Ortstermin am längsten Biotop des Landkreises

Landkreis Ebersberg - Die Heftigkeit dieser Diskussion hatte niemand auf dem Plan: Der Vorschlag von Landrat Robert Niedergesäß, auf dem alten Bahndamm zwischen Moosach und Grafing einen Radweg zu installieren, erntete beißende Kritik, fand aber auch Beifall. Anlass für einen Ortstermin.
Viele reden darüber, wenige kennen die tatsächlichen, örtlichen Verhältnisse. Rund ein Dutzend Bürger trafen sich deshalb auf Einladung von Bündnis90/Die Grünen am ehemaligen Bahndamm zwischen Moosach und Glonn, um sich selbst ein Bild vom heutigen Zustand zu machen.
An allen Zugangsstellen zum früheren Bahndamm stehen Schilder mit dem Hinweis: „Geschützter Landschaftsbestandteil“ und: „Die von 1894 bis 1971 befahrene Bahnstrecke ist aufgrund ihrer landschaftlichen, ökologischen und kulturhistorischen Bedeutung unter Schutz gestellt worden. Der Bahndamm, der naturnahe Gebiete miteinander vernetzt, stellt seit seiner Stilllegung einen wertvollen Lebensraum für gefährdete Tiere und Pflanzen dar. Bitte tragen Sie durch rücksichtsvolles Verhalten zum Schutz dieses Kleinbiotops bei“.
Dieses „längste Biotop im Landkreis“ wird von Natur- und Vogelschützern vehement verteidigt, während andere, unter ihnen auch der Landtagsabgeordnete Thomas Huber (CSU), dem Gedanken etwas abgewinnen können, den Bahndamm zum Radweg auszubauen.
Große Teile des Dammes sind heute sehr dicht bewachsen und werden als Spazier- und Wanderweg, zum Teil sogar illegalerweise als Reitweg genutzt. Zwischen Glonn und Moosach führt der Damm durch dicht bewachsene Bereiche. Die Ränder links und rechts davon sind sehr naturbelassen und ein Refugium für eine vielfältige Flora und Fauna. Der Bereich ist im jetzigen Zustand als Wanderweg optimal nutzbar. Daneben verläuft in Sichtweite die kurvenreiche Fahrstraße. Dort ist das Tempo auf 60 km/h beschränkt. Der Bereich zwischen Moosach und Grafing-Bahnhof verläuft weitgehend durch freie Wiesenlandschaft, wo der Damm kaum noch wahrnehmbar ist und auch nicht als Wanderweg genutzt wird. Die Diskussionen der Teilnehmer waren sehr kontrovers, wobei u.a. die Idee geäußert wurde, die Fahrstraße mit einem weißen Mittelstreifen zu versehen und die Geschwindigkeit auf 30 km/h zu beschränken. So würde den PKW-Verkehr verlangsamt und die Radfahrer würden besser geschützt. Das würde nach Ansicht der Teilnehmer auch bedeuten, der Bahndamm könne unverändert als Wanderweg genutzt werden, weitere Kosten würden nicht verursacht. Zusätzliche Schilder, z.B. „Radfahrweg“ könnten den Radfahrern auf der Straße mehr Sicherheit geben.
Ein Ausbau des Dammes zum Radweg mit geteerter Fläche wurde von kaum jemand ernsthaft befürwortet. „Dies würde das Biotop vollständig zerstören, von den immensen Kosten ganz abgesehen“, waren sich die Teilnehmer weitgehend einig. Niedergesäß und Huber hatten eigener Darstellung nach mit ihrem Vorstoß einen Vorschlag aus der Bürgerschaft aufgegriffen.
Von Otto Hartl
Einen Kommentar zu diesem Artikel finden Sie in der Printausgabe der Ebersberger zeitung vom Dienstag, 4. März 2014