracht. Eine überregionale Verkehrsplanung, Ertüchtigung des S-Bahn- und Regionalverkehrs sowie der Ausbau der Radwege seien zwingend erforderlich. Tempo 30 auf der B 304, Kreisverkehre und Linksabbiegeverbote im Ortsbereich seien absolut begrüßenswert und sollten unbedingt und rasch sowie unabhängig von einer möglichen Erschließung des Bahnschwellengeländes vorangetrieben werden. Weiterhin müssten die maroden Gemeindestraßen im Süden, die nach Riedering und Ilching führten, dringend ertüchtigt und ausgebaut werden, um den Mehrverkehr aufnehmen zu können.
Bisherige Gutachten vom Investor finanziert
Die Grünen meinen zudem: „Wir möchten darauf hinweisen, dass sämtliche bisher vorgestellten Gutachten vom Investor über Kostenübernahmeverträge finanziert worden sind.“ Und als Appell an die Bevölkerung im Vorfeld des Bürgerentscheids: „Lassen Sie sich nicht von den Hochglanzprospekten und der hochprofessionellen Vermarktung des Masterplans vom Investor blenden, sondern wägen Sie gut die Vor- und Nachteile für Kirchseeon ab.“
Die Grünen wollen Geschlossenheit demonstrieren. „Mit dieser Erklärung kann jeder Grüne aus Kirchseeon leben, und es ist unser gemeinsam erarbeiteter Standpunkt“, sagt Nathalie Katholing, Fraktionssprecherin im Gemeinderat.
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