Kinderarzneimittel: Mangel so schlimm wie nie

Erneut schlägt der Markt Schwabener Apotheker Wolfgang Reiter Alarm: „Die Versorgungsengpässe bei Kinderarzneimitteln sind dramatischer als jemals zuvor.“
Markt Schwaben - Fiebersäfte mit Ibuprofen oder Paracetamol, Kinderelektrolytlösungen bei Durchfall und Erbrechen geben es derzeit überhaupt nicht. „Und Kinder-Antibiotika sind bereits seit einem halben Jahr praktisch nicht lieferbar“, kritisiert der Apotheker Wolfgang Reiter, der auch gesundheitspolitischer Sprecher der bayerischen ÖDP ist.

Bereits im Herbst hatte der Erdinger Reiter, der eine Apotheke in Markt Schwaben führt, für die ÖDP im Kreistag von Erding sitzt und für den Landtag kandidiert, auf die Engpässe hingewiesen. Ein halbes Jahr später zieht er eine ernüchternde Bilanz: „Kinder in Deutschland konnten praktisch nur durch den permanenten Import aus anderen EU-Staaten wie Österreich, Belgien, Niederlande und zum Teil aus der Schweiz durch Apotheken überhaupt irgendwie versorgt werden.“
Vorwurf: Lauterbachs Pläne sind allesamt gescheitert
Alle Maßnahmen, die Gesundheitsminister Lauterbach vor Weihnachten in seinem Eckpunktepapier angekündigt hatte, wie die Abschaffung der Rabattverträge bei Kinderarzneimitteln und die verbindliche mehrmonatige Vorratshaltung, „sind bisher gnadenlos gescheitert“. Nachlieferungen der wenigen verbliebenen Hersteller seien nie ausreichend gewesen.
Reiter kritisiert das System: „20 Jahre Rabattverträge haben Deutschland zum Niedrigpreisland bei Arzneimitteln“ werden lassen.“ Hersteller hätten keine Motivation mehr, nach Deutschland zu liefern, weil sie überall woanders mehr bekämen. „Und gleichzeitig haben wir dadurch unsere deutschen pharmazeutischen Hersteller kaputt gemacht“, empört sich Reiter. Der Einfluss der Konzerne müsse begrenzt werden, so seine Forderung an die Politik.
Noch mehr Nachrichten aus der Region Ebersberg lesen Sie hier. Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s auch in unserem regelmäßigen Ebersberg-Newsletter.