2. Klimaforum: Schlimme Aussichten für Markt Schwaben

Nicht jedem ist bewusst, dass der Klimawandel auch für einen selbst Konsequenzen hat. Beim Klimaforum in Markt Schwaben gab es deshalb viele betroffene Gesichter.
Markt Schwaben – Nein, einen heiteren Abend kann Björn Walz nicht bieten. Dazu ist der Meteorologe aus Grafing auch nicht in den Bürgersaal im Unterbräu nach Markt Schwaben gekommen; der Aktivkreis Klimawende hatte den Fachmann dorthin geladen. Und Walz, 45, hat Fakten im Gepäck, die ernüchtern. Fast schon scheint sich im Verlauf seines einstündigen Vortrags mit dem Titel „Klimakrise und Auswirkungen auf den Landkreis – die verdrängte Herausforderung“ immer mehr so etwas wie ein Mantel der Betroffenheit über das Auditorium zu legen. „Heftig und hart“ ist das, was der Grafinger serviert. So drückt es Hilde Haushofer aus, die mit anderen im Aktivkreis dieses zweite Forum organisierte.
Wasserknappheit wird ein Problem
Einige, allerdings wissenschaftlich laut Walz belastbare Zahlen haben geradezu Schockwirkung. Walz nennt etwa die selbstgemessenen 36,5 Grad Celsius vom 30. Juni 2019 in seiner Heimatstadt. An einem Tag mit 8:50 Stunden über 30 Grad. Erinnert an die Hochwasserkatastrophe von Glonn 2002 oder die Borkenkäferplage von 2018. Lokale Folgen eindeutig eines sich in den letzten Jahren immer rascher ändernden Klimas, wie es heißt.
Doch wie geht es weiter? „Es wird nicht kälter“, sagt Walz, der seit vielen Jahren Wetter-Kolumnist der Ebersberger Zeitung ist. Es gebe, fügt er an, Berechnungen, die für das Jahr 2100 Durchschnittstemperaturen für den Landkreis von 11,x Grad auswiesen, derzeit seien es 7,5.
Sommertage werden immer heißer
Seine weiteren Prognosen: Die Zahl der warmen Sommertage (über 25 Grad) werden von zuletzt 40 auf über 100 pro Jahr steigen. Die Zahl der heißen Tage (über 30 Grad) von fünf auf 25/Jahr. Eistage mit Temperaturen unter 0 Grad hatte man nach ihm zur Verfügung stehenden Aufzeichnungen zuletzt im Schnitt und pro Jahr 35. Sie werden sich auf unter zehn reduzieren. Die Zahl der jährlichen Schneetage lag mal bei 39, Walz erwartet weniger als fünf pro Jahr.
Das alles habe direkte Folgen auf das Zusammenleben im Landkreis. Im Sommer erwarten die Klimaforscher, so Walz, dass der Landkreis Wassermangelgebiet werde. Warum? Heute habe man es mit rund 160 niederschlagsfreien Tagen pro Jahr zu tun. Diese Zahl werde sich bald schon auf 225 einpendeln.
Landwirtschaft wird leiden
Die Auswirkungen in monetären Zahlen: Die Landwirtschaft habe es hierzulande 2017 mit einem wirtschaftlichen Schaden von rund 3,3 Mrd. Euro zu tun gehabt. Speziell in der Schotterebene, also im Landkreisnorden, werde man sich von politischer Seite aus – je früher um so besser – mit Debatten um Bewässerungslösungen anfreunden müssen. Etwa in Gestalt neuer Brunnen und noch mehr interkommunaler Zusammenarbeit bei Wasserfragen.
Doch was kann man tun? Walz spricht von einer „Kohlenstoffklemme“. Und meint damit, dass jeder für sich alles tun müsse, um den CO2-Ausstoß insgesamt drastisch zu reduzieren. Es gebe Sparpotenzial. Und das könne sogar Spaß machen: E-Roller statt Auto. Verzicht auf Fernreisen. Wer mit seiner Familie einmal nach Thailand fliege, verursache so viel CO2 wie eine Familie, die 166 Mal von Ebersberg aus mit dem Pkw zum Gardasee reise.
Jeder kann selbst etwas tun
Walz wirbt für andere Formen von Mobilität. Und scheut auch keine Zuspitzung: „Kinder haben Füße“, streut der praktizierende Vater mal eben so ein. Jeder im Saal weiß, was gemeint ist. Dass unsere Gegend die ist mit der höchsten Dichte übermotorisierter Fahrzeuge, erfährt man nebenbei auch noch. Ein anderes Konsumverhalten könne ein zarter Anfang sein, heißt es abschließend. Die Stichworte dazu lauten: Weniger ist Mehr, Qualität statt Masse, lokale Produkte kaufen, möglichst ohne Plastik auskommen. Regional Werte schöpfen: Im Landkreis gäben die Bürger pro Jahr ca. 300 Mio. Euro für fossile Brennstoffe aus. Geld, so Björn Walz, das klimafreundlicher investiert werden könnte.