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Iglu-Bau im Haus der kleinen Forscher

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Von: Jörg Domke

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Franz Strifler mit Hortkindern in Markt Schwaben
Franz Strifler ist 60, Erzieher, und einer, der sogar viel private Zeit einsetzt, um mit Hortkindern kreativ zu arbeiten. Zum Beispiel an einem Iglu. © jödo

Kreativität steht im Mittelpunkt im Kinderhaus Storchennest in Markt Schwaben. Zum Beispiel, wenn es um den Bau eines Schneehauses geht.

Markt Schwaben – „Darf ich raus zum Iglu?“, fragt der Bub, so um die sechs/sieben Jahre alt, höflich. Anita Gerdes-Elm stimmt sofort zu. „Aber zieh dich vorher ordentlich an!“, ruft die Leiterin des Kinderhauses Storchennest noch hinterher. Schließlich ist Winterzeit. Gemeint ist also so etwas wie eine Matschhose. Jedenfalls Kleidung, die schon mal nass und dreckig werden darf.

Draußen, im großzügig angelegten Garten der Einrichtung, ist ordentlich Betrieb. Fast ein Dutzend Hortkinder tummeln sich um das Haus aus Eis und Schnee, das da halb fertig darauf wartet, endlich vollendet zu werden. Aber es fehlt an „Baumaterial“. Reichlich geliefert hatten die letzten Tage, als es in Markt Schwaben ordentlich geschneit hatte. Doch die Plusgrade der letzten 48 Stunden haben die weiße Pracht schnell verschwinden lassen.

Erst ein Weidenhaus, jetzt ein Iglu

Kein Grund, gleich zu verzagen. Erzieher Franz Strifler schnappt sich kurzerhand ein paar junge Iglu-Bauer. Und der Bautrupp ist sodann, ausgerüstet mit ein paar Bollerwagen und Schaufeln, unterwegs in der Siedlung rund um den Hort. Dort haben sich noch einige von den Anliegern zusammengekarrte Schneehaufen erhalten. Und die werden gleich mal abtransportiert - zur weiteren Verwendung.

Schnee für den Iglu besorgen dieser Tage aber nicht nur die Hort-Mädchen und -Burschen. Am Wochenende waren auch engagierte Eltern rund um die Wittelsbacher Höhe unterwegs, um Schnee zu transportieren. Und nicht zuletzt Franz Strifler. Ihm sind solche Projekte wie das Iglubauen so wichtig, dass er auch schon mal am Samstag oder Sonntag vorbeischaut, um – außer der Reihe – zu werkeln.

Kreativwerkstatt, wo gesägt, geschraubt und gebohrt wird

Strifler („Nenn mich Franz, und ich sag dann Jörg zu dir“) wohnt nicht mal um die Ecke, wie man so sagt. Der 60-Jährige stammt aus Rimsting am Chiemsee. Jeden Tag fährt er 120 Kilometer hin und zurück zum Arbeitsplatz in Markt Schwaben. Ein echter Aufwand, aber er liebt seinen Beruf über alles. Und das ist unschwer zu erkennen.

Auch Franz trägt Matschkleidung. Und das ist auch gut so. Der Untergrund rund um den Iglu ist aufgrund der milden Temperaturen ziemlich batzig geworden. Da kann es einen gestandenen Erzieher wie ihn auch schon mal schmeißen. „Ist mir schon mehrfach passiert“, sagt er beschwichtigend nach so einem Ausrutscher. Und klopft sich sogleich kurz den frischen Dreck von der Hose.

Das ganze Konzept funktioniert, weil man sich als Team versteht

Seit fünf Jahren ist der Rimstinger im Schwabener Hort beschäftigt, der inzwischen von der Storchennest Kitas gGmbH geführt wird. Geschäftsführerin und Gründerin ist Sabina Schneider. Das Kinderhaus, eigentlich eine Containeranlage, betont sie, sei ein Lern- und Lebensraum für individuelle Bedürfnisse. So steht es auch wörtlich in einem Infoheft, das der Träger unlängst veröffentlichte. Seit 2021, heißt es an anderer Stelle, sei das Kinderhaus mit seinen zwei Hort- und einer Kindergartengruppe ein zertifiziertes „Haus der kleinen Forscher“.

Was das genau bedeutet, kann man am besten in der kleinen Kreativwerkstatt in einem der Container ablesen. Hier werde unter Aufsicht gesägt, gebohrt, geschraubt, gemalert, erzählen die Geschäftsführerin und die Einrichtungsleitung. Allen Rollenklischees zum Trotz: Die Werkstatt ist ein Ort, der Buben wie Mädchen gleichermaßen anlockt. Dass das so ist, hat viel auch mit Franz, dem Erzieher, zu tun.

Weidenzelte, Tipis genannt, hat er schon zusammen mit Kindern als Gruppenprojekt errichtet. Der Iglu draußen ist seine neueste Idee. Über ein wenig handwerkliches Grundwissen dafür verfügt er seit der Zeit, als er bei den Pfadfindern anfing. „Einmal Pfadfinder, immer Pfadfinder“, sagt Franz, der sich gerne auch als Weltbummler empfindet.

Gemeinsam etwas schaffen in der Gruppe: Das schweiße zusammen, sagt Anita Gerdes-Elm. Und sie ergänzt: So ein Iglubau sei eine wundervolle Gelegenheit, quasi nebenbei über Themen wie etwa den Klimawandel zu reden. In jedem Fall sei das, was so ein „Haus der kleinen Forscher“ erst möglich mache, ein Gemeinschaftswerk. Mit Franz, den sie liebevoll den „Kreativgeist“ nennen, und den anderen Kolleginnen. Ohne sich gegenseitig zu unterstützen, so die Chefin, könne man das alles nicht machen.

Inzwischen ist Franz schon wieder unterwegs mit einem Trupp: Schnee herbeikarren. „Hoffentlich schneit‘s bald“, so sein kurzfristiger Wunsch. Sonst müsste man den halb fertigen Iglu mit einer Zeltplane dichtmachen. Und langfristig: Bis 65 will er bleiben. Und dann vielleicht daheim in Rimsting noch ein paar Jahre draufsatteln.

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